Nach den Plänen der Bundesarbeitsministerin soll das Kabinett im Mai über Reformen zum Thema Fachkräftemangel entscheiden.

Berlin - Die Bundesregierung will nach fast einjähriger Prüfung im Mai über ein Konzept gegen den Fachkräftemangel entscheiden. Arbeitsministerin Ursula von der Leyen (CDU) kündigte in Berlin an, das Kabinett werde noch in diesem Monat entsprechende Maßnahmen auf den Weg bringen. Ob die Ministerin bei der Zuwanderung die Hürden für qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland senken kann, ist aber noch offen. In der Koalition hatten sich Arbeitsministerin von der Leyen (CDU), Bildungsministerin Annette Schavan (CDU) sowie Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) für eine erleichterte Zuwanderung ausgesprochen, waren aber in der CDU/CSU-Fraktion auf heftigen Widerstand gestoßen. Leyen pocht auf rasche Entscheidungen. Im Juni plant die Regierung zusammen mit Vertretern aus Wirtschaft und Gewerkschaften einen Fachkräftegipfel auf Schloss Meseberg bei Berlin.

 

Die Arbeitsministerin hält die Sicherung des Fachkräftebedarfs für eine zentrale Aufgabe. Die Regierung erwartet, dass die Zahl der Erwerbstätigen bis 2025 um rund 6,5 Millionen auf 38 Millionen zurückgeht. Heute klagten bereits ein Drittel aller Unternehmen, dass sie große Schwierigkeiten hätten, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, sagte Frau von der Leyen. Diese Zahl werde weiter steigen. Die Ministerin berichtete von zunehmenden Klagen kleiner und mittelständischer Unternehmen. Diese Betriebe machten häufiger die Erfahrung, dass qualifiziertes Personal von der Industrie abgeworben werde.

Stärkere Beteiligung von Frauen und älteren Menschen am Arbeitsmarkt

Die Bundesregierung appellierte an die Betriebe, die vorhandenen Potenziale stärker zu nutzen. Von der Leyen strebt eine höhere Erwerbstätigenquote von Frauen und Älteren an und will Jugendliche ohne Abschluss qualifizieren. Dies alleine werde allerdings nicht ausreichen, es sei auch qualifizierte Zuwanderung notwendig.

Das Arbeitsministerium prüft gegenwärtig, ob gut qualifizierte Menschen in ausgewählten Ländern gezielt angeworben werden können. Die Ministerin will die Werbetrommel vor allem in Ländern rühren, die eine junge Bevölkerung aufweisen, ähnliche Ausbildungsgänge wie in Deutschland haben oder zu denen bereits enge Wirtschaftskontakte bestehen. In Vietnam gebe es die Tradition, Deutsch zu lernen. Auswanderer könnten aber auch in den USA, Brasilien, Israel, Indien und Russland angesprochen werden.

Die Regierung stützt ihre Pläne auch auf eine Studie des Beratungsunternehmens McKinsey, die am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. "Die Rettung beim Thema Fachkräfte kommt nicht aus dem Ausland", sagte Frank Mattern, der Deutschlandchef von McKinsey. Er hält es für notwendig, dass sich die Unternehmen stärker mit der Frage beschäftigen, wie sie Fachkräfte halten und neue Mitarbeiter gewinnen können. Nach der McKinsey-Studie könnten durch eine stärkere Beteiligung von Frauen und älteren Menschen am Arbeitsmarkt bis 2025 rund drei Millionen Fachkräfte gewonnen werden. Durch Zuwanderung lasse sich die Personallücke im besten Fall um 800.000 Fachkräfte verkleinern, sagte Mattern. Dennoch sei Zuwanderung eine wichtige Ergänzung. Für wichtig halten die Berater, dass sich Mittelständler, Städte, Landkreise und Kammern bei der Standortwerbung zusammentun. Die Attraktivität einer Region sei für Fachkräfte ein wichtiges Kriterium.