Wie eine Bugwelle schiebt Stuttgart seine Kita-Warteliste vor sich her. Engagierte Laien mögen durch ihren Kita-Einsatz manchen Familien aus der Bredouille helfen. Aber als echte Lösung hilft nur eine Aufstockung, findet Redakteurin Inge Jacobs.

Stuttgart - Wie eine Bugwelle schiebt Stuttgart seine Kita-Warteliste vor sich her. Seit Jahren stehen mehr als 3000 Kinder auf der Warteliste – und dies, obwohl die Stadt den Ausbau der Tagesstätten stetig vorangetrieben hat. Für die Eltern kleiner Kinder ist diese Situation nicht akzeptabel. Und was nützt ihnen ein Rechtsanspruch, den sie zwar einfordern können, aber den sie in der Realität nicht erfüllt bekommen?

 

Es ist auch nachvollziehbar, dass Eltern dagegen protestieren, wenn die Kita ihnen plötzlich die Betreuung vor 8 oder nach 16 Uhr kündigt. Nicht jeder Arbeitnehmer kann seine Dienstzeiten mit den Kitazeiten synchronisieren oder hat eine Oma, die mal schnell aushilft. Deshalb ist verständlich, dass die Eltern auch über Aushilfskräfte in der Kita erfreut sind. Denn sie ermöglichen derzeit eine Früh- oder Spätbetreuung in 159 Gruppen. Ohne diese „pädagogisch interessierten Bürger“ müssten nämlich nicht nur 25 Gruppen in Randzeiten dichtmachen, sondern 184.

Laieneinsatz in Kitas kann keine Dauerlösung sein

Eine echte Lösung kann der Laieneinsatz auf Dauer natürlich nicht sein. Zu Recht pochen Stadträte deshalb auf die hohen Personalstandards. Erst vor Kurzem hat die Stadt Stuttgart in einer Pressemitteilung stolz auf ihren deutschlandweiten Spitzenplatz verwiesen, den ihr die Bertelsmann-Stiftung zuerkannt hat: mit 6,1 Kindern auf eine Fachkraft sei dies der „bundesweit günstigste Personalschlüssel“. Und er mache Stuttgarter Kitas zu einem attraktiven Arbeitsplatz, wie Bürgermeisterin Isabel Fezer hervorhob. Tja, im Prinzip schon.

Tatsächlich sind aber 185 Erzieherstellen nicht besetzt, das Leben in Stuttgart ist teuer, und der weitere Kitaausbau erfordert noch mehr Personal. Da helfen nur drei Dinge: Ausbildungsplätze für Erzieherinnen aufstocken, Kitaausbau vorantreiben und Großstadtzulage beibehalten.

inge.jacobs@stzn.de