Es fehlen Lehrkräfte an den Schulen von Leinfelden-Echterdingen. Das wird insbesondere bei Krankheitswellen deutlich. Oberbürgermeister Roland Klenk hat sich für Verbesserungen eingesetzt.

Leinfelden-Echterdingen - Die Personalnot an Stuttgarter Schulen ist groß. Darüber haben die Stuttgarter Zeitung und die Stuttgarter Nachrichten vor wenigen Tagen berichtet. In Leinfelden-Echterdingen sieht die Situation nicht besser aus. Auch dort schnappt manche Schulleitung buchstäblich nach Luft. Ein paar Beispiele:

 

„Die Grippewelle hat voll zugeschlagen“, sagt Heike Hauber, Rektorin der Immanuel-Kant-Realschule. Ende vergangener Woche fehlte fast ein Viertel des Kollegiums. „Täglich gibt es neue Krankmeldungen“, sagt sie. Und: „Mit Fieber kann man eben nicht unterrichten.“ Dennoch muss der Schulbetrieb weiter laufen. „Wir schichten Lehrerstunden um“, sagt Hauber. Priorität haben dabei die Abschlussklassen. „Die Lehrer machen viele Überstunden“, sagt sie. Der Vertretungsplan sei lang. Pensionierte Lehrer werden wieder eingesetzt. Teilweise muss dennoch Unterricht ausfallen.

Es gibt kaum Vertretungslehrer

Insbesondere der Start ins neue Schuljahr sei holprig gewesen, berichtet die Realschulleiterin. Ein Kollege war kurz vor Beginn überraschend ausgefallen. Dieses Problem sei inzwischen gelöst. Aber: „Die Versorgung mit Lehrerstunden ist generell nicht optimal“, sagt Hauber. Denn es gebe in diesem Schuljahr kaum Vertretungslehrer.

Auch an der Ludwig-Uhland-Schule (LUS) lief der Start ins Schuljahr alles andere als rund. Gabriele Roegers, Leiterin der Grund- und Werkrealschule, sagt: „Uns hat es besonders hart getroffen.“ Für eine schwangere Kollegin und eine Lehrerin im Mutterschutz gab es zunächst keinen Ersatz. Zuletzt war die Schule mit 50 Lehrerwochenstunden im Minus.

Seit wenigen Wochen hat sich die Situation etwas entspannt. Ein Lehrer kam dazu, Kollegen haben ihre Stunden aufgestockt. Aber bereits Ende März werde sich laut Roegers eine neue Lücke auftun. Denn dann geht die nächste Kollegin in Mutterschutz. „Obendrauf kommt noch die Grippewelle “, sagt sie. Viele Lehrer seien in der jüngeren Vergangenheit in den Ruhestand gegangen , erklärt Roegers. Viele junge Kollegen wurden eingestellt, die nun eine Familie gründen. Daran sei auch überhaupt nichts auszusetzen. Das Land aber hätte schon früher gegensteuern müssen, damit ein solcher Engpass erst gar nicht entstehe.

„Es gibt zu wenig ausgebildete Lehrer auf dem Markt“, sagt auch Barbara Fritsch-Höschele, die geschäftsführende Schulleiterin der Stadt. Insbesondere bei den technischen Fächern sei der Mangel hoch. Sie sagt: „Das Land sollte mehr Werbung für den Beruf des Lehrers machen und diesen attraktiv halten.“

Dazu passt, dass die beiden Gymnasien in L.-E. ein Problem mit ihrem Informatik-Unterricht hatten. „Wir haben derzeit keinen Informatik-Lehrer in der Stadt“, sagt Wolfgang Krause, Leiter des Philipp-Matthäus-Hahn-Gymnasiums (PMHG) in Echterdingen. Ein Lehrer vom Vaihinger Fanny-Leicht-Gymnasium wird nun die Lücke füllen. Zudem wird ein Mathematiklehrer des PMHG in diesem Fach ausgebildet.

OB schreibt ans RP und ans Staatliche Schulamt

Auch am Leinfeldener Immanuel-Kant-Gymnasium gab und gibt es Personalnot. Die Situation wird dadurch verschärft, dass seit Anfang des Schuljahres die Stelle des Schulleiters nicht besetzt ist. Laut Informationen unserer Zeitung soll sich demnächst eine Bewerberin für diese Stelle in dem zuständigen Gemeinderatsausschuss vorstellen. Vize-Schulleiter Andreas Kübler gibt sich dazu allerdings zugeknöpft.

Um die Situation an den Schulen zu verbessern, hat sich Oberbürgermeister Roland Klenk im Dezember 2016 mit einem Schreiben an das Staatliche Schulamt in Nürtingen und an das Regierungspräsidium in Stuttgart gewandt. Er hat darin insbesondere die damals noch sehr prekäre Situation an der Ludwig-Uhland-Schule und die Not der Gymnasien benannt. „Ich wollte mit dem Brief Eltern und Lehrer unterstützen“, sagt Klenk. Die Stadt als Schulträger habe zwar wenig Einfluss auf die Versorgung der Schulen mit Lehrerstunden. Aber: „Es kann uns nicht egal sein, was in unseren Schulen passiert. Denn es sind ja unsere Kinder“, sagt der OB.

Der Rathauschef hat im Januar von beiden Behörden eine Antwort bekommen. In den Schreiben ist von einem Bewerbermangel und Schwierigkeiten bei der Zuweisung von Vertretungslehrkräften die Rede. Für die LUS konnte deshalb zunächst keine zusätzliche Lehrkraft gefunden werden.

Auch wenn sich die Lage derzeit etwas entschärft hat, sagt Klenk: „Wir werden die Situation weiterverfolgen. Wir dürfen nicht zulassen, dass dies zum Dauerzustand wird.“ Wirklich helfen werde nur, wenn mehr Lehrer an den Hochschulen ausgebildet werden. Stadträte fordern derweil eine bessere Bezahlung der Pädagogen. Das Land müsste zudem eine echte Lehrerreserve aufbauen.

Am Dienstag nun wird die Lehrernot an manchen Schulen wohl noch etwas größer sein. Denn die Bildungsgewerkschaft GEW ruft an diesem Tag die angestellten Lehrer zum Streik auf. Wie viele Kollegen aus Leinfelden-Echterdingen sich an dem Ausstand beteiligen, ist freilich offen.