In der neuen Saison soll beim VfB einiges anders werden - aber ist das auch im Fall des Klassenverbleibs durchführbar?

Stuttgart - Wenn die Profis des VfB Stuttgart ihren Sommerurlaub buchen, sind sie gut beraten, auch eine Reiserücktrittsversicherung abzuschließen. Denn womöglich endet die Saison für sie nicht mit dem letzten Spieltag am 14. Mai, sondern erst nach dem zweiten Relegationsspiel am 23. Mai. Das wäre so, wenn die Mannschaft im Schlussklassement der Fußball-Bundesliga den 16. Platz belegen sollte. Dann müsste sie gegen den Tabellendritten der zweiten Liga ums Überleben im Oberhaus kämpfen. Das heißt: der VfB muss zweigleisig planen. Was wäre, wenn?

 

 Variante A: der Klassenverbleib

In diesem Fall geht es mit dem Manager Fredi Bobic und dem Trainer Bruno Labbadia weiter - Stand Dienstag. Spätestens das 2:4 am Samstag gegen Kaiserslautern hat jedoch dem Letzten im Verein gezeigt, dass ein Schnitt im Kader unvermeidlich ist. Solche Signale hat auch der Aufsichtsrat bereits gesendet. Bobic und Labbadia müssen versuchen, die Mentalität im Team zu ändern. Sonst gibt es in der nächsten Saison kaum Hoffnung auf Besserung. Hinter den Kulissen arbeiten beide schon an der Umsetzung. Neue Leute werden gesucht - vorzugsweise ein Innenverteidiger, ein Rechtsverteidiger und ein defensiver Mittelfeldspieler. Aber solange der Schwebezustand anhält, sind dem VfB die Hände gebunden.

Erschwerend kommt hinzu, dass fast alle Stuttgarter Spieler einen Vertrag über diese Runde hinaus besitzen. Einer vorzeitigen Trennung würden sie wohl nur bei einem annähernd gleichwertigen Angebot zustimmen. Weil Gehälter von drei Millionen Euro beim VfB keine Seltenheit sind, befürchten auch Bobic und Labbadia, dass die Interessenten nicht gerade Schlange stehen werden. Muss der VfB angesichts dessen seinen Umbruch sogar um ein Jahr verschieben, da viele Verträge bis Juni 2012 befristet sind? Das wäre keine schöne Perspektive - zumal der VfB dann auch keine Ablöse mehr kassieren könnte.

Ein monatelanges Machtvakuum

Unabhängig von der Ligazugehörigkeit wird die Präsidentenfrage beantwortet. Alles deutet darauf hin, dass Erwin Staudt so oder so seinen Abschied einreicht. Die Entscheidung über die Besetzung des Vorstands wird auf der nächsten Mitgliederversammlung fallen, die beim Klassenverbleib erst im Herbst stattfindet. Die Folge wäre ein monatelanges Machtvakuum. Wer stellt bis dahin die Weichen?

Variante B: der Abstieg

Das wäre ein Sturz ins Ungewisse, aber auch die Chance für eine Runderneuerung. Labbadia könnte kaum Trainer bleiben. Sein Vertrag gilt ohnehin nur für die Bundesliga. Nachfolgekandidaten wären Holger Stanislawski (St. Pauli) und Mike Büskens (Greuther Fürth), die eine Mannschaft mit jungen Spielern entwickeln müssten. Dass Bobic noch eine Rolle spielen würde, ist zu bezweifeln. Letztlich würde das aber in die Zuständigkeit des neuen Präsidenten fallen, der beim Abstieg wohl schon im Juni gewählt werden könnte. Der Termin würde vorgezogen.

Kürzlich hat der VfB seine Lizenzierungsunterlagen beim Ligaverband DFL eingereicht. Die zweite Liga stünde in Stuttgart finanziell auf so soliden Beinen wie bei kaum einem anderen sportlich mitgefährdeten Verein. Die Sponsoren blieben durchweg erhalten. Dennoch müsste der VfB sparen, so dass die Zäsur in der Mannschaft alleine aus wirtschaftlichen Gründen noch brachialer ausfallen würde als beim Klassenverbleib beabsichtigt. Obwohl das Ziel der sofortige Wiederaufstieg wäre, würde es kein Berliner Modell geben. Hertha BSC hatte vor einem Jahr in einer ähnlichen Situation fast alle Stammspieler gehalten.

Ein Abstieg würde auch dazu führen, dass bei vielen Spielern die Bereitschaft, den VfB zu verlassen, steigen würde. Zwar gelten alle Verträge für die zweite Liga, aber das würde für die meisten das Aus in ihrer Nationalelf bedeuten. So könnte der VfB noch eine Ablösesumme einstreichen - Geld, das er für den Aufbau seiner neuen Mannschaft benötigt, die in zwei oder drei Jahren wieder an die Spitze in der Bundesliga vorstoßen soll. Das wäre dann Plan C.

VfB in Kürze

Schipplock hofft auf Einsatz

Für ein Frustfoul Mitte der zweiten Hälfte an dem Lauterer Verteidiger Rodnei hat sich der VfB-Stürmer Pawel Pogrebnjak die fünfte Gelbe Karte abgeholt - und ist damit für das Auswärtsspiel am Samstag in Köln (15.30 Uhr) gesperrt. Daher spricht vieles für einen Einsatz von Sven Schipplock in der Startelf, den Siegtorschützen vom 2:1 beim FC St. Pauli. Schließlich ist eine Nominierung des suspendierten Ciprian Marica laut dem Manager Fredi Bobic "kein Thema", während Cacau seit Wochen unter Adduktorenproblemen leidet und daher nicht richtig in Tritt kommt. 

Okazaki begrüßt die Familie

Shinji Okazaki ist am Sonntagnachmittag mit dem Zug nach Frankfurt gefahren, um seine Familie am Flughafen abzuholen. Gemeinsam mit seiner Frau Yumemi sowie den Söhnen Toja, 2, und Kenshi, 1, lebt Okazaki nun in Fellbach.

Hajnal schiebt Extraschichten

Der zuletzt aufgrund einer Oberschenkelverletzung verhinderte VfB-Spielmacher Tamás Hajnal arbeitet eifrig an seinem Comeback. Am eigentlich trainingsfreien Montag absolvierte der Ungar eine Extraeinheit an der Seite des Physiotherapeuten Gerhard Wörn.