Die Stadt will ein Büro mit der Planung des Interimsbaus an der Pestalozzischule beauftragen. Der wird auch dringend benötigt.

Vaihingen - Am morgigen Dienstag werden die Mitglieder des gemeinderätlichen Umwelt- und Technikausschusses aller Voraussicht nach dem Stuttgarter Architekturbüro Birk Heilmeyer und Frenzel die Planungen für einen Interimsbau der Pestalozzischule übertragen. Dafür will die Stadt in einem ersten Schritt 90 000 Euro bereitstellen. Doch ist dies nur ein weiterer Zwischenschritt hin zu einem großen Schulcampus, mit dem das Hegel-Gymnasium, die Robert-Koch-Realschule sowie die Pestalozzischule enger zusammenwachsen sollen. Das 70-Millionen-Euro-Projekt war jedoch arg ins Stocken geraten.

 

Der Interimsbau ist aktuell aber vor allem für die Pestalozzischule von großer Bedeutung. Die Schule platzt aus allen Nähten. Zudem wurden Räume im Untergeschoss in einem der beiden Pavillons geschlossen. Die Schule hatte sich vor einigen Monaten zu diesem Schritt entschlossen, weil die Klassenzimmer feucht waren und sich Schimmel gebildet hatte. Hinzu kommt, dass die Pestalozzischule Ganztagsschule werden will und dafür zusätzliche Räume braucht.

Der Ersatz sollte eigentlich schon Anfang diesen Jahres fertig sein. Zuletzt hieß es jedoch, der Baubeginn sei für Sommer 2015 vorgesehen, die Fertigstellung Anfang 2016. Davon geht die Stadt auch weiterhin aus. „Das Gebäude kann im ersten Quartal 2016 bezogen werden“, sagt Gregor Golz vom Hochbauamt, „weil wir wissen, dass ein großer Druck vor Ort herrscht“. So will er bereits nächsten Monat den Bauantrag einreichen, im Spätsommer rollen die Bagger, so der Plan. Dann soll ein zweistöckiges Schulhaus mit 16 Klassenzimmern und einer Nutzfläche von 2200 Quadratmetern entstehen, das mindestens zehn Jahre genutzt werden kann. Das Architekturbüro hatte sich im Sommer 2014 um den Auftrag beworben und soll deshalb zum Zug kommen, weil es bereits ein ähnliches Projekt in Frankfurt betreut hat, das dem im Stuttgart ähnelt.

2009 war das Büro als Sieger aus einem Wettbewerb hervorgegangen, als die Bankenmetropole auf der Suche nach einem Baukastensystem für neue Kitas war. Entstanden ist ein zweistöckiger Entwurf, der Platz für bis zu 120 Kindern bietet und in den vergangenen Jahren dann auch tatsächlich an sechs Standorten umgesetzt wurde. Mit vergleichbaren Systembauten versucht im Übrigen auch die Stadt Stuttgart dem Mangel an Betreuungsplätzen Herr zu werden. Und ein ganz ähnliches Gebäude schwebt den Verantwortlichen nun auch für den Interimsbau an der Pestalozzischule in Rohr vor. Die grundsätzlichen Pläne für einen Schulcampus waren 2013 bereits weit gediehen, die Stadt gab grünes Licht für das Zusammenwachsen der Einrichtungen. Die Neuordnung soll zum einen helfen, mit den sich drastisch verändernden Schülerzahlen nach dem Wegfall der verbindlichen Grundschulempfehlung umzugehen. Zum anderen ist es auch erklärtes Ziel der Landesregierung, künftig neben dem Gymnasium die Gesamtschule als Ersatz für Hauptschule, Werkrealschule und Realschule zu etablieren.

Kernstück der Überlegungen ist denn auch ein Lernhaus, in dem die Fünft- und Sechstklässler der betroffenen Schulen gemeinsam unter einem Dach unterrichtet werden sollen – und zwar, um die Übergänge zu erleichtern.

Darüber hinaus müssen die Gebäude gleich an mehreren Stellen saniert werden, und eventuell könnten einige Bereiche auch gemeinsam genutzt werden. Für die dafür anstehenden Rochaden der diversen Klassenzimmer braucht es jedoch eine Ausweichfläche, und dafür ist der Interimsbau der Pestalozzischule vorgesehen.

Die Architekten, die 2013 den Masterplan für den Schulcampus vorgestellt haben, gingen recht optimistisch davon aus, dass dieser in sechs Jahren umgesetzt werden könne. Die Verwaltung sprach lieber von acht bis zehn Jahren, Skeptiker gar von 15 Jahren. Gregor Golz vom Hochbauamt wüsste, wenn es in Sachen Campus weiter gehen würde. Doch noch sei er nicht mit einer weiterführenden Planung beauftragt worden. „Die nächsten Schritte sind beim Schulverwaltungsamt am Köcheln“, sagt er. Die Gründe dafür kenne er nicht. Doch ist hinter vorgehaltener Hand die Rede davon, dass nicht alle Schulen am gleichen Strang ziehen. Vor allem die Pestalozzischule drückt jedoch aufs Tempo. Wie viele Werkrealschulen kämpft sie ums Überleben.