Fligende Autos, Häuser von Morgen und Kochen mit Hochfrequenz-Strom: So manche Zukunftsvision aus der Mitte des 20. Jahrhunderts hat sich nicht bewahrheitet. Andere Vorstellungen sind dagegen heute Realität.

 

Stuttgart - Aus der Sicht des Jahres 1948 sind wir heute Menschen einer Jahrzehnte fernliegenden Zukunft, die bemerkenswerte Transportmittel wie fliegende Autos oder Schwebegleiter, die zwischen Kuppelstädten verkehren, benutzen sollten. Oder butterweich gefederte Dreiräder mit eingebauten Wagenhebern, wie man sie in einem der Kurzfilme sehen kann, die das Magazin Popular Mechanics in den 40er und 50er Jahren über Technologien der Zukunft produzieren ließ. Mit dabei: "stromlinienförmige Schmuckstücke auf Rädern", die einem schon mal einen Vorgeschmack auf künftige Automobile der nahenden 60er Jahre geben sollten. Kurz davor, im Jahr 1956, präsentierte der amerikanische Automobilkonzern General Motors bereits konkretere Vorstellungen von dem, was über den Highway to Tomorrow rollen sollte (und welche Mode die zum Wagen gehörende Dame trägt!) – der Herr segne den Erfinder der Heckflosse.

 

Innovationen im immobilen Bereich sind im Eichler-X-100-Haus versammelt, benannt nach seinem Erfinder Joseph Eichler, das 1956 im kalifornischen San Mateo errichtet wurde. Zu dem hypermodernen Design gehörte ein drehbarer offener Kamin, eine Wand aus Glas, blasenförmige Deckenlampen, Plastik-Oberlichter, Wohnzimmergärten sowie elektrisch betriebene Schiebetüren. Alternativ ein ins Aberwitzige überzeichnetes weiteres "Haus von Morgen" in Gestalt eines Trickfilmklassikers von Tex Avery. Und hier noch eine wundervolle Zusammenstellung von Reklamefilmchen aus der Mitte des 20. Jahrhunderts, die sich alle mit dem leiblich zentralen Raum jedes Zuhauses befassen: "Die Wissenschaft kennt nun die Antwort auf die Frage: Was ist eigentlich eine Küche" – genauer gesagt: eine Traumküche?

"Was unsere Kinder von Wissenschaft und Technik zu erwarten haben", versuchte aus deutscher Perspektive die Zeitschrift "Hör Zu!" 1950 zu skizzieren. In einem weitsichtigen Blick in das Jahr 2000 kocht die Hausfrau "mit Hochfrequenz-Strömen, die direkt durch das Essen geleitet werden" und muss dafür nur noch ein Sechzigstel der Zeit aufwenden. Jeder Mensch "besitzt eine Uhr, die sich automatisch nach Radiosignalen regelt" und jenseits überraschender Kunststoffe "wird es mit Hilfe der Atomphysik möglich sein, jeden beliebigen Stoff herzustellen. Wahrscheinlich auch Substanzen, die uns heute noch unbekannt sind" (was sich im Fall der verschiedenen radioaktiven Isotope leider bewahrheitet hat). Autos "werden zwar nicht durch Atomkraft angetrieben, wohl aber durch Elektrizität." Und diese Elektrizität "wird von den großen Atom-Kraftwerken sehr billig geliefert." Im Kino kommen die Zuschauer durch den "lang erwarteten farbigen plastischen Film" besser auf ihre Kosten. Aber: "Die berühmte Raketenlandung auf dem Mond ist auch im Jahre 2000 noch nicht geglückt." Da waren die Träume von der Eroberung des Weltraums dann aber stärker und schneller als die technologische Skepsis.

Aber die Fantasie wird nicht arbeitslos. Rick Silva etwa hat mit den Mitteln der Computeranimation und stimmungsvoller künstlicher Klänge eine Menagerie von Vögeln aus der Zukunft geschaffen, den Silva Field Guide to Birds of a Parallel Future. Und während Manish Srivastava die Ansichten des Apple-Mitbegründers Steven “Woz” Wozniak über die Technologien von morgen umreißt, gibt uns die Konteradmiralin und Computerpionierin Grace Hopper 1986 bei einem Auftritt in der TV-Show von David Letterman bemerkenswerte Einblicke in die Vergangenheit: Letterman: "Woher wußten Sie damals schon so viel über Computer?" – Hopper:  "Hab ich nicht. Es war ja der Erste."

Und hier noch ein Blick in eine auch von unserer Gegenwart aus sehr, sehr ferne Zukunft – hundert Trillionen Jahre von heute entfernt.

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Und hier noch wie immer der Tweet der Woche: