Hier geht es in Zukunft um die Zukunft. Das StZ-Hausorakel Peter Glaser befragt einmal die Woche die Kristallkugel nach dem, was morgen oder übermorgen sein wird – und manchmal auch nach der Zukunft von gestern. Dazu als Bonus: der Tweet der Woche!

Hier geht es in Zukunft um die Zukunft. Das StZ-Hausorakel Peter Glaser befragt einmal die Woche die Kristallkugel nach dem, was morgen oder übermorgen sein wird – und manchmal auch nach der Zukunft von gestern. Dazu als Bonus: der Tweet der Woche!

 

„Das überhandnehmende Maschinenwesen quält und ängstigt mich, es wälzt sich heran wie ein Gewitter, langsam, langsam; aber es hat seine Richtung genommen, es wird kommen und treffen.”

Goethe, „Wilhelm Meisters Wanderjahre“ (1821)

Alle reden von 3D-Druckern . Die Technik kommt aus den Achtzigerjahren, als der manuelle Bau von Prototypen, etwa für neue Autokarosserien, noch Unsummen verschlungen hat. Damals gab es die ersten Versuche, aus im Computer entworfenen Modellen Schicht für Schicht reale Objekte aus Kunststoff entstehen zu lassen.

Aus den damals noch teuren Anlagen sind heute 3D-Drucker für den Hausgebrauch geworden, die keine 1000 Euro mehr kosten und es auch Nichtbastlern erlauben, komplexe Gegenstände anzufertigen (Hier ein origineller Ansatz: eine Drahtbiegemaschine). Wem das Entwurfsgeschick fehlt, der kann auf Sammlungen fertiger 3D-Objekte im Netz zurückgreifen. Meist werden Kleinigkeiten produziert – Schmuck, Schuhe, Modellbauteile, Möbel. Fabbing nennt sich diese Fertigung von Einzelstücken oder Kleinserien, eine lässige Version von fabrication. Manche sehen darin bereits den Beginn einer neuen industriellen Revolution.

Die Avantgarde denkt in anderen Dimensionen

Die Avantgarde denkt längst in anderen Dimensionen. Bereits Anfang 2004 baute Behrokh Khoshnevis von der University of Southern California den Prototypen eines 3D-Printers, der einmal mit Beton statt Tinte ein ganzes Haus drucken soll. In Zukunft werden 3D-Drucker auch biologisches Material fabrizieren. Das amerikanische Startup Modern Meadow etwa arbeitet an einem Bio-Printer, aus dem künstliches rohes Fleisch kommt.

„Es verändert die Wirtschaft grundlegend, wenn jeder alles herstellen kann, überall“, sagt Neil Gershenfeld vom Center for Bits and Atoms am MIT. Und nicht nur die Wirtschaft. Die New Yorker Firma Toy Collective, die sich auf Sexspielzeug spezialisiert hat, bot Männern zu Weihnachten als Geschenkservice die Möglichkeit, ihr bestes Stück einzuscannen und aus den Daten ein Silikonsubstitut zu fertigen. Mit dem Fabbing wird ein klassisches Science-Fiction-Kozept auf unerwartete Weise real: der Materietransmitter . Alles, was wir brauchen, ist die Idee eines Objekts. Diese flüchtige Zustandsform läßt sich nun in digitaler Form im Computer festhalten. Von dort können wir sie, wie alle anderen Arten von Daten, durch das Netz überall hinschicken. Am Ende taucht der Gegenstand, den wir hier gerade eingescannt haben, dort in der FabStation wieder auf.

Technische Probleme - und philosophische

Zu den technischen Problemen kommen dann philosophische. Bei unbelebter Materie müssen wir uns beispielsweise auch etwas wie virtuellen Umweltschutz vorstellen. Denkbar ist, dass es Beschränkungen geben wird, wie viel Objektmasse eine Privatperson täglich printen darf, damit die Welt nicht überfüllt wird. Erste Kopierschutzpatente für den 3D-Druck sind bereits angemeldet. Wenn dann Lebewesen nicht nur eingescannt, sondern auch gedruckt werden können, wird es richtig kompliziert. Wenn jemand seine Hamsterdaten oder gar die seiner selbst an einem anderen Ort ausdruckt – muß dann das Original an der Absendestelle vernichtet werden, damit es immer nur ein tatsächliches Individuum gibt? Oder wollen wir riskieren, dass ich, schlecht gelaunt und in Hackerstimmung, die Welt überschwemme mit Hamstern?

Und jetzt: zurück in die Vergangenheit.

Jede Woche sucht Peter Glaser seinen Lieblingstweet aus dem weltweiten Gezwischter aus. Diese Woche:

Jeder Woche sucht ein User seinen Lieblingstweet aus, dieses Mal Tobias Köhler alias @tokoe.

Wenn Sie Peter Glaser einen "Tweet der Woche" vorschlagen wollen, kontaktieren Sie ihn unter @peterglaser.