Nicht nur für Computerdaten gibt es Sicherheitskopien. Auch für mögliche künftige Erntedesaster ist vorgesorgt. Im Svalbard Global Seed Vault, einem Globalen Saaguttresor in Spitzbergen, werden Samen eingefroren und konserviert.

Stuttgart - Hier geht es in Zukunft um die Zukunft. Das StZ-Hausorakel Peter Glaser befragt einmal die Woche die Kristallkugel nach dem, was morgen oder übermorgen sein wird – und manchmal auch nach der Zukunft von gestern. Dazu als Bonus: der Tweet der Woche!

 

Auf Spitzbergen, an einem der abgelegensten Orte der Welt, eisbedeckt und Hunderte Kilometer vom norwegischen Festland im Süden und Grönland im Westen entfernt, führt eine Tür in die Seite eines gefrorenen Bergs. Im Inneren, am Ende eines langen Gangs und durch eine eisige Kammer hindurch, liegt ein Raum, in dem es 18 Grad Minus hat und in dem Reihen von Containern stehen.

Hier, im Svalbard Global Seed Vault, einem Globalen Saaguttresor, werden Samen eingefroren und konserviert – hoffentlich für immer. Platz ist hier für etwa 2,25 Milliarden Samenkörner. Sie sind als Backup für den Fall gedacht, dass die Ernten auf der Welt, aus welchen Gründen auch immer, zerstört oder die landwirtschaftliche Vielfalt gefährdet sein sollte.

Betrieben wird der Svalbard Global Seed Vault vom Global Crop Diversity Trust (auf deutsch etwas sperrig Welttreuhandfonds für Kulturpflanzenvielfalt), der seine Tätigkeit als „ultimative Versicherung für die weltweite Nahrungsmittelversorgung“ sieht und künftigen Generationen die Möglichkeit geben will, den Herausforderungen von Klimawandel und Bevölkerungswachstum zu überwinden. Das Gewölbe wurde von der norwegischen Regierung errichtet und soll als „Backup des Backups“ dienen: Viele Länder haben eigene Saatgut-Speicher oder „Genbanken“ als Reserve für den Fall einer Erntekatastrophe. Im Svalbard-Gewölbe wiederum befinden sich Kopien der Bestände dieser nationalen Repositorien.

Warum bunkert die Welt so viele Samen? Der Crop Trust gibt darauf Antworten, die vor allem mit möglichen Umweltproblemen zu tun haben. Vieles hängt davon ab, wie sich die Bedingungen ändern und ob wir weiterhin in der Lage sind, aus herkömmlichem Bestand neue Pflanzensorten zu züchten, die beispielsweise in einer wärmeren Welt bestehen können. Oder in einer trockeneren oder einer feuchteren Welt – was auch immer geschieht.

Dazu ist als Grundlage der Zugang zu so viel genetischer Vielfalt wie möglich wichtig - so dass Wissenschaftler, sofort, wenn etwas passiert ist, mit der Züchtung neuer Pflanzen beginnen können.

Diese Saatgutlager enthalten ein entscheidendes Stück der Geschichte der Menschheit. Seit den Anfängen der Landwirtschaft werden Pflanzen kultiviert und neue Eigenschaften durch Züchtung entwickelt. In den Saatguttresoren wird damit auch die jahrtausendealte Geschichte der Beziehung zwischen Menschen und Pflanzen bewahrt, und die Kunst, Gene so verändert wie man das möchte.

Es ist zu hoffen, dass wir diese Samen im Eis niemals brauchen werden.

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Und hier noch wie immer der Tweet der Woche: