Als Chefin der Kunstakademie genießt Petra von Olschowski seit sechs Jahren großes Ansehen. Nun wird die Parteilose Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst. Kann das gut gehen?

Kultur: Tim Schleider (schl)

Stuttgart - Und noch eine Stuttgarterin im neuen grün-schwarzen Kabinett von Baden-Württemberg: Petra von Olschowski, Rektorin der Kunstakademie auf dem Weißenhof, wird Staatssekretärin im Ministerium für Wissenschaft, Forschung und Kunst im Mittnachtbau an der Königsstraße (geführt von Theresia Bauer). Eine seit vielen Jahren in Kultur und Wissenschaft versierte Expertin wagt als parteilose Quereinsteigerin den Wechsel in die politische Exekutive – das ist eine weitere Überraschung der Kabinettsliste, die am Dienstag in Stuttgart bekannt wurde.

 

Überraschend in doppelter Hinsicht: der bisherige Kunststaatssekretär Jürgen Walter kommt eigentlich gestärkt aus der Landtagswahl; er hat sein Mandat in Ludwigsburg direkt gewonnen. Sein Interesse am Amt hatte er bereits vor der Wahl bekundet. Indes, dass die Zusammenarbeit mit der Ministerin in jüngerer Zeit nicht immer reibungslos verlief, war bekannt. Und Theresia Bauer war als Spitzenkraft der Landes-Grünen offenbar stark genug, auch innerparteilich für die kommenden fünf Jahre eine neue Stellvertreterin durchsetzen zu können.

Überraschend aber eben auch die Wahl von Olschowskis: parteipolitische Ambitionen sind der 50-jährigen bisher eher fremd gewesen. Ihr weit über alle Lager hinausreichendes Ansehen als Kultur- und Hochschulexpertin hat sie sich ganz allein durch ihre berufliche Karriere erworben: Nach einem Studium der Kunstgeschichte und Germanistik war sie zunächst beim Verlag Hatje und Cantz, dann in der Redaktion der Stuttgarter Zeitung tätig. 2002 wurde sie Geschäftsführerin der Kunststiftung Baden-Württemberg, 2010 Rektorin der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Stuttgart. Daneben und zusätzlich war sie vielfach fachpolitisch engagiert – im Kulturausschuss des Gemeinderates, als Expertin beim Landesgutachten „Kultur 2020“, als überparteiliche Ratgeberin für Regierung, Rathaus und Fraktionen.

Hervorragend vernetzt und vielseitig interessiert: kann das schaden?

In ihr neues Amt bringt von Olschowski viel Kapital ein: Sie ist im Land hervorragend vernetzt, kennt die meisten Protagonisten der verschiedenen Szenen persönlich. All ihre bisherigen Ämter hat sie nicht nur aus Überzeugung, sondern vor allem mit Überzeugungen ausgeübt, mit klaren bildungs-, hochschul- und kulturpolitischen Zielen. Sie kennt das Spiel der Gremien, sie kennt die Mechanismen der Macht. Sie ist Pragmatikerin genug, um diese Mechanismen einzusetzen, ohne ihre Überzeugungen preiszugeben. Und, das werden vor allem die Kulturschaffenden zu schätzen wissen, sie ist selbst eine interessierte Beobachterin von Theater und Tanz, von Kunst uns Literatur.

Mit all diesem Kapital muss sie ausgleichen, was ihr fehlt: die Verankerung in Parlament und Partei. Es gibt viele Polit-Quereinsteiger, die in der Vergangenheit just an der mangelnden Verankerung und an den besonderen Regeln der politischen Verwaltung schmählich gescheitert sind. Von Olschowski traut man zu, auch hier Erfolg zu haben – als Mitstreiterin einer Ministerin, der womöglich in absehbarer Zeit noch ganz andere politische Ämter offen stehen.