Feuer machen und Spuren lesen: Die Pfadfinder vom Stamm Bergwolf haben zusammen mit drei anderen Stämmen einen Tag im Silberwald verbracht. Dort haben sie außerdem gelernt, was überall auf der Welt als Zeichen der Freundschaft unter Pfadfindern gilt.

Sillenbuch/Botnang - Man kann die Brückenbauer schon von Weitem im Wald hören. Acht Wölflinge stehen im Bett eines kleinen Baches mitten im Silberwald bei Sillenbuch. Ihre Aufgabe ist es, mithilfe von Brettern eine bogenförmige Brücke über den Bach zu spannen. „An sich ist das nicht so arg schwer“, erzählt Noah. „Aber wir haben sehr lange gebraucht, bis wir die Flasche mit dem Hinweis in einem Laubhaufen gefunden haben.“

 

An diesem Samstagnachmittag begehen die Sillenbucher Pfadfinder vom Stamm Bergwolf den sogenannten „Thinking Day“. Der Tag wird von Pfadfindern weltweit gefeiert, denn er ist der gemeinsame Geburtstag von Robert und Olave Baden-Powell, dem Gründerehepaar der Pfadfinderbewegung. „Eigentlich war er am vergangenen Mittwoch, aber da ist es schwierig, etwas auf die Beine zu stellen“, sagt Stefan Böhler, der Leiter der Bergwölfe.

Die Kinder sollen voneinander lernen

Also hat sich Böhler ein Programm ausgedacht, bei dem die sechs- bis elfjährigen Wölflinge – so werden angehende Pfadfinder genannt – einen Tag im Wald verbringen können. Dazu hat Böhler drei befreundete Stämme eingeladen: die Feuerreiter aus Botnang, den Stamm Ulrich von Hutten aus Möhringen und Degerloch sowie den Stamm Dragan aus Tübingen. Bei den Bergwölfen ist außerdem ein elfjähriger Flüchtling aus Syrien mit dabei. 35 Wölflinge sind so nach Sillenbuch gekommen, in vier Gruppen müssen sie insgesamt zehn Aufgaben lösen. Das Brückenbauen ist nur eine davon. Der Bach im Silberwald führt derzeit kaum Wasser, die Kinder könnten ihn ohne Brücke queren. Aber darum geht es nicht. „Die Kinder sollen voneinander lernen, sie sollen im Team arbeiten und dabei in der Natur sein“, sagt Michael Lohfink, Leiter der Botnanger Feuerreiter. Einige wüssten schon, wie man eine Brücke baut, andere nicht. „Wir haben daher die vier Stämme in den Gruppen durchmischt“, sagt Lohfink. Außerdem hätten die verschiedenen Stämme unterschiedliches Liedgut, machten andere Zeichen, um auf Gefahren oder Nachrichten hinzuweisen, oder hätten andere Namen für Knoten.

Die Gruppe, zu der auch Noah gehört, hat inzwischen ihre Brücke fertig gebaut. An einem kleinen See am Ende des Bachbettes machen sie Pause, es gibt Schokoladenkuchen. „Man muss zusammenarbeiten, wenn man etwas schaffen will“, erklärt Tim. Man müsse präzise arbeiten, die Bretter gerade und stabil ineinanderstecken. „Genau, wenn man nicht im Team arbeitet, gibt es keine Brücke“, fügt Oliver hinzu.

Pfeile aus Ästen weisen den Weg

Michael Lohfink und Stefan Böhler hören das sehr gerne von ihren Schützlingen. Schließlich ist es genau das, worum es bei der Pfadfinderei geht. Deshalb hat Böhler die zehn Aufgaben an diesem Tag auch an die zehn ursprünglichen Grundregeln der Pfadfinder angelehnt. „An einer Station geht es beispielsweise darum, dass sich die Wölflinge gegenseitig verschiedene Knoten zeigen und daraus ein langes Seil knüpfen“, erklärt Böhler. Das geknotete Seil gilt überall auf der Welt als Zeichen der Freundschaft unter Pfadfindern. So knüpft der Tag auf eine abstrakte Art und Weise an das diesjährige internationale Motto des „Thinking Day“ an: „Grow“, Englisch für wachsen.

Etwa vier Stunden verbringen die angehenden Pfadfinder im Silberwald. Zwischen den Aufgaben müssen sie sich im Wald ihren Weg suchen, quer durch den Wald durch Laub und durch Matsch. Hilfe bekommen sie von den Pfadfindersymbolen auf dem Waldboden: Immer wieder finden sich Pfeile aus Ästen auf dem Boden, die den Weg weisen. Falls etwas passiert, sind die Kinder mit einem Kompass und einer Trillerpfeife ausgerüstet. Zudem gibt es praktischen Unterricht zum Überleben im Wald: Stefan Böhler baut mit den Kindern eine kleine Öllampe, und Michael Lohfink zeigt ihnen den Umgang mit einem Feuerstein.

Die Wölflinge hat der Tag weiter in dem Wunsch bestärkt, Pfadfinder werden zu wollen. „Wenn man so viel im Wald unterwegs ist, kann man einfach so viele Tiere sehen“, sagt Robin. Und Ferdinand sagt, man könne als Pfadfinder „immer mehr neue Dinge lernen, zum Beispiel wie man Feuer macht oder wie man ein Lager baut“. Damit ist er sich mit Oliver aus seiner Gruppe einig: „Es ist einfach cool, mit Freunden im Wald Sachen zu erkunden.“