Nach 31 Jahren ist Schluss: Der katholische Pfarrer Gerhard Nisch wird nur noch vertretungsweise Gottesdienste in Fellbach leiten.

Rems-Murr: Sascha Sauer (sas)

Fellbach - Gerhard Nisch ist eine feste Größe in Fellbach. Und das bald seit 31 Jahren. Für viele Katholiken gehört er so selbstverständlich zur Kirche wie die Hostie zum Gottesdienst. Doch in Zukunft wird der Pfarrer nur noch sehr selten Predigten halten, denn mit Wirkung zum 1. Oktober hat der Bischof Gebhard Fürst ihn mit der Übernahme von Aushilfsdiensten im Dekanat Rems-Murr beauftragt.

 

Ob St. Johannes, Maria Regina, Dreifaltigkeit oder Christus-König-Kirche – drei Jahrzehnte lang hat Gerhard Nisch in Fellbach, Schmiden und Oeffingen Gottesdienste geleitet. Künftig ist er nicht mehr im Pastoralteam und in den Kirchengemeinderäten. „Ich werde aber Vertretungsdienste in der Seelsorgeeinheit Fellbach und im Dekanat Rems-Murr übernehmen, sagt der Pfarrer.

Krankheitsbedingt musste Gerhard Nisch zurückstecken

Im Jahr 1985 ist Gerhard Nisch von Aalen nach Fellbach geholt worden, um das Seelsorgeteam von drei Priestern zu komplettieren. Von 1988 bis 1992 war er leitender Pfarrer der Kirchengemeinde St. Johannes. Dann kam die Wende: Krankheitsbedingt musste er zurückstecken und die Leitung auf Dauer abgeben. Davon hat er sich aber nie entmutigen lassen. „Wer selbst einen Schritt zurücktreten kann, der macht Platz für den, der größer ist – letztlich für Gott selbst“, sagt er.

Vielleicht liegt das auch daran, wie er seine Rolle als Pfarrer versteht. Nisch vergleicht sich mit einem Sämann, der seelisches Wachstum fördern möchte. „Wir brauchen feste, freie und mündige Persönlichkeiten für die Kirche und die Welt“, sagt der 64-Jährige. Nisch mag keine „Kopfnicker“, sondern Menschen, die innerlich gefestigt sind und sich eine Meinung bilden.

Nisch erzählt, dass er immer versucht hat, ein Klima zu schaffen, in dem sich junge Menschen gut entwickeln können. Und das stets auf Augenhöhe: „Kirche und Priester haben eine dienende Funktion. Es geht nicht darum, die eigene Person in den Mittelpunkt zu stellen.“ So mag er auch keine moralisierenden Predigten mit erhobenem Zeigefinger.

Als er vor fast 31 Jahren nach Fellbach kam, waren die Katholiken noch richtige Außenseiter. „Meine Vorgänger hatten es nicht immer einfach, ernst genommen zu werden.“ Doch das habe sich inzwischen mächtig gewandelt. „Das Miteinander zwischen Stadt und katholischer Kirchengemeinde ist heute sehr gut“, sagt der 64-Jährige.

Der Seelsorger setzt sich für Kirchenmusiker ein

Wichtig sei ihm auch immer die Kirchenmusik gewesen, erzählt Nisch. „Ich war zuständig für die Kirchenchöre und -musiker, die ich gefördert und begleitet habe.“ So war er unter anderem für die Anschaffung einer Pfeifenorgel für die Kirche Maria Regina im Jahr 2000 und für die Einführung eines neuen Gesangbuchs in Fellbach im Jahr 2013 zuständig. Ebenso hat er viel Herzblut in die Kolpingsfamilie und die Bürgerstiftung Fellbach gesteckt. Für Letztere war er seit dem Jahr 2008 als Vertreter der katholischen Gemeinde im Stiftungsrat. „Dort werden vor allem Projekte für Kinder, Jugendliche und ältere Menschen unterstützt.“

Gerhard Nisch ist während des Zweiten Vatikanischen Konzils aufgewachsen. Der Aufbruch der Kirche in eine neue Zeit habe sein Studium und auch sein späteres Priestersein geprägt, erzählt er. Den damaligen Wandel beschreibt der Pfarrer mit „Befreiung vom alten Muff“ und „Fenster und Türen aufmachen, um neuen Wind in die Kirche hereinzulassen“.

Mehr als drei Jahrzehnte in der gleichen Stadt. Das ist für einen Pfarrer ungewöhnlich lange. „Ich bin aus gesundheitlichen Gründen geblieben, denn in Fellbach habe ich mein Umfeld gehabt.“ Nisch wird jetzt nur noch in Vertretung einen Gottesdienst leiten. „Ich habe mir immer gesagt, dass ich den Schnitt rechtzeitig mache – nach 31 Jahren ist genug.“