Pferde in England sind zum Reiten da. Ihr Lebenszweck ist nicht, zum Abendessen serviert zu werden. Mit Pferden assoziiert der Brite noble Gestüte, Grand National, Kavallerieaufmärsche, Olympiasieger. Auch zum Image der Royals gehören die Wesen, auf deren Rücken bekanntermaßen das Glück der Erde liegt. Wer könnte sich Prinzessin Anne ohne Helm und Reithosen vorstellen? Wer den königlichen Zapfenstreich ohne berittene Queen? Kein Wunder, dass die britische Gesellschaft Pferde bisher fein säuberlich von allem essbaren Getier getrennt hat. Pferde waren entweder Nutztiere oder Gefährten. Über Pferdefleisch mochten sich die Frogs (die Franzosen) hermachen. Diesseits des Kanals ist Pferd bis heute tabu. Nun wird der Schock der letzten Tage kaum dazu beitragen, das traditionelle Insel-Menü über Nacht zu ändern. Andererseits haben sich erstaunlich wenige Briten wirklich darüber aufgeregt, dass sie möglicherweise seit Monaten Horsey futtern. Ein neuer Ausdruck britischen Gleichmuts? Oder nur Folge des allgemeinen Fleischmischmaschs. . . und abgestumpfter Geschmacksnerven?