Die Pharmafirma Lilly hat neue Nebenwirkungen bei dem Medikament Strattera entdeckt. Es ist zur Behandlung bei ADHS zugelassen.

Bad Homburg/München - Die Bad Homburger Pharmafirma Lilly Deutschland hat Ärzte über Nebenwirkungen des Medikaments Strattera auf Herzfrequenz und Blutdruck unterrichtet. Eine Sprecherin des Unternehmens bestätigte am Samstag eine entsprechende Meldung des Nachrichtenmagazins "Focus". Das Mittel ist gegen Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung (ADHS) bei Kindern und Erwachsenen zugelassen.

 

Der sogenannte Rote-Hand-Brief wurde vom zuständigen Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) im Internet veröffentlicht. Demnach wurden die Mediziner über das Risiko eines Anstiegs von Blutdruck und Herzfrequenz informiert. Ärzte werden in dem Schreiben aufgefordert, Strattera nur eingeschränkt bei Patienten mit schwerwiegenden kardiovaskulären oder zerebrovaskulären Erkrankungen anzuwenden. Vor einer Behandlung solle jeder Patient auf mögliche kardiale Erkrankungen untersucht werden. Herzfrequenz und Blutdruck seien mindestens alle sechs Monate zu messen und aufzuzeichnen.

Datenanalyse

30.000 Ärzte seien informiert worden, sagte eine Lilly-Sprecherin. Anlass für den Rote-Hand-Brief sei eine Datenanalyse gewesen. Sie erklärte, Warnhinweise seien bereits seit der Zulassung des Mittels in der Fachinformation für Ärzte und Apotheker enthalten. Mit dem Rote-Hand-Brief wurden die Empfehlungen verschärft. Verunsicherten Patienten oder Eltern riet das Unternehmen, sich mit ihrem Arzt in Verbindung zu setzen.

Dem Rote-Hand-Brief zufolge hat eine kürzlich durchgeführte Analyse von Daten klinischer Studien gezeigt, dass etwa sechs bis zwölf Prozent der mit Strattera behandelten Kinder und Erwachsenen eine klinisch bedeutsame Veränderung der Herzfrequenz (20 Schläge pro Minute oder mehr) und des Blutdrucks (15-20 Millimeter Hg oder mehr) erfährt. Der Wirkstoff Atomoxetin war zuvor bereits mit Nebenwirkungen auf die Psyche aufgefallen.