In einem Neubaugebiet in Maubach werden 94 Wohneinheiten fast komplett von zwei lokalen Blockheizkraftwerken versorgt. Der Energielieferant EnBW übernimmt dabei die Rolle des Strom- und Wärmemanagers.

Rems-Murr : Frank Rodenhausen (fro)

Backnang - Ihre Besonderheit ist von außen nicht zu erkennen: Die fünf neuen Mehrfamilienhäuser, die unlängst auf der Maubacher Höhe gebaut worden sind, versorgen sich fast vollständig autark mit Wärme und Strom. Möglich machen das zwei Blockheizkraftwerke, die in jeweils einem der Gebäudekeller untergebracht sind. Insgesamt 94 Wohneinheiten werden von den kompakten Anlagen gespeist.

 

Vergleichsweise neu ist allerdings nicht die eingesetzte Technik der Kraft-Wärme-Kopplung (siehe „Kleine Kraftwerke“), sondern das Modell mit dem diese konzipiert, installiert und betrieben werden. Im Auftrag des Bauherrn, in diesem Fall des Stuttgarter Unternehmens Godel Stadtentwicklung, sorgt die EnBW nicht nur dafür, dass die komplette Wärme- und ein Großteil der Stromversorgung lokal produziert werden, der Energieversorger übernimmt auch das Management und die Vermarktung. Letzteres ist nicht ganz unerheblich, denn trotz aller augenscheinlicher Vorteile für die Mieter und Wohnungseigentümer sind diese weiterhin frei in der Wahl ihres Stromlieferanten.

Preis als schlagendes Argument

Nicht zuletzt, weil man einen gegenüber dem Normaltarif rabattierten Preis anbieten könne, hätten sich alle Bewohner für diese Lösung entschieden, sagt Stefan Rammelt, der Projektleiter für Dezentrale Energiesysteme bei der EnBW. Und er verspricht: auch in Zeiten, in denen das Blockheizkraftwerk weniger Strom produziert, bleibe die Versorgung sicher und gleichbleibend günstig. Die EnBW beliefere die Bewohner dann zwar mit extern bezogener Energie, aber weiterhin zu dem zugesagten „Haustarif“. Weitere Kosten entstünden keine, die Versicherung, der Betrieb und die Wartung der Anlagen sei im Preis inbegriffen.

Das von dem Karlsruher Energieversorgungsunternehmen bisher als Pilotprojekt eingestufte Modell, mit dem man nebenbei auch größeren Hausgemeinschaften eine aktive Teilhabe an der Energiewende ermögliche, soll nach eigenen Vorstellungen durchaus das Zeug zur Serienreife haben. Man plane bereits weitere ähnliche Objekte zusammen mit der Godel Stadtentwicklung, sagt Rammelt, was deren Geschäftsführer, Jochen Godel, bestätigt: „Das Kraft-Wärme-Konzept mit der lokalen Stromversorgung bringt viele Vorteile. Ich bin zuversichtlich, hier mit der EnBW den richtigen Weg eingeschlagen zu haben.“

Solaranlage für Mehrfamilienhäuser

In einem Objekt in Sindelfingen wolle man nun sogar noch einen Schritt weitergehen, sagt Rammelt. Dort werde die EnBW über eine Solaranlage für mehrere Parteien Strom erzeugen, der lokal genutzt werden könne. Die wichtigste Aufgabe aber auch bei der dezentralen Energieversorgung sei, den Kunden die Organisation abzunehmen. „Wir müssen dafür, sorgen dass in jeder Steckdose jederzeit Strom ist und sich der Kunde keine Gedanken machen muss, wie er da rein kommt.“

Kleine Kraftwerke

Prinzip
Ein Blockheizkraftwerk (BHKW) produziert sowohl elektrische Energie als auch Wärme. Die durch einen Verbrennungsmotor erzeugte mechanische Energie wird in einem Generator in Strom umgewandelt. Das Prinzip nennt man Kraft-Wärme-Kopplung. Der Vorteil gegenüber einer herkömmlichen Kombination von lokaler Heizungsanlage und einem zentralen Kraftwerk ist, dass die Abwärme der Stromerzeugung direkt am Ort des Entstehens genutzt werden kann.

Backnang
Die auf der Maubacher Höhe eingesetzten BHKWs werden mit Gas betrieben. Die Leistungsabgabe richtet sich nach demjeweiligen Wärmebedarf. Der dabei miterzeugte Strom der Anlagen wird, so weit möglich, selbst verbraucht. Der Überschuss wird indas öffentliche Netz eingespeist und entsprechend vergütet.