Zuffenhausen wird Pilotbezirk bei einem Präventionsprojekt gegen häusliche Gewalt.

Zuffenhausen - Hinschauen – Erkennen – Handeln: Wir können alle etwas tun!“, so lautet das Motto eines Präventionsprojektes gegen häusliche Gewalt, das in diesen Tagen in Stuttgart anläuft. Pilotbezirk für die Aktion ist Zuffenhausen. Ursula Matschke, die Gleichstellungbeauftragte der Stadt, hat es vor kurzem im Bezirksbeirat vorgestellt.

 

Knapp 600-mal, so berichtete Matschke den Bezirksbeiräten, hätte die Polizei im vergangenen Jahr in Stuttgart wegen häuslicher Gewalt ausrücken müssen. 70 Einsätze davon seien auf Zuffenhausen entfallen. Damit liege der Stadtteil stuttgartweit im Mittelfeld. „Zuffenhausen ist nicht auffälliger als andere Bezirke“, sagte Matschke. Dass es als Pilotbezirk ausgewählt worden sei, habe andere Gründe: Hier würden überdurchschnittlich viele Familien mit Kindern unter 18 Jahren leben (zirka 3600), alle Schularten seien vertreten, die mobile und offene Jugendarbeit seien sehr aktiv und die Bürgerschaft stark engagiert. Außerdem gebe es in Zuffenhausen ein gutes Netzwerk.

Kinder und Jugendliche sollen gestärkt werden

„Besonders Kinder und Jugendliche sind von häuslicher Gewalt betroffen“, sagte Matschke. Nach wie vor wäre dies immer noch ein Tabuthema, das von vielen als Privatangelegenheit abgetan werde. Man höre weg, wenn Kinder und Jugendliche von Gewalterfahrungen erzählen und man schaue weg, wenn Frauen Blessuren und Verletzungen hätten. Hilfsangebote würden die Opfer nur sehr selten erreichen.

Genau hier wird das Pilotprojekt ansetzen: Das Thema soll enttabuisiert und aus dem privaten Bereich geholt werden. Ziel dabei ist, aufzuzeigen, wie häusliche Gewalt erkannt werden kann und welche Handlungsmöglichkeiten es gibt. Speziell Kinder und Jugendliche sollen gestärkt werden, damit sie sich selbst Hilfe besorgen oder Betroffene in ihrem Umfeld unterstützen können. Die Heranwachsenden sollen lernen, wie man Konflikte fair und gewaltfrei löst. Damit, so der Hintergedanke, kann vermieden werden, dass die Kinder die Verhaltensmuster ihrer Eltern übernehmen. Vorgesehen ist, das gesamte Umfeld der Heranwachsenden zu sensibilisieren. Dazu zählen Schulen, Kitas, die Jugendarbeit, Vereine und Nachbarn. Geplant sind Fortbildungen, Schulungen, Vorträge, Workshops und Infoveranstaltungen. „Wir wollen den Leuten nicht nur Broschüren in die Hand drücken“, umschrieb Matschke die Strategie. An der Hohensteinschule und der Rilke-Realschule hätten bereits erste Aktionen, wie beispielsweise Rollenspiele stattgefunden. Außerdem hatte es am 20. Februar eine Auftaktveranstaltung im Bürgerhaus Rot, gegeben, zu der rund 60 Besucher gekommen sind. Matschke betonte, dass es ebenso wichtig wie aber auch schwierig sei, mit den Eltern in Kontakt zu kommen. Zuständig für das Projekt sind Catharina Wackes und Lars Groven von der Abteilung für individuelle Chancengleichheit von Frauen und Männern. Außerdem gibt es noch vier Honorarkräfte.

Projektdauer ist drei Jahre

Das Pilotprojekt ist auf drei Jahre angelegt. Der Vorlauf, der rund neun Monate in Anspruch genommen hat, ist mittlerweile abgeschlossen. Nun wird das Projekt ein Jahr lang in Zuffenhausen laufen, danach ist eventuell ein anderer Bezirk an der Reihe. Welcher das sein könnte, ist noch nicht klar. Eines ist Matschke wichtig: „Das Projekt soll keine Eintagsfliege sein.“

Finanziell gefördert wird die Aktion von der Robert-Bosch-Stiftung, die 150 000 Euro zur Verfügung stellt. 60 000 Euro kommen von der Stadt, und zwar aus dem Budget der Abteilung für individuelle Chancengleichheit von Frauen und Männern, bei der auch die Federführung liegt. Außerdem gibt es noch Geld von der EU.

Bezirksvorsteher Gerhard Hanus betonte, dass er sich über die Wertschätzung der Arbeit, die im Bezirk geleistet werde, freue. Durch die Teilnahme wäre es möglich, viel Positives für Kinder und Jugendliche, aber auch für deren Eltern zu entwickeln.