Erich Mögle hat sich durch mehrere Archive gewühlt. Jetzt hat jeder Zugriff auf 1400 historischen Baupläne von Gebäuden in Backnang.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Erich Mögle ist Dauergast des Backnanger Stadtarchivs und des Staatsarchivs in Ludwigsburg – und das kam so: Der rüstige Rentner, der demnächst seinen 75.Geburtstag feiert, hatte eigentlich nur herausfinden wollen, wie sein Geburtshaus in der Maubacher Straße 22 in Backnang ausgesehen hat, als es anno 1891 errichtet wurde.

 

Doch Mögle fand zunächst nichts. Also machte sich der Vermessungs- und Bauingenieur auf die Suche, zunächst beim Vermessungsamt in Waiblingen und dann beim Staatsarchiv in der Barockstadt. Schließlich konnte er die alten Bauakten tatsächlich finden. „Ich habe halt Umtrieb gesucht im Ruhestand“, mit diesen Worten erklärt der einstige Backnanger Stadtrat – im Jahr 1968 übrigens der damals jüngste aller Volksvertreter – weshalb er das Stöbern nach und in alten Bauakten anschließend fortgesetzt hat.

Weit und breit einmalig

Zusammen mit dem Backnanger Stadtarchivar Bernhard Trefz sowie den ebenfalls ehrenamtlichen Helfern Alfons Marcol, Wolfgang Ritter und Heiner Kirschmer ist es ihm nun gelungen eine Arbeit abzuschließen, die Trefz als Pilotprojekt und weit und breit einmalig bezeichnet. Die Hobbyforscher haben in den Archiven rund 1400 alte Backnanger Bauakten gefunden und den heutigen Straßenbezeichnungen zugeordnet. Die Hauptarbeit hat Mögle geleistet. Ohne sein Engagement wäre das Werk wohl nicht vollendet worden. Er hat ungezählte Stunden investiert, dafür wurde er kürzlich von der Stadt mit einer kleinen Feierstunde belohnt.

Nun also haben alle Privatpersonen, Firmen und Behördenvertreter blitzschnell Zugriff auf alle erhaltenen Unterlagen, die beschreiben wie alte Gebäude in der Murrstadt anno dazumal geplant worden sind und wie sie nach der Fertigstellung mutmaßlich ausgeschaut haben dürften. Trefz sagt, das sei für viele Gäste des Backnanger Stadtarchivs von aller größtem Wert. Bis dato habe man Interessenten immer wieder erklären müssen, dass nichts zu finden sei. Viele alte Bauakten seien nämlich nur unter dem Namen des einstigen Bauherren abgelegt gewesen, Namen, die niemandem mehr etwas sagen.

Mögle zieht im Stadtarchiv ein paar alte Pläne hervor und sagt augenzwinkernd: „Wenn ich keine Akten sehe, dann geht es mir schlecht.“ Und dann erzählt er von ein paar Häusern, deren Pläne er ausfindig gemacht hat. Zum Beispiel jene vom einstigen Badhaus, das anno dazumal in der Badstraße stand. Diese Badstraße heiße heute Talstraße, und das Badhaus dürfte keine Badeanstalt zum Schwimmen gewesen sein, sondern ein Haus mit Badewannen für die Allgemeinheit.

Demnächst sind die Akten der Stadtteile dran

Erich Mögle kennt viele Geschichten zu Gebäuden in Backnang, etwa jene vom Stern, dem einst wohl beliebtesten Gasthaus in der Stadt. Das Fachwerkhaus hatte den Stadtbrand zwar überlebt, wurde in den 1970ern aber abgerissen, um eine Straße zu verbreitern. Mögle weiß auch, dass auf dem Grundstück, auf dem seit dem Jahr 1929 die Zionskirche steht, vorher eine kleine Kapelle war. Der Stadtarchivar Trefz erzählt, dass mitunter sogar die Nachfahren von Amerikaauswanderern ins Stadtarchiv kämen, auf der Suche nach Gebäuden, in denen die Ahnen mal gewohnt haben. „Wenn die jetzt die alten Akten finden, die flippen aus.“

Erich Mögle hat immer noch nicht genug von seinen Recherchen. Demnächst, sagt er, werde er sich rund 500 Pläne von alten Gebäude aus den Backnanger Stadtteilen vornehmen und sortieren. Er empfehle allen pensionierten Vermessungsingenieuren in deren Heimatstädten solche Projekte zu starten. Das Schmökern in den vergilbten Unterlagen sei ein wunderbares Geschäft. Er hat im Zuge seiner Recherchen übrigens auch herausgefunden, warum der Keller seines Elternhauses in der Maubacher Straße früher gelegentlich so nass war. Die alten Pläne zeigen nämlich eine Wasserleitung, die unter dem Gebäude verlegt war und einen Brunnen gespeist hat. Zum Putzen des Brunnens sei der Zulauf wohl mit einem Stopfen verschlossen worden, das Wasser staute sich dann und lief zurück ins Souterrain des Hauses.