In Schorndorf
soll Ende des Jahres 2017 ein Pilotprojekt starten, bei dem ein Bus auf Wunsch bis vor das Haus kommt. Die Wissenschaftsministerin Theresia Bauer hat einen Förderbescheid über knapp 1,2 Millionen Euro übergeben

Schorndorf - Ein Bus kommt zum gewünschten Abholort, und zwar genau dann, wenn man ihn braucht. Diesen Traum von öffentlichem Nahverkehr will das deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit Partnern in Schorndorf erproben. Von Ende des kommenden Jahres an soll, befristet auf ein Jahr, ein spezieller Bus seine Runden durch die Stadt drehen, bei welchen die Fahrgäste, ähnlich wie bei Taxen, Start- und Zielort der Fahrt bestimmen können. Für diesen Versuch hat die Wissenschaftsministerin Theresia Bauer am Montag einen Förderbescheid über knapp 1,2 Millionen Euro in Schorndorf überreicht. Der Zuschuss erfolgt im Rahmen des Programms Reallabor, das den Auftrag hat, Forschung unter echten Bedingungen zu erproben und für Innovationen zu sorgen.

 

Die meisten der Reallabor-Projekte, die man genehmigt habe, bezögen sich auf Aufgabestellungen des Verkehrs, sagte die Wissenschaftsministerin. Das Schorndorfer Projekt habe alle Kriterien gut erfüllt. Bewusst habe man die mittelgroße Stadt in einem eher ländlichen Umfeld ausgewählt, wie es in Baden-Württemberg etliche gebe. Der Zweck des Projekts sei es, Ideen „mit einer Bereitschaft für Risiko“ zu erproben. Sie sei sicher, dass man im Zuge des Versuchs „ein deutlich verbessertes Angebot an öffentlichen Personennahverkehr anbieten könne“, sagte Bauer.

Bisher habe der Nahverkehr in Städten von der Größe Schorndorfs ein Auslastungsproblem, erklärte der DLR-Institutsdirektor Horst E. Friedrich. Außerhalb der Hauptverkehrszeiten seien viele Busse nicht ausgelastet, der derzeitige Pendelverkehr zwischen Zentrum und dem Umland werde von den Fahrgästen „als wenig flexibel empfunden“. Das soll sich mit dem neuem System ändern.

Der Kern der Neuerung sei ein Kommunikationssystem, das Fahrgast, Busfahrer und eine Leitstelle miteinander verbinde, beschreibt der Projektleiter Matthias Klötzke vom DLR. Daran gedacht sei, dass die Fahrgäste per Smartphone oder Telefon ihren Fahrtwunsch angeben könnten und der Busfahrer über einen Bildschirm direkt zu ihnen gelotst werde. Die gesamte Software dafür will das DLR in den kommenden Monaten entwickeln.

Mit im Boot ist der Verkehrsverbund Stuttgart (VVS), der die technische Plattform für die neue Software zur Verfügung stellt. Beteiligt ist zudem das örtliche Busunternehmen Knauss, das einen geeigneten Bus beschaffen soll, der sich auch für schmale Dorfstraßen in den sieben Schorndorfer Teilorten eignet. Es hätten bereits erste Gespräche zu diesem Thema mit dem Daimlerkonzern stattgefunden, deutete der Oberbürgermeister Matthias Klopfer am Montag an. Zudem will die Hochschule Esslingen aufgrund der Projekterfahrungen ein Modell eines Fahrzeugs entwickeln, welches den Nutzerwünschen eines „Busses on demand“ am besten entspricht.