Elisabeth Sigmund zählt zu den Begründerinnen der Dr. Hauschka Kosmetik, die selbst in Hollywood belkannt ist. Nach dem Krieg kam die Wienerin nach Bad Boll.

Bad Boll - Die Fotos aus dem Firmenarchiv der Wala zeigen sie häufig im weißen Kittel, wie sie mit kritischem Blick, aber auch stets mit einem Lächeln Fläschchen und Tiegel begutachtet – Elisabeth Sigmund hat nicht nur die Kosmetiklinie des Unternehmens im Bad Boller Ortsteil Eckwälden entwickelt, sie gilt als Pionierin der Naturkosmetik schlechthin. Für ihre Produkte war sie selbst die beste Werbung. Bis ins hohe Alter – sie starb im vergangenen Dezember – sah sie blendend aus. Heute wäre sie 100 Jahre alt geworden.

 

Eine Tochter aus höherem Hause

„Sie war von unglaublicher Eleganz, charmant, offen“ – Catrin Cohnen, die in der Presseabteilung des Arzneimittel- und Kosmetikherstellers arbeitet, erinnert sich gut an die Grande Dame der Firma. Sechs Jahre lang hat sie sie regelmäßig besucht, ihr von neuesten Produkten erzählt und Notizen gemacht. Sobald es ihre Zeit erlaubt, will sie die Biografie Elisabeth Sigmunds schreiben. Als Tochter einer Familie, die im Wien des frühen 20. Jahrhunderts den besseren Kreisen angehörte, war Elisabeth Sigmund eher dazu prädestiniert, Kosmetik zu benutzen, nicht aber sie herzustellen. Doch schon in jungen Jahren experimentierte sie und analysierte mit wissenschaftlichem Blick die Cremes und Gesichtswässerchen ihrer Mutter. Dieser gefiel das ganz und gar nicht, schickte sich so etwas doch nicht für eine Tochter aus höherem Hause. Der Apotheker, der für Elisabeth Sigmunds Mutter die Kosmetik herstellte, erkannte aber das Talent des Mädchens und zeigte ihm, wie man Cremes selbst machen kann.

Die schwester als Versuchskaninchen

Als Versuchskaninchen musste die Schwester herhalten. „Damals hat Elisabeth Sigmund schon Versuche gemacht und die eine Hälfte des Gesichts eingecremt, die andere ließ sie ohne Creme.“ Das Mädchen gewann die Erkenntnis, dass sich die Haut nachts besser regeneriert, wenn die Creme kein Fett enthält. Später sollte das einer der Grundsteine ihrer Kosmetikphilosophie werden. Noch heute wird dieser Grundsatz bei der Wala hoch gehalten.

Ein Kosmetiksalon in Stockholm nach dem Krieg

Der Weg nach Bad Boll führte über Schweden. Dorthin hatte es Elisabeth und ihren Mann Karl Sigmund drei Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs verschlagen. Obwohl sie bei Null anfangen mussten, gelang es ihnen rasch, sich eine neue Existenz aufzubauen. Elisabeth Sigmund eröffnete in Stockholm einen Kosmetiksalon und knüpfte an ihre Arbeit an, die der Zweite Weltkrieg unterbrochen hatte. In Stockholm entwickelte sie ihre Ideen weiter. Ihre Kosmetik sollte aus natürlichen Inhaltsstoffen bestehen und die Haut nicht nur überpinseln, sondern heilen.

Das Innere zum Leuchten bringen

„Es ging ihr nicht darum, Fältchen in 24 Stunden wegzuzaubern“, sagt der Wala-Pressesprecher Adam Antal. „Sie wollte das Innere eines Menschen zum Leuchten bringen, getreu ihrem Credo, dass der Mensch eine innere und eine äußere Schönheit besitze.“ So gehörte zu der eigentlichen kosmetischen Behandlung ein Fußbad dazu, auch Lockerungsübungen und eine Gesichtsgymnastik nach der Methode eines bekannten Wiener Arztes ließ sie ihren Kundinnen angedeihen. Ferner entwickelte sie die sogenannte Pinsel-Lymphstimulation.

Ein Siegeszug bis nach Hollywood

Ein Briefwechsel mit dem Gründer der Wala, Rudolf Hauschka, Anfang der 60er Jahre brachte sie schließlich nach Bad Boll. Hauschka wollte der Arzneimittelherstellung eine Kosmetiklinie an die Seite stellen. Dazu brauchte er jemanden, der zu dem anthroposophisch ausgerichteten Unternehmen passte. Elisabeth Sigmund brachte alle Voraussetzungen mit. Ihr erster Besuch am Firmensitz in Eckwälden löste Begeisterung auf allen Seiten aus. „Sigmund wurde vom Fleck weg engagiert“, sagt Catrin Cohnen. Im Jahr 1967 schließlich kam die neue Kosmetiklinie, die später unter dem Namen Dr. Hauschka Kosmetik firmierte, auf den Markt. 1971 begann Elisabeth Sigmund, Kosmetikerinnen in ihrer speziellen Behandlungsmethode auszubilden. Mittlerweile sind es 1500 weltweit. Die Dr. Hauschka Kosmetik trat im Lauf der Zeit einen Siegeszug an, der bis heute anhält. Selbst namhafte Hollywood-Schauspielerinnen schwören darauf.