Die Stadt möchte den Birkacher Ortskern aufhübschen. Dazu zählt auch die historische Alte Dorfstraße. Die Lokalpolitiker finden allerdings anderes dringlicher: zum Beispiel einen wetterfesten Unterstand auf dem Friedhof. So brachten sie das auch zum Ausdruck.

Birkach - Es war letztlich die Frage, welche Prioritäten die Stadt setzt, die manche Bezirksbeiräte zu deutlichen Worten greifen ließ. „In solche Ideen wird investiert, und auf dem Birkacher Friedhof herrscht tote Hose“, sagt der CDU-Bezirksbeirat und ehemalige Pfarrer Werner Schmückle. Er setzt sich bekanntermaßen besonders in der Öffentlichkeit ein für eine neue oder verbesserte Feierhalle auf dem Birkacher Friedhof. Ein Anliegen, das fraktionsübergreifend von vielen Bezirksbeiräten geteilt wird.

 

Die Vertreterinnen der Stadt hatten da keinen leichten Stand, als sie erklären wollten, was sie sich ausgedacht haben, um den Ortskern in Birkach aufzuwerten. Eigentlich waren sie zu der Sitzung des Gremiums gekommen, um einen Zwischenbericht zu dem geplanten Bebauungsplan für die Ortsmitte von Birkach vorzustellen. Da gab es aber nicht viel Neues zu berichten. Die Mitarbeiterinnen des Amtes für Stadtplanung und Stadterneuerung legten zunächst dar, wo aus ihrer Sicht das architektonische Problem liegt in dem Gebiet rund um die Alte Dorfstraße.

Gebäude aus den 70ern stören die Optik

Zu viele Gebäude aus den 70er-Jahren würden die Optik stören, erklärten sie. Diese wirke an Teilen der Alten Dorfstraße heterogen. Bauten aus den 70er-Jahren fügen sich schwer in die historische Bauweise ein, erläuterten Mitarbeiterinnen der Stadt anhand von Bildern und Grafiken.

Das Stadtplanungsamt hat sich nun ein Projekt ausgedacht, das zumindest vorübergehend an der Alten Dorfstraße an die früher vorherrschende dörfliche Architektur erinnern soll. Es soll ein Holzgerüst errichtet werden, das in seiner Form einem traditionellen Gebäude gleicht. Dieses soll auf unbestimmte Zeit zur Zwischennutzung zur Verfügung stehen. Die Mitarbeiterinnen des Stadtplanungsamts schlugen außerdem vor, dass an der Alten Dorfstraße Garagen bemalt werden könnten mit Abbildungen aus der Ortshistorie. So wollen sie zum Nachdenken anregen, sagten sie bei der Sitzung der Bezirksbeiräte.

Der Prozess des Nachdenkens hatte zu diesem Zeitpunkt im Bezirksbeirat bereits eingesetzt. Einige Lokalpolitiker kritisierten, dass die Stadt sich nicht mehr auf die Birkheckenstraße konzentriere, an der der Einzelhandel in Birkach zu finden ist. Das Vorhaben an der Alten Dorfstraße lenke doch nur ab von den Herausforderungen an der Birkheckenstraße, sagte ein Bezirksbeirat. „Da geht es doch wirklich zur Sache“, sagte er. Andere nahmen Anstoß daran, dass die Stadt offenbar die Alte Dorfstraße wieder als künftigen Ortskern gestalten möchte. Bei der Diskussion wurde deutlich, dass ein Problem Birkachs in der räumlichen Verteilung liegt, die es offenbar schwer macht, im Bezirk ein wirkliches Zentrum auszumachen.

Frust über den Zustand der Feierhalle

Gerade das bisher vergebliche Bemühen der Bezirksbeiräte für einen besseren Unterstand auf dem Friedhof erzeugte aber offenbar bei vielen einen Widerwillen gegen das im Moment noch im Ungefähren bleibende Projekt der Stadt. Da fiel das Wort „Gerüst“, für das die Stadt Geld habe, während die Birkacher auf ihrem Friedhof über keine anständige Feierhalle verfügen würden. Wie hoch die Investitionskosten für die Zwischennutzung an der Alten Dorfstraße denn seien, verrieten die Mitarbeiterinnen des Stadtplanungsamt nicht. Sie erklärten, dass sie zunächst ein Meinungsbild von den Bezirksbeiräten einholen wollten, bevor sie mit den Anwohnern im ersten Halbjahr 2015 in einen Dialog treten wollen.

Die Bezirkschefin Andrea Lindel hatte die Vorstellung des Projekts als „Adventsüberraschung“ angekündigt. Am Ende gab es aber keine Abstimmung der Bezirksbeiräte, ob sie das Projekt grundsätzlich befürworten oder nicht. Sie entließen die Mitarbeiterinnen des Stadplanungsamts dagegen mit dem Arbeitsauftrag, mit konkreteren Planungen noch mal vor dem Gremium zu erscheinen, bevor die Stadt im kommenden Jahr auf die Bürger zugeht.