Am Neckar sind insgesamt fünf Liegeplätze für Schiffe mit Gastronomie- und Veranstaltungsbetrieb vorgesehen. Einer davon soll im Bereich des bisherigen Kohlelagers des Kraftwerks Gaisburg entstehen. Interessenten dafür gibt es schon.

S-Ost - Stuttgart soll näher an den Neckar. Deswegen plant die Stadt neue Anlegestellen an beiden Ufern. Eine davon ist auch am Ufer des Stuttgarter Ostens vorgesehen. Den Ort umweht in diesen Tagen ein frühherbstlicher Hauch von Niemandsland. Und es wird wohl noch ein paar Jahre dauern, bis sich diese eingezäunte und zurzeit nur per Rad oder zu Fuß erreichbare Trostlosigkeit ändern wird. Dann könnte es dort aber tatsächlich richtig schön werden.

 

Wasenquerung und Steg zum Park der Villa Berg

Zum Hintergrund: Oberbürgermeister Fritz Kuhn hat vor zwei Jahren im Rahmen einer Leser-Veranstaltung von Stuttgarter Zeitung und Stuttgarter Nachrichten einen Masterplan Landschaftspark Neckar vorgestellt, mit dessen Hilfe den Stuttgartern eine engere Verbindung zum Fluss als bisher ermöglicht werden soll. Dazu gehört beispielsweise eine grüne Verbindung vom geplanten neuen Stadtviertel Neckarpark quer über den Wasen zum Ufer. Diese neue Wasenquerung soll möglichst in dem Zeitraum von 2020 bis 2022 geschaffen werden. Gleichzeitig ist geplant, die Uferpromenade dort attraktiv umzugestalten und auch neue Anlegestellen zu schaffen. Künftig sollen dann dort in einem repräsentativeren Umfeld als bisher Flusskreuzfahrtschiffe und beispielsweise auch die Fahrgastschiffe des Neckarkäpt’n anlegen. Eine noch weitergehende Idee in dem Plan ist ein Steg für Fußgänger und Radfahrer über den Neckar hinüber mit Anbindung an den Park der Villa Berg.

Es werden aber noch deutlich mehr Anlegestellen benötigt, und zwar für ganz andere Nutzungen. Schon in der Vergangenheit hatte es immer wieder einmal Anfragen gegeben, ob etwa im Bereich des Wasenufers ein Veranstaltungs- oder Kulturschiff dauerhaft anlegen könnte. Es handelt sich dabei meistens um umgebaute Güterschiffe – das Theaterschiff in Bad Cannstatt ist ein gutes Beispiel dafür – mit Gastronomie- und Veranstaltungsbetrieb. Genau dafür will die Stadt insgesamt fünf Standorte am Neckarufer ausweisen, einer davon ist jener im Bereich des heutigen Kohlelagers des Kraftwerks Gaisburg. Nach Angaben eines Vertreters der Stadt im Bezirksbeirat Stuttgart-Ost gibt es für diesen Liegeplatz auch schon Interessenten. Ganz konkret handelt es sich um den Bereich des Neckarufers, an dem einst die Schiffe, die Kohle für das Kraftwerk Gaisburg brachten, entladen wurden. Der Rest des dafür erforderlichen großen Kranes ragt heute noch neben dem Ufer in die Höhe und ist sogar als Industriedenkmal geschützt. Direkt daneben führt ein eingehaustes Förderband vom Ufer über den Fuß- und Radweg und die breite Bundesstraße hinüber zum jetzigen Kohlelager. Dieser Uferbereich ist eingezäunt und nicht zugänglich, erreichbar ist die Stelle nur über den Fuß- und Radweg entweder von der Gaisburger Brücke oder vom Inselbad in Untertürkheim her.

Innovationspark oder Wohnquartier

Wirklich attraktiv für ein dort dauerhaft liegendes Veranstaltungs- oder Gastronomieschiff wird dieser Bereich erst, wenn auf dem Areal des Kohlelagers tatsächlich etwas Neues entsteht. Wie berichtet, entsteht direkt neben dem bisherigen Kohleheizkraftwerk Gaisburg ein neues, deutlich kleineres Gasheizkraftwerk, das Ende 2018 oder Anfang 2019 in Betrieb genommen werden soll. Anschließend soll das alte Kraftwerk abgerissen werden, das Kohlelager wird nicht mehr benötigt. Diese große Fläche könnte dann ganz neu genutzt und gestaltet werden, Ideen und Vorschläge gibt es dafür schon einige, sie reichen von einer Erweiterung des benachbarten Gewerbegebiets Gaisburg über eine Art Innovationspark bis hin zu einem komplett neuen Stadtviertel, inklusive Überbauung der Bundesstraßen 10 und 14, die dort einen Zugang zum Ufer bisher unmöglich machen. Eine andere Idee ist, das bestehende einstige Förderband zu einem Steg für Fußgänger umzubauen. Und zu diesen Fantasien über wohnen und leben am Fluss würde ein Veranstaltungsschiff gut passen.

Entsprechend positiv waren die Reaktionen beispielsweise im Bezirksbeirat Stuttgart-Ost auf die Pläne. Mit großer Mehrheit – 14 Ja-, 3 Nein-Stimmen – wurde die Anlegestelle befürwortet, auch wenn das alles noch Zukunftsmusik ist. Allerdings müssen jetzt erst einmal die rechtlichen Voraussetzungen für solche Anlegestellen am Neckar geschaffen werden. Mehrzweckschiffe mit Gastronomiebetrieb gelten rein rechtlich als bauliche Anlage. Der Neckar, eine Bundeswasserstraße, gehört aber ebenfalls rein rechtlich zum sogenannten Außenbereich. Dort ist laut Baugesetzbuch bauen nicht erlaubt. Also muss der Gemeinderat dies vorher noch per Beschluss ändern.