Die Stadt will an der Nahtstelle von Eislingen-Nord und Eislingen-Süd einen Mobilitätspunkt errichten. Möglicherweise wird mit den Arbeiten noch in diesem Jahr begonnen.

Eislingen - Attraktiv ist der Bahnhof in Eislingen wirklich nicht. Doch das soll sich ändern. Möglicherweise kann noch in diesem Jahr der Startschuss für eine Umgestaltung des kompletten Areals zu einem Mobilitätspunkt mit einer Vielfalt von Dienstleistungen und Angeboten fallen. Die Pläne dafür liegen zumindest schon in der Schublade des Baubürgermeisters Jürgen Gröger, der hofft, dass der Bahnhof in ein paar Jahren ein Aushängeschild der Stadt ist. Bereits im Mai soll sich der Gemeinderat mit diesem Projekt befassen, das voraussichtlich rund 1,3 Millionen Euro kosten wird und für das die Stadt einen Zuschuss aus dem Topf des RegioWin-Wettbewerbs beantragt hat. 450 000 Euro, so Gröger, seien möglich.

 

Stadt hat freie Hand

Die Voraussetzungen für eine Neustrukturierung des Bahnhofsareals seien gut, sagt Gröger. Denn die Stadt habe fast den ganzen Gebäudekomplex an den Gleisen zu Beginn dieses Jahres erworben. Lediglich der Bereich, in dem eine Spielhalle untergebracht sei, gehöre ihr noch nicht. Die Kommune habe sich aber auch für diesen Gebäudetrakt das Vorkaufsrecht gesichert. Durch den Erwerb eines Großteils der Immobilie habe die Stadt bei der geplanten Umgestaltung freie Hand und sei nicht vom guten Willen der zuständigen Bahntochter abhängig, wie dies etwa in der Nachbarstadt Göppingen der Fall sei. Dies sei ein großer Vorteil, so Gröger.

Im Rahmen der Neustrukturierung des Zentrums spricht der Baubürgermeister dem Bahnhofsgelände eine Schlüsselrolle zu. Das Areal liege an der Nahtstelle zwischen den Stadtteilen Eislingen-Nord und Eislingen-Süd und sei von beiden Seiten aus gut zu erreichen, auch zu Fuß. Er hofft, dass viele Bürger und Besucher künftig die verschiedenen Angebote rund um die Mobilität am Bahnhof nutzen und im Gegenzug auf das eigene Auto verzichten. So sollen nach der geplanten Neugestaltung auf dem Bahnhofsvorplatz eine Verleihstation für Pedelecs und Fahrräder, Car-Sharing-Plätze und Ladesäulen für Elektrofahrzeuge zu finden sein. Außerdem sollen sogenannte Kiss & Ride-Plätze entstehen, also Parkplätze, an denen man nur kurz halten darf, um Fahrgäste abzuholen oder zu verabschieden. Auch Abstellplätze für Taxis sollen in diesem Bereich angelegt werden.

Facelifting für das Bahnhofsgebäude

Dem tristen Bahnhofsgebäude will Gröger ein, wie er sagt, komplettes „Facelifting“ verpassen. Der gesamte Komplex soll frisch angestrichen und nicht tragende Betonwände sollen durch Glas ersetzt werden, so dass der ganze Bau transparenter wirke. Dadurch gebe es auch keine dunklen, uneinsehbaren Winkel mehr. Der nördliche Gebäudetrakt ist für Dienstleistungen aller Art reserviert. Reisende könnten dort in einem Bistro einen Kaffee trinken oder aber in einer Lounge auf ihren Zug warten, erläutert Gröger. Auch Fahrkarten gebe es dort. Eine Poststation und ein kleiner Shop sollen das Angebot ergänzen. Für diesen Kiosk suche die Stadt zurzeit einen Pächter, erläutert Gröger.

Ein Umzug steht der Bahnhofskneipe bevor. Sie soll ihre Flächen im Nordtrakt räumen und in den Südtrakt ziehen. Der westliche Teil des Bahnhofs soll zu einem Fahrradparkhaus mit 88 Stellplätzen umgebaut werden. Dort befindet sich momentan noch das Jugendhaus Nonstop, für das die Stadt geeignetere Räume finden will. Neu belegt sind bereits schon die oberen Etagen des Bahnhofs. Die Flächen im zweiten Stock hat ein Notar erworben. Im ersten Geschoss ist nun das Stadtarchiv untergebracht. Auch das Stauferwerk, der örtliche Energieversorger, soll seine Zelte schon bald im Bahnhof aufschlagen. Geplant sind Gröger zufolge Büros und ein Servicebereich.

14 Standorte in der Region

Mobilitätspunkte werden in der Region Stuttgart gefördert. Sie zeichnen sich aus durch Service, Informationen und erweiterte Mobilitätsangebote, etwa einen Fahrrad- und Pedelecverleih oder die Möglichkeit eines Car-Sharings. Alle Standorte erhalten eine Stele, die über alle Mobilitätsangebote informiert und über die eine Hotline zur zentralen Auskunft des VVS möglich ist.

Zuschüsse für diese Mobilitätspunkte gibt es aus dem Programm „Modellregion nachhaltige Mobilität“ des Verbands Region Stuttgart oder aus einem Topf der Europäischen Union. Das EU-Geld vergibt das Land in einem Wettbewerb namens RegioWin. Über RegioWin werden die Standorte in Eislingen, Esslingen, Fellbach und Ludwigsburg finanziert. Das regionale Förderprogramm unterstützt zurzeit die Gemeinden Gingen (67 550 Euro) und Kernen (281 571 Euro) sowie die Städte Leinfelden-Echterdingen (553 700 Euro), Göppingen (227 500 Euro), Leonberg (234 100 Euro) und Böblingen (81 200 Euro). In der Runde zuvor wurden Sindelfingen mit 1,3 Millionen Euro, Waiblingen mit 408 100 Euro, Backnang mit 105 000 Euro  und Stuttgart mit 297 500 Euro berücksichtigt.