Mit seinem Sonderetat für Stadtverschönerung will der Bezirksbeirat drei Plätze umbauen: den Schützenplatz, den Platz vor dem Gustav-Siegle-Haus und die Kreuzung Landhaus-/Werastraße.

Böblingen: Marc Schieferecke (eck)

S-Mitte - Der Schützenplatz, der Platz vor dem Gustav-Siegle-Haus und die Kreuzung der Landhaus- mit der Werastraße sollen verschönert werden. So wünscht es sich der Bezirksbeirat. Der Wunsch wird aller Wahrscheinlichkeit nach erfüllt, denn das Geld für die Umbauten kommt aus dem Topf der sogenannten Stadtentwicklungspauschale, kurz Step. Über den darf der Bezirksbeirat frei entscheiden, was ungewohnt für die Lokalpolitiker ist. Üblicherweise spricht der Gemeinderat das letzte Wort übers Geld.

 

Immerhin 300 000 Euro pro Jahr stehen aus dem Step-Etat zur Verfügung. Verwendet werden darf das Geld „für alles, was das Wohnen in der Stadt angenehmer macht“, sagte Antje Sartorius vom Stadtplanungsamt. Die einzige Einschränkung ist, dass kein einzelnes Vorhaben mehr als 360 000 Euro kostet.

Das bisher letzte unübersehbare Projekt, das mit dem Geld verwirklicht wurde, war der Umbau des Gerda-Taro-Platzes oberhalb des Olgaecks. Der gilt letztlich als gelungen, hatte sich aber immer wieder verzögert. Gleichzeitig waren die Kosten stetig gestiegen. Am Ende wurde lediglich die untere Hälfte der Wiese zum Platz, der Umbau des oberen Teils ist auf unbestimmte Zeit verschoben.

Bänke und Bäume statt Verkehrsinsel

Auch bei der ersten Beratung der neuen Vorhaben deutete sich Zwist an. Lang gewünscht und bei Terminen vor Ort mit den Anwohnern besprochen, ist ein verschönerter Schützenplatz. Der wird bisher ausschließlich als Parkplatz genutzt statt für den Aufenthalt im Freien. Den Plan hatte der Bezirksbeirat zuletzt verschoben, weil das Geld an anderer Stelle dringender nötig schien. Erste grobe Skizzen der Stadtplaner sehen einen Kreisverkehr vor, neue Sitzgelegenheiten und Bäume.

Die SÖS-Beirätin Rita Krattenmacher beschleicht bei deren Ansicht der Verdacht, „dass hier für 300 000 Euro ein Betonklotz gegen einen anderen Betonklotz ersetzt wird“. Zudem seien die Pläne fast 15 Jahre alt, mithin zu alt. Auch der Sozialdemokrat Matthias Vincon hält „den Kreisverkehr für sehr unglücklich“. Laut Sartorius werden die Pläne ohnehin noch grundlegend überarbeitet.

Auch die Kreuzung der Wera- zur Landhausstraße gilt als unwirtlich, weil auf die Bedürfnisse von Autofahrern hin geplant. In ihrer Mitte soll eine Verkehrsinsel verschwinden. Die Wege für Fußgänger sollen sich verkürzen. Außerdem sind ebenfalls Bänke und Bäume vorgesehen. Darüber hinaus „fordert die Gestaltung dieses Platzes heraus“, sagte Sartorius. Details müssen erst erarbeitet werden.

Wunsch eines Gastwirts wird nicht erfüllt

Dass der Platz vor dem Gustav-Siegle-Haus eher zur Flucht als zum Verweilen einlädt, ist im Bezirksbeirat unstrittig. Die Lokalpolitiker wünschen sich den Umbau ausdrücklich. Geblieben ist von diesem Wunsch lediglich der Plan, neue Bänke aufzustellen, Mülleimer zu installieren und das wellige Pflaster einzuebnen. Dies allerdings „ist für mich keine Stadtentwicklung, sondern Instandhaltung“, sagte die Grüne Renée-Maike Pfuderer. Die Bänke seien schlicht weggerostet, der Boden habe sich gesenkt. Mithin müsse das Geld für die Reparaturen aus einem anderen Etat fließen als aus dem des Bezirksbeirats.

Letztlich wurden alle drei Projekte trotz der Einwände beschlossen. Dies schlicht, „weil das Geld weg ist, wenn wir heute nicht darüber entscheiden“, wie die Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle sagte. Wenn die endgültigen Pläne fertig sind, sollen sie erneut beraten werden. Die Umbauten beginnen ohnehin nicht vor 2017.

Chancenlos blieb der einzige Wunsch zur Stadtverschönerung aus der Bürgerschaft, obwohl laut Sartorius „die uns eigentlich immer die liebsten sind“. Ein Gastwirt aus dem Bohnenviertel hatte sich den Umbau des Platzes vor seinem Lokal gewünscht, der örtliche Handels- und Gewerbeverein die Forderung unterstützt. Damit allerdings, meinte Veronika Kienzle, „würden wir mit Staatsgeld einen Umbau finanzieren, der vorwiegend einem einzigen Gastronomen zugute kommt“.