Die Gruppe Rundumschlag zeigt Plakate aus Stuttgart und der Welt und gibt damit Einblicke in die Straßenkunst der Stadt.

Stuttgart - Sie hängen überall – an Bahnhofswänden, an Zäunen oder an klassischen Kultursäulen: Plakate. In Zeiten der rasenden Digitalisierung gelingt es diesem Stück Papier noch immer, sich mit unbewegten Bildern auf der Straße zu behaupten und dabei Lust auf mehr zu machen. Dabei dienen die meisten Plakate fast immer als Werbeflächen. Wie sehr solche analogen Bildflächen aber auch das Stadtbild prägen, darauf wollen nun fünf Stuttgarter Studenten der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste mit ihrer Ausstellung „Rundumschlag“ aufmerksam machen.

 

Neue Plattform für Plakatkultur

„Werbung ist auch gleichzeitig Propaganda“, weiß Franziska Doll, „deshalb wollen wir durch das Aufzeigen von gelungenen Plakaten eine Diskussion um die Gestaltung von öffentlichem Raum anstoßen.“ Die 24-Jährige hat mit vier Kommilitonen deswegen das Projekt „Rundumschlag“ ins Leben gerufen und Plakate aus Stuttgart und der Welt zusammengetragen. Insgesamt 170 Plakate sind vom 17. November bis zum 3. Dezember in der gleichnamigen Ausstellung im ehemaligen Projektraum „Lotte“ kostenlos zu sehen, einige davon zieren außerhalb die Bauzäune der S21-Baustelle, unweit von der U-Bahn-Haltestelle Staatsgalerie. Mit Nummer versehen, kann so später die Geschichte der Plakate im Ausstellungsreader nachgelesen werden, das Motto dabei: Architektur.

Mit ihrer Ausstellung wollen die Studenten aber auch ein Bewusstsein für die Bilderwelt um uns herum schaffen. Mit dabei sind Plakate vom deutschen Grafikdesigner Gunter Rambow, dessen Werke sogar im New Yorker Museum of Modern Arts hängen. Insgesamt haben die jungen Stuttgarter, die alle Kommunikationsdesign studieren und selbst Poster entwerfen, Plakate von rund 70 Grafikern aus Deutschland, der Schweiz, den Niederlanden und Portugal gesammelt. Mit ihrer Auswahl wollen sie Laien die Vielfalt der Plakatkunst näher bringen und gleichzeitig auf die Plakatkultur in der eigene Stadt aufmerksam machen – Straßenkunst made in Stuttgart eben.

Kunst mit der Stadt verknüpfen

In der Ausstellung sind deshalb auch die eigene Arbeiten zu sehen: Plakate für den Verein Stadtlücken, den Kunstverein Bauschule oder das Studentenwohnheim Max-Kade. Damit soll klar werden: In Stuttgart gibt durchaus eine Plakatkultur und obendrein auch viel Raum dafür. „Hier passiert etwas, da ist viel kreatives Potenzial, da muss man nicht extra nach Berlin fahren“, weiß Jan Robert Obst. Wie Franziska Doll ist er selbst eines der Gründungsmitglieder des Vereins Stadtlücken, mit dem neuen Projekt aber möchten die jungen Stuttgarter nun die staatliche Akademie der bildenden Künste mit der Stadt verknüpfen.

Und danach? „Wir wollen das Projekt weiterführen und etablieren“, wünscht sich Doll. Sie und ihre Kommilitonen haben schon das nächste Thema für ihre Plakatausstellung im Blick: die Stuttgarter Theaterszene.