Kinder aus dem gesamten Göppinger Kreisgebiet sind jetzt zu Botschaftern für Klimagerechtigkeit ernannt worden. Zuvor haben sie am Waldrand von Adelberg 600 neue Bäume gepflanzt.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Rechberghausen - Der neunjährige Silas hat seine Schafferhose von Strauss angezogen und Arbeitshandschuhe übergestreift. Jetzt ist er aber erst einmal beeindruckt von dem Loch, das zwei Mädchen in den schweren Wiesenboden gegraben haben. „Wie habt Ihr denn das so quadratisch hingekriegt?“ Die Mädchen zeigen auf ihren Spaten, den sie selbst von zu Hause mitgebracht haben. Ein rundes Loch, wie es die Forstmitarbeiter mit ihren Rundspaten vorgemacht haben, „geht mit dem irgendwie gar nicht“, meint eines.

 

Sie ziehen mit dem Spaten aus Papas Garage

„Stop talking, start planting“, also „Hör auf zu quatschen und pflanz was“ ist die Veranstaltung überschrieben, zu der am Samstag 38 Kinder im Alter von sieben bis 14 Jahren aus dem gesamten Kreisgebiet an die Schurwaldschule in Rechberghausen gekommen sind. Die meisten haben ihre eigene Schaufel dabei oder Papas Spaten aus der Garage geholt. Am liebsten würden sie gleich loslegen, was dem Rechberghauser Schulgarten auch schon ein wenig anzusehen ist. Doch zuerst muss noch gequatscht werden. Nach der Begrüßung und einem ersten Kennenlernen gibt es einen halbstündigen Vortrag. „Jetzt retten wir Kinder die Welt“, ist er gar nicht unbescheiden überschrieben. Weltweit sollen Kinder bis zum Jahr 2020 eine Billion Bäume pflanzen, das sind 1000 Milliarden. Das Soll von jedem Menschen liegt damit bei 150. 13 Milliarden sind schon gepflanzt.

Wäre das Projekt erfolgreich, müsste man sich um ein Viertel des weltweiten CO2-Ausstoßes keine Sorgen mehr machen. Die Zahl ist umso erstaunlicher, wenn man weiß, dass die Plant-for-the-Planet-Akademie, die das Seminar unter Mithilfe der Kreissparkasse und der Energieagentur des Landkreises organisiert hat, auf die Idee eines neunjährigen Buben aus Bayern zurückgeht. Der hatte ein Klassenreferat über die Klimakrise halten müssen und war dabei auf die mittlerweile verstorbene Friedensnobelpreisträgerin Wangari Maathai aus Kenia gestoßen, die mit ihrer Initiative in 30 Jahren 30 Millionen Bäume gepflanzt hatte. Das können wir Kinder auch, befand Felix, der inzwischen 17 Jahre alt ist. Im Februar wurde er vom Magazin Reader’s Digest als Europäer des Jahres ausgezeichnet.

Die Azubis helfen

Auf einer Wiese am Waldrand des Adelberger Gewanns Ziegelhau sollen nun 500 Eichen und 100 Buchen folgen. Der lehmige Boden ist schwer, weshalb der örtliche Revierförster Martin Mönich einige seiner Auszubildenden mitgebracht hat. Den Kindern reichen die Setzlinge bis zum Bauchnabel. In 160 Jahren seien sie 40 Meter hoch und könnten gefällt werden, sagt Mönich. „Das werden wir alle nicht mehr erleben.“ .

Dann geht es zurück in die Schurwaldschule. Bei einer Abschlussveranstaltung präsentieren die Kinder, was sie gelernt haben und werden zu Botschaftern für die Klimagerechtigkeit ernannt. „Menschen, die nicht so viel Geld haben, pusten auch lange nicht so viel CO2 in die Luft“, sagt die zehnjährige Franziska. „Das legt sich dann wie eine Bettdecke über die Welt, es wird immer wärmer, die Gletscher schmelzen und es gibt Überflutungen.“ Was die Kinder vortragen, klingt überzeugend. Schließlich haben sie bei der Veranstaltung auch einen Kurzkurs in Rhetorik absolviert. Ganz ohne zu quatschen, lässt sich die Welt eben doch nicht retten.