Wenn es nach der Landesregierung geht, gibt es wesentlich wichtiger Straßenbauprojekte im Land. Durch die Hintertür könnte die Böhmenkircher Umfahrung nun trotzdem in den Bundesverkehrswegeplan rutschen. Doch auch dies wäre wohl eher symbolisch.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Berlin/Stuttgart - Böhmenkirchs Chancen auf eine Entlastung vom Durchgangsverkehr auf der Bundesstraße 466 steigen wieder. Das Bundesverkehrsministerium hat beim Stuttgarter Landesverkehrsministerium die Unterlagen für die geplante Umfahrung des 5500 Einwohner zählenden Ortes angefordert. Das Vorhaben komme auf den Prüfstand, hieß es aus Berlin. Damit könnte das Projekt doch noch in den neuen Bundesverkehrswegeplan rutschen. Zuvor hatten sich die örtlichen Bundestagsabgeordneten Heike Baehrens (SPD) und Hermann Färber (CDU) bei Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) für den Neubau eingesetzt.

 

Die Böhmenkircher Umfahrung ist ein Opfer der Priorisierung durch das Land. Vor zwei Jahren hatte der grüne Landesverkehrsminister Winfried Herrmann alle geplanten Bundesfernstraßen im Land nach Wichtigkeit sortieren lassen. Der Weiterbau der B 10 bei Gingen landete ganz weit oben, das Böhmenkircher Projekt fiel jedoch durch. Die Verkehrsbelastung erreiche auf der Ortsdurchfahrt maximal 8900 Fahrzeuge am Tag. Der Anteil des Schwerlastverkehrs betrage weniger als 900 Fahrzeuge, stellte das Landesministerium fest. So wurde die Straße, die nach bisherigen Planungen auf einer 3,3 Kilometer langen Trasse nördlich an Böhmenkirch vorbeiführen und 4,7 Millionen Euro kosten sollte, gar nicht mehr für den neuen Bundesverkehrswegeplan angemeldet.

Der Bürgermeister atmet auf

Auch jetzt hält man in Stuttgart nicht viel von einer Nachmeldung. Man habe schon mehr Projekte vorgeschlagen, als der Bund in den kommenden fünf Jahren finanzieren könne, sagte ein Sprecher. Selbst für die B 10 ist bis jetzt kein Geld in Sicht. Beim Böhmenkircher Bürgermeister Matthias Nägele keimt hingegen Hoffnung. Zwar befand sich die Umfahrung lediglich im erweiterten Bedarf des alten Bundesverkehrswegeplans und sollte dort auch bleiben, aber die komplette Streichung hätte eine Realisierung selbst in ferner Zukunft unwahrscheinlich gemacht.

Nägele hatte deshalb nach der Veröffentlichung der Prioritätenliste den Verkehr noch einmal zählen lassen und war beim Anteil des Schwerlastverkehrs auf die dreifache Zahl gekommen. Leider verpasste er es jedoch, die neuen Zahlen rechtzeitig beim Land einzureichen.

Razavi kritisiert das Land

Donzdorf habe schon eine Umfahrung. Wenn noch die Süßener Umfahrung hinzukomme, werde der Verkehr auf der B 466 weiter steigen, fürchtet Nägele. Daher sei es wichtig, wenigstens als Merkposten im Gespräch zu bleiben. Ähnlich sieht es die Geislinger CDU-Landtagsabgeordnete Nicole Razavi. Die Aufforderung des Bundes an den Landesverkehrsminister, Daten nachzureichen, sei ein Schritt in die richtige Richtung, betonte Razavi.