Die Gestaltung des Areals Hummelgraben stand bei einer Planungswerkstatt am Samstag im Bürgerhaus in Rot im Vordergrund. Die Ergebnisse sollen in das Konzept eines Landschaftsarchitekten einfließen.

Rems-Murr: Chris Lederer (cl)

Zuffenhausen/Stammheim - Wer im Gebiet Hummelgraben unterwegs ist, läuft Hügel hinauf und Senken hinab, er kommt vorbei an Hecken, Äckern und Wiesen, schaut in Kleingärten, auf verlassene Gärtnereien und die Gräber des Zuffenhäuser Friedhofs. Mit ziemlicher Gewissheit stößt er irgendwann auf die Bundesstraßen 10 und 27, die das Areal ebenso jäh durchschneiden, wie es die Gleise der Deutschen Bahn tun. Nicht-Zuffenhäuser kennen das Gebiet durch die Kompostierungsanlage an der Ludwigsburger Straße, die sich ebenfalls auf dem Areal befindet. Bald soll auch noch eine Biogas-Vergärungsanlage in der Nähe gebaut werden, dazu hat der Gemeinderat einen Grundsatzbeschluss gefasst.

 

Ein gutes Dutzend folgt dem Ruf der Stadt

Wie man diese Landschaft am Hummelgraben besser erlebbar macht, wie man ihren Erholungswert erhöht sowie Naturschutz und Landschaftspflege aufwertet – mit diesen Fragen haben sich am Samstag die Teilnehmer einer Planungswerkstatt im Bürgerhaus in Rot beschäftigt. Die Stadt hatte Interessierte dazu eingeladen – ein gutes Dutzend war dem Ruf gefolgt, darunter die Vorsitzenden der Bürgervereine Zazenhausen und Stammheim. Mit von der Partie waren auch Vertreter von Arbeits- und Interessengemeinschaften sowie Landwirte, Grundstücksbesitzer und Anwohner. Moderiert von Ute Kinn vom Büro Grips und begleitet von Vertretern des Amtes für Stadtplanung und Stadtentwicklung wurden Ideen geschmiedet und Wünsche formuliert. Als Grundlage diente das Landschaftentwicklungskonzept Hummelgraben der Stadt aus dem Jahre 2013 (eine Überarbeitung des geplanten Valentien-Waldes – eine Aufforstung des Gebietes, die vor mehr als 30 zugesagt, aber nie umgesetzt wurde).

„Aus dem Unort soll wieder ein Ort werden“

Hermann-Lambert Oediger von der städtischen Grünplanung gab am Samstag als Zielsetzung aus: „Aus dem Unort soll wieder ein Ort werden.“ Vorschläge dazu wurden etliche gemacht: „Am besten wäre, man würde die Bundesstraßen wieder zurückbauen“, sagte Joseph Michl, einer der Teilnehmer der Planungswerkstatt. Auch die Biogas-Vergärungsanlage könne man sich an einem anderen Standort als in Zuffenhausen besser vorstellen, war die mehrheitliche Meinung. Weil diese beiden Wünsche nach aktuellem Stand eher als Vision einzustufen sind, sammelten die Teilnehmer in Arbeitsgruppen weitere Vorschläge, deren Umsetzung deutlich realistischer ist.

So war es den Teilnehmern ein besonderes Anliegen, das unzureichende Wegenetz im Gebiet künftig zu verbessern und so die Verbindungen zwischen den Stadtteilen Zazenhausen, Zuffenhausen, Stammheim und der Stadt Kornwestheim zu stärken. Derzeit seien viele Feldwege in schlechtem Zustand; viele seien mangelhaft, manche gar nicht ausgebaut. Die als „Hummelgrabenweg“ bezeichnete Verbindung vom Regenrückhaltebecken in Zazenhausen nach Stammheim zum Beispiel ist nicht durchgängig. Künftig solle die Strecke zu einer idyllischen Ost-West-Route nach Stammheim werden. Verbesserungen seien bei den Unterführungen an den Bundesstraßen gewünscht.

Die Ausschilderung der Wege soll verbessert werden

Für die Ludwigsburger Straße fordern die Bürger eine sichere Querung auf Höhe des Kompostplatzes-Süd: vorrangig eine Fußgängerbrücke, falls es schneller umsetzbar ist, dürften es zwischenzeitlich auch eine Ampel oder ein Zebrastreifen tun. Als zu gefährlich schätzen sie zudem einen Weg ein, der entlang der Leitplanken an der Bundesstraße nach Kornwestheim führt. Auch hier gelte es, Hand anzulegen.

Als Leitlinien gaben die Teilnehmer den Planern mit auf den Weg, zusammenhängende Ackerflächen zu erhalten und Brachen zu nutzen. Dem Radverkehr soll mehr Gewicht als dem Autoverkehr verliehen werden. Verkehrsflächen sollten verstärkt zurückgebaut, beziehungsweise gebündelt werden. Die Ausschilderung der Wege soll im gesamten Gebiet verbessert werden.

Nötig sei außerdem ein Abfallkonzept dort, wo Nutzungen vorgesehen seien – etwa bei möglichen Einrichtungen für Jugendliche wie Grillstellen oder Schutzhütten. Ein Aussichtsturm auf westlicher Seite der Ludwigsburger Straße habe nicht oberste Priorität, alternativ sei ein „modellierter Geländepunkt“ überlegenswert. Auch an eine sogenannte Prozessschutzfläche, die sich quasi selbst überlassen wird, wurde gedacht.

Mehr Raum für Natur- und Landschaftsschutz

Generell solle bei der Planung darauf geachtet werden, dem Natur- und Landschaftsschutz mehr Raum zu geben und auch den späteren Aufwand von Pflegemaßnahmen einzubeziehen. Wenig diskutiert, aber für wichtig erachtet wurden, besonders vor dem Hintergrund der geplanten Biogasanlage, auch die Punkte „Lärm- und Geruchsvermeidung“. Von Seiten der Politik wünschten sich die Bürger, dass „möglichst sofort“ mit der Realisierung des Landschaftsentwicklungskonzeptes begonnen werde.

„Die Veranstaltung heute ist eine gute Sache und geht auf Initiative des Bezirksbeirats zurück“, sagte Bezirksvorsteher Gerhard Hanus. „Im Zusammenhang mit der geplanten Biogasanlage haben wir gefordert, dass eine Bürgerbeteiligung stattfinden muss.“ Die Ergebnisse der Planungswerkstatt sollen nun in die Arbeit eines Landschaftsplaners einbezogen werden. Am Donnerstag, 17. Juli, 18.30 Uhr, sollen die vom Landschaftsarchitekten Dieter Pfrommer überarbeiteten Planungsskizzen in der Stammheimer Schlossscheuer einer breiteren Öffentlichkeit vorgestellt und diskutiert werden. Das Ergebnis fließt in eine Vorentwurfsplanung ein, die im November öffentlich vorgestellt wird.

Das Geld für eine mögliche Umsetzung soll im Haushalt 2016/17 beantragt werden.