Unter einem Grundstück im Bereich der Römerstraße und der Panoramastraße liegen die Überreste der mittelalterlichen Plattenhardter Burg. Eine neue Schautafel dokumentiert ihre Geschichte.

Plattenhardt - Eine schöne Aussicht genossen die Burgherren von Plattenhardt einst allemal. Auf einem heute zum Teil verwildernden Grundstück an der Römerstraße und an der Panoramastraße erhob sich das mittelalterliche Bauwerk. Längst ist nichts mehr von ihm zu sehen. Was übrig ist, liegt unter dem Boden. Jüngst hat die Stadt eine Schautafel enthüllt, die zeigt, was es mit der Burg auf sich hatte.

 

Bodenradar macht die Grundrisse sichtbar

Erst im Jahre 2008 ergab eine Untersuchung des Landesdenkmalamts mit Bodenradar, dass die Burg auf einer fast quadratischen Fläche von 2500 Quadratmetern lag, die an drei Seiten von einem Graben umgeben war. In etwa 40 Zentimeter Tiefe zeigte das Radar ein quadratisches Gebäude aus Stein mit einer Seitenlänge von zwölf Metern, nördlich davon schließen sich die Mauerreste eines zwölf Meter langen und drei Meter breiten Gebäudes, östlich davon die Reste eines quadratischen Anbaus mit drei Metern Seitenlänge an.

Weil die Hanglage bei der Burg Feldwirtschaft erschwert und dort bisher nicht gebaut wurde, haben Pflüge und Bagger den Überresten nichts anhaben können – ein aus archäologischer Sicht seltener Fall in einem besiedelten und bewirtschafteten Gebiet. Damit dieser Zustand so bleibt, hat das Landesdenkmalamt die Reste zum Bodendenkmal erklärt. Für die Stadt heißt dies: Sie darf das Gewann niemals mehr als Wohngebiet ausweisen – zum Leidwesen der Grundstückseigentümer.

Die Grundstückseigentümer wollen bauen

Diese hatten ab 2003, als man noch nicht genau wusste, was sich unter den Wiesen verbarg, immer wieder Vorstöße zu den Fraktionen im Gemeinderat gemacht, man möge doch das Areal zu Bauland machen. „Die Fraktionen der CDU und der FDP, die damals noch keine Fraktionsgemeinschaft bildeten, waren dafür, die Freien Wähler waren gespalten, SPD und Grüne lehnten das Ansinnen ab“, erinnern sich Erhard Alber und Johannes Jauch.

Die beiden müssen es wissen, denn Alber saß von 1984 bis 2013 für die CDU und Jauch, der Vorsitzende des Vereinsrings, von 1999 bis 2014 für die FDP im Gemeinderat. „Im Jahr 2007 hat die Stadt eine Vorlage für den Gemeinderat ausgearbeitet. Danach sollte das Areal im Flächennutzungsplan zum Wohngebiet umgewidmet werden“, erinnern sie sich. Zu einer Entscheidung sei es aber nicht gekommen. „Wenn es möglich gewesen wäre, hätten wir die Grundstückseigentümer unterstützt. Aber wir wussten aus dem Heimatbuch, dass dort mal etwas war. Ich habe deshalb angeregt, dass eine Bodenuntersuchung gemacht wird“, ergänzt Alber. In Plattenhardt habe man immer gehört, dass auf den Grundstücken Steine gelegen seien, aus denen die Einwohner ihre Häuser gebaut hätten. Wie dem auch sei: Als abzusehen war, dass es mit Bauland nichts werden würde, wandten sich die Grundstückseigentümer an den Petitionsausschuss des Landtages, ohne Erfolg. 2009 lehnte der Gemeinderat die Bebauung endgültig ab.

Plattenhardt unterliegt den Württembergern

Schuldig und verantwortlich für den ganzen Ärger war vermutlich ein gewisser Diepold von Platinhardt. Zumindest wird er als Burgherr anno 1269 in einer Urkunde erwähnt. Sie trägt sein Siegel und dasjenige der Herren von Bernhausen. In ihr werden erstmals Plattenhardt und Bonlanden erwähnt. Wie alle bedeutenden Urkunden zur Landesgeschichte wird sie heute im Hauptstaatsarchiv Stuttgart aufbewahrt.

Der Burgherr Diepold war ein Verwandter der Herren von Bernhausen. Bei Auseinandersetzungen zwischen König Rudolf von Habsburg und Graf Eberhard I. von Württemberg zerstörten die Württemberger Dorf und Burg Plattenhardt. Dies geschah im Jahr 1287. Endgültig ging Plattenhardt anno 1363 an die Grafen von Württemberg, und die Burg wurde verlassen. Danach, vermuten auch Historiker, sollen sie die Plattenhardter als Steinbruch benutzt haben. 1451 wird erstmals ein Burgstall, also eine unbewohnte Burg erwähnt, die an der Walters Gass, wie die heutige Römerstraße früher hieß, lag. Danach wuchs Gras über die Vergangenheit. Nur eine Ahnung blieb, wo sich Diepolds Herrensitz befunden haben mochte.

Eine Schautafel dokumentiert, was der Boden verbirgt

„Wir haben immer auf eine Ausgrabung gedrängt, das wäre für den Heimatverein das Schönste gewesen“, sagt Johannes Jauch. Nach der Ablehnung der Grabung habe der Verein auf Schautafeln gedrängt: „Wir wollten im Jahr 2010 einen Teil der Fläche kaufen, um dort Schautafeln aufzustellen. Damit wollten wir das Thema in die Schulklassen bringen. Wir hatten schon etwas Geld gesammelt. Aber Menschenansammlungen auf dem Gebiet waren nicht erwünscht“, erzählt er.

„Die Eigentümer müssen Grundsteuer bezahlen, das Gras mähen und die Hecken schneiden. Bis heute haben sie mit ihren Grundstücken eigentlich immer nur Nachteile gehabt“, bilanziert Erhard Alber. Weil man ihnen die Grundsteuer nicht erlassen darf, habe er im Gemeinderat versucht, für sie ein wenig Geld für den Pflegeaufwand locker zu machen, damit sei er jedoch gescheitert: „Die Grundstückseigentümer sind gestorben oder sehr alt. Deshalb wird die Pflege etwas vernachlässigt.“