Mit einem Besuch in Stuttgart will Angela Merkel den OB-Kandidaten Sebastian Turner unterstützen. Bei strömendem Regen wird die Kanzlerin von Buh-Rufen empfangen.

Stuttgart - Debakel im Regen: Eine Wahlkampfveranstaltung mit dem Stuttgarter OB-Kandidaten Sebastian Turner und Kanzlerin Angela Merkel (CDU) ist von lauten Buh-Rufen übertönt worden. Menschen, die zum Teil Plakate gegen das umstrittene Bahnprojekt Stuttgart 21 trugen, versuchten die Veranstaltung am Freitag mit Pfiffen, Sprechchören und Trommeln zu stören. Zudem regnete es in Strömen, als Merkel und Turner auf die Bühne traten.

 

Die Kanzlerin war nach Baden-Württemberg gekommen, um dem parteilosen OB-Kandidaten Turner den Rücken zu stärken. CDU, FDP und Freie Wähler unterstützen den Werbe-Profi. Beim ersten Wahlgang am Sonntag war Turner mit 34,5 Prozent der Stimmen zwei Prozentpunkte hinter dem Grünen-Politiker Fritz Kuhn auf Platz zwei gelandet. Keiner der Kandidaten erreichte die absolute Mehrheit der Stimmen. Deshalb muss am 21. Oktober ein zweites Mal gewählt werden.

Merkel: "Hier darf man seine Meinung sagen"

In ihrer Rede empfahl Merkel Sebastian Turner als nächstes Stadtoberhaupt. Von den Pfiffen ließ sie sich dabei nicht beirren. „Eines können wir sagen: Es ist schön laut hier“, sagte die Kanzlerin. „Hier darf man demonstrieren. Hier darf man seine Meinung sagen“, rief sie den Menschen auf dem Marktplatz zu. Aber wenn es um die Zukunft gehe, dann müsse man sich für jemanden entscheiden, der mehr könne als pfeifen. „Und das ist Sebastian Turner.“ Es sei heute einfach zu sagen, gegen etwas zu sein. „Aber es ist sehr viel schwieriger zu sagen, wofür wir eigentlich sind“, sagte sie.

Merkel verteidigte indirekt das Projekt Stuttgart 21. Die Frage, ob Stuttgart die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts bewältige, werde auch mit dem Bahnhof entschieden. Sie appellierte an die Bürger, zur Wahl zu gehen. „Jede Stimme für Sebastian Turner zählt.“

Turner will Suttgart 21-Gegner und Befürworter einen

Turner bekräftigte seine Haltung für S 21. Aber der Bahnhof werde nicht einfach so kommen: „Ich werde mich mit dem Land und der Bahn anlegen, weil ich einen guten Bahnhof haben will.“ Zugleich betonte er, die Menschen in der Stadt einen zu wollen. „Wir haben die Nase voll von Streit. Der Streit hat unsere Stadt gelähmt.“ Nötig sei ein neues Miteinander, um die großen Aufgaben Bildung, Arbeit und Zusammenleben zu bewältigen.

Kuhn wird jetzt auch von der SPD unterstützt, nachdem die von den Sozialdemokraten aufgestellte parteilose Kandidatin Bettina Wilhelm auf den dritten Platz gekommen und ihre Bewerbung dann zurückgezogen hatte. Auch der S-21-Gegner Hannes Rockenbauch tritt nicht wieder an. Neun Bewerber sind für den zweiten Wahlgang gemeldet.