Weil Playstation 4, Xbox One und Wii U online sind, können die Hersteller manchen Zusatzdienst anbieten: Videos streamen, chatten und Fotos in der Cloud speichern zum Beispiel. Da könnte das Spielen fast zur Nebensache werden.

Stuttgart - Gut ein Jahr ist die aktuelle Spielkonsolen-Generation nun auf dem Markt. Mehr als 16 Millionen Exemplare der Playstation 4 wurden seither weltweit abgesetzt. Xbox One und Wii U liegen deutlich zurück, können aber auf die Unterstützung einer treuen Fangemeinde setzen. So überschritt die Microsoft-Konsole bereits die Neun-Millionen-Marke, Nintendos bereits 2012 erschienene Wii U liegt bei fast acht Millionen. Immer wichtiger für die Kaufentscheidung werden Inhalte und Services, die eine Konsole über das Spielen hinaus bietet.

 

Dass man Playstation und Co. mit dem Internet verbinden kann, ist heute Standard. Schließlich kann man nur so Aktualisierungen herunterladen, an Online-Spielen teilnehmen und mit anderen Spielern chatten. Ein Internetbrowser gehört ebenfalls zu Grundausstattung. Um online zu spielen, benötigt man bei PS4 und Xbox One ein kostenpflichtiges Abo des „Playstation Network“ beziehungsweise eine „Xbox Live Gold“-Mitgliedschaft. Für rund sieben Euro im Monat gibt es dafür kostenlose Spiele und weitere Inhalte.

PS4 und Xbox One spielen DVDs und Blu-ray-Discs ab. Darüber hinaus können Filme und Videos auch über das Netz gestreamt oder heruntergeladen werden. So ist Youtube auf allen Konsolen vertreten. Die gängigen Streamingdienste lassen sich als App installieren, über die man Tausende von Filmen und Serien aus dem Netz laden kann – natürlich gegen Zusatzgebühr.

Die Xbox One hat die stärkste Multimedia-Hardware

Netflix und Amazon Instant Video sind auf allen drei Plattformen verfügbar, auf der Wii U fehlen Maxdome und Watchever. Auf der Playstation 4 bietet Sony außerdem kostenlose Musikvideos via Vidzone an. Für die Xbox One kam gerade der Streaming-Dienst Snap des Pay TV-Senders Sky hinzu. Überhaupt bietet die Xbox One die größte Auswahl an Zusatzdiensten. Dazu gehören die Videokanäle Twitch und Machinima, die sich in erster Linie an Spieler richten, aber auch Sportkanäle. Auch für die Weiterbildung wird etwas getan: TED ist ein Videokanal, über den man sich Vorträge bedeutender Menschen aus aller Welt anschauen kann. Waren viele dieser Dienstleistungen bisher nur Gold-Kunden vorbehalten, wurde ein Großteil davon nun auch für Nicht-Mitglieder freigegeben.

Musikdienste wie Spotify sucht man auf den Spielplattformen vergeblich, auch Audio-CDs versagen den Dienst. Warum das so ist, liegt auf der Hand: Mit Xbox Music und Music Unlimited haben Microsoft und Sony ihre eigenen Angebote auf dem Markt. Wenn man ihre Konsolen als Jukebox benutzt, dann wollen die Hersteller auch mitverdienen. Einen echten Mehrwert bietet Sonys Cloud-Datenspeicher PlayMemories Online. So kann man eigene Bilder vom PC, Tablet oder Smartphone online speichern und über die PS4 auf den Fernsehbildschirm bringen, zum Beispiel, um seine Fotos als Diashow zu präsentieren, die man mit eigener Musik unterlegen kann. Microsofts Cloud-Speicher OneDrive ist ebenfalls als Xbox One-App verfügbar. Darüber lassen sich Inhalte aller Art vom Internet ins Wohnzimmer holen.

Die sozialen Netzwerke Facebook und Twitter sind bei PS4 und Xbox One vertreten, auf der Wii U nicht. Auf der Xbox One kann man sogar via Skype Videotelefonate starten – vorausgesetzt, man hat eine Kinect-Kamera. Ein weiterer Xbox-exklusiver Dienst ist OneGuide. Dabei schließt man eine Kabel- oder Satelliten-Set-Top-Box mit HDMI-Ausgang an die Konsole an, um fernzusehen und gleichzeitig die anderen Funktionen der Xbox zu nutzen. So kann man während des „Tatort“ chatten oder die Konsole als elektronischen Programmführer nutzen. Diese Möglichkeiten bietet auch der neue „Xbox One Digital TV Tuner“ für knapp 30 Euro. Verbunden mit einem Kabelanschluss oder einer DVB-T-Antenne kann man laufende Sendungen pausieren, um den Getränkevorrat aufzufüllen oder zwei Anwendungen in einem geteilten Bildschirm anzeigen. Die Xbox One empfiehlt sich insgesamt als stärkste Multimedia-Hardware der drei Konkurrenten.

Die Playstation 4 hat technisch die Nase vorn

Auch Sony hat ein interessantes Zusatzgerät im Programm. Mit der kleinen schwarzen Box namens „Playstation TV“ kann man laufende PS4-Spiele über das heimische Netzwerk auf einen anderen HD-Fernseher übertragen. Steht die PS4-Konsole im Wohnzimmer, wo das TV-Gerät gerade von einem anderen Familienmitglied beansprucht wird, kann man so auf den Zweitfernseher im Arbeitszimmer ausweichen oder im Schlafzimmer Filme anschauen. Weil in der Box die gleiche Software ihren Dienst tut wie auf Sonys Taschenkonsole, laufen darauf auch PS Vita-Games. Kauft man sich eine Vita-Speicherkarte dazu, hat man eine kleine, eigenständige Spielkonsole, auf der auch Playstation-Klassiker laufen. Schließlich soll es noch immer Leute geben, die einfach nur spielen wollen.

Der anfängliche Preisunterschied zwischen der Playstation 4 und der Xbox One hat sich mittlerweile nivelliert. Das liegt vor allem daran, dass die Kinect-Kamera der Xbox nicht mehr zur Grundausstattung gehört. Beide Konsolen sind für knapp 400 Euro zu haben. Am günstigsten fährt man mit der Wii U: das „Basic Pack“ gibt es ab 285 Euro, wie die Konkurrenten ist die Nintendo-Konsole in diversen „Bundles“ erhältlich. So bekommt man für rund 340 Euro das beliebte Spiel „Super Mario Kart 8“ dazu.

Betrachtet man die nackten Zahlen, hat die PS4 auch technisch die Nase vorn. Sie bringt die meisten Spiele in Full-HD und mit 60 Einzelbildern pro Sekunde auf den Bildschirm. Xbox-One-Besitzer müssen sich oft mit einer niedrigeren Auflösung und 30 Bildern pro Sekunden begnügen. Die Unterschiede dürften von den meisten Spielern aber kaum wahrgenommen werden. Die Wii U kann mit PS4 und Xbox One technisch nicht mithalten. Trotzdem machen selbst aufwendige Spiele wie „Bayonetta 2“ eine gute Figur. Zudem besitzt die Wii U ein außergewöhnliches Gamepad, eine Art Tablet, auf dem Karten und andere Zusatzinfos angezeigt werden.

Die Wii U bietet die meisten Spiele

Mittlerweile können alle drei Hersteller auf eine ansehnliche Anzahl an Spielen verweisen. Das liegt auch daran, dass immer mehr Spiele als reine Downloads erscheinen. Unabhängige Entwickler bieten ihre Produktionen günstig in den Online-Shops an. Titel wie „Minecraft“ oder „Don’t Starve“, die eigentlich aus der PC-Welt stammen, haben sich auch auf den Konsolen zu Hits entwickelt. Exklusive Eigenproduktionen haben alle drei Hersteller im Angebot. Blockbuster wie „Grand Theft Auto V“ (Rockstar) erscheinen aber meist nicht mehr für die Nintendo-Konsole.

Dafür verfügt der „Super Mario“-Konzern über zugkräftige Eigenmarken wie „Super Smash Bros.“ oder die „Legend of Zelda“-Reihe. Außerdem ist die Wii U als einzige Konsole abwärtskompatibel, spielt also auch Titel der Vorgängerkonsole. Die Wii U hat zwar die wenigsten Zusatzdienste, aber die meisten Spiele zu bieten.