Die Diskussion um die Zukunft des Stadtbades ist am Dienstag eröffnet worden. Eine Sanierung ist rund zwei Millionen Euro billiger als ein Neubau.

Plochingen - Jetzt sind die Zahlen auf dem Tisch: 4,04 Millionen Euro wird es kosten, das Plochinger Hallenbad zu sanieren. Der Ingenieur Jürgen Wilfert vom Büro Knecht hatte das Gebäude besichtigt und die Kosten errechnet. Ausgelöst wurde die Baudiskussion dadurch, dass in der Decke Spritzasbest gefunden wurde, woraufhin das Gebäude aus Gesundheitsgründen geschlossen werden musste.

 

Das Interesse an dem Bad war groß. Mehr als 100 Bürger haben am Dienstag die Stadthalle bevölkert und die Sitzung des Gemeinderates begleitet, der vom Ratssaal in das größere Gebäude umgezogen war. Etwa 30 Mitglieder des Turnvereins Plochingen, der DLRG Reichenbach und des Fördervereins Stadtbad waren vor Ort. Die anderen Besucher waren Bürger, denn viele Plochinger sind mit dem Bad emotional verbunden. Sei es, dass sie darin schwimmen gelernt haben, sei es, dass sie es in ihrer Schulzeit genutzt haben. So ist es kein Wunder, dass mittlerweile 5500 Unterschriften gesammelt wurden. Damit hat sich mehr als jeder dritte Plochinger für den Erhalt des Bades eingesetzt.

Das Stadtbad ist eines der ältesten Hallenbäder im Kreis Esslingen. Es wurde 1959 gebaut und steht direkt neben dem Gymnasium, das nach wie vor zu den größten in Baden-Württemberg zählt, und neben der Real- und der Burgschule.

Der Ingenieur Jürgen Wilfert hat nicht das bloße Ausbessern der Schäden berechnet, sondern die grundlegende Sanierung des Gebäudes – mit dem Ziel, die Lebensdauer des Bades um 30 Jahre zu verlängern. Zwar sei der Gesamteindruck der Schwimmhalle gut, aber die Chlordämpfe des Badewassers hätten den Beton an verschiedenen Stellen angegriffen. Wilfers riet dazu, das verseuchte Dach ganz abzureißen und eine neue Decke aufzubringen.

Das Becken ist unterirdisch mit Stahlböcken abgestützt, weil auch dort der Beton schon angegriffen ist. Hier schlug Jürgen Wilfert vor, eine Edelstahlwanne einzuziehen. Bei den Fenstern sieht der Ingenieur keinen Handlungsbedarf, denn sie seien damals schon hochwertig ausgeführt worden. Allerdings müssten die Umkleiden und die Duschen zeitgemäß umgebaut werden. Die Heiztechnik aus dem Jahr 1959 sollte komplett ersetzt werden, ebenso die Elektrik. Die Lüftung sei zu klein dimensioniert, und auch die Tribüne an der Stirnwand des Gebäudes sei nicht mehr sicher. Die in Plochingen sehr beliebten Filmvorführungen im Schwimmbad werden künftig gestrichen, denn sonst müsste man das Gebäude auch noch im Sinne der Veranstaltungsverordnung ertüchtigen.

Den 4,04 Millionen Euro Sanierungskosten stehen sechs Millionen Euro gegenüber, die für einen Neubau veranschlagt werden. Dazu würden noch die Abrisskosten für die alte Schwimmhalle kommen. Aus diesen Überlegungen heraus versuchten die Fraktionen herauszufinden, wie belastbar die Zahlen von Jürgen Wilfert sind. Er verteidigte seine Rechnung, wies aber darauf hin, dass es bei Sanierungen nie 100 Prozent Sicherheit gebe.

„Am heutigen Tag ist die Diskussion eröffnet“, sagte der Bürgermeister Frank Buß. Denn in den nächsten Wochen werden sich die Gemeinderatsfraktionen eine Meinung zum Thema Abriss, Sanierung oder Neubau bilden müssen. Ebenso sind die Bürger gefragt. Sie können bei der Bürgersammlung zu dem Thema am 9. November Stellung nehmen.