Die Paul-Gerhardt-Gemeinde wird 50 Jahre alt

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Plochingen - Alle Pfarrer, die jemals auf dem Stumpenhof gepredigt haben, haben ihr Kommen zugesagt. Am Wochenende feiert die Paul-Gerhardt-Gemeinde des Plochinger Stadtteils Stumpenhof ihr 50-jähriges Bestehen. Zum Jubelfest kommt ein Stumpenhöfler, den es in den Osten verschlagen hat. Harald Sommer ist heute Oberkonsistorialrat in Berlin. Er wird den Festgottesdienst halten. Zusätzlich gibt es eine Festschrift, die vom Pfarrer Joachim Hahn gestaltet wurde.

 

Der Plochinger Stadtteil Stumpenhof war einst eine Modellsiedlung, die für die Flüchtlinge des Zweiten Weltkriegs gebaut wurde. Schon der Name der Paul-Gerhardt-Kirche war Programm. Man hatte bewusst den Liederdichter aus Sachsen-Anhalt genommen, um Brücken zu schlagen in den anderen Teil Deutschlands. Das Vorbild von Paul Gerhardts Leben im Dreißigjährigen Krieg sollte damals den Flüchtlingen Halt geben, die im Krieg und während der Vertreibung Fürchterliches mitgemacht hatten. Gleichzeitig war Paul Gerhardt auch ein Liederdichter, der besonders in der pietistischen Tradition geschätzt wurde.

Die ersten drei Pfarrer auf dem Stumpenhof sind nicht mehr am Leben. Edelgard Dieterich starb 1990, der unvergessene Pfarrer Klaus Teufel starb 1996. Er hatte auf dem Stumpenhof die Jugendarbeit eingeführt, und mit den legendären Jungscharpartys im Saal des Kindergartens schaffte er es, den Stumpenhof-Bewohnern eine Identität zu verleihen und die bunte Mischung von Einheimischen und Flüchtlingskindern zu vereinen. Sein konservativer Nachfolger, Günter Weigert, gestorben 2007, stoppte diese Jugendarbeit, und erst mit dem Einzug seines Nachfolgers Frieder Grau wurde die Paul-Gerhardt-Gemeinde wieder um entscheidende soziale und auch ökologische Aspekte bereichert. Seine Nachfolger waren Günter Banzhaf, Cornelia Eberle und Eleonore Härter. Die jetzige Pfarrerin Karin Keck ist neu und vergangenen Sonntag investiert.

Für viele Bewohner des Stumpenhofs ist die Paul-Gerhard-Kirche eine wichtige Kindheitskirche. Das Gebäude, gestaltet vom Architekten Heinz Rall, ist fast noch so wie früher. Nur der Sichtbeton der 60er-Jahre, der die Kirche innen düster und unheimlich machte, ist jetzt in hellem Weiß gestrichen. Hinter dem Altar, wo man früher eine nackte Betonwand anstarrte, prangt jetzt ein schmuckes Bild, und der einst finstere Glockenturm trägt eine in den Stadtfarben blau-gold gehaltene Uhr.