Seit vierzig Jahren entwässert die Pumpstation das wichtige Industriegebiet am Neckarhafen und pumpt die Dreckbrühe in die Kläranlage nach Esslingen-Zell. Jetzt ist die Station runderneuert worden.

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Plochingen - H

 

ierhin kommt so gut wie nie jemand: in den Bauch der Stadt. Das frisch renovierte Pumpwerk am Plochinger Neckarhafen sammelt das Abwasser des bedeutenden Industriegebietes und der wenigen Menschen, die dort wohnen. Die Anlage leitet es unter der Bahnlinie und der alten B 10 durch bis nach Esslingen-Zell, wo es geklärt wird.

Das Gebäude liegt unterirdisch. Es ist eine Art eingegrabener Wasserturm, eine tiefe gekachelte Röhre, die bei einem Totalausfall aller Systeme das überschüssige Schmutzwasser lange genug aufnehmen kann, bis Techniker Abhilfe geschaffen haben. Doch das ist noch nie vorgekommen, denn die Pumpen haben Redundanzsysteme. Es gibt weitere Pumpen, die sofort anspringen, sollte eine Abwasserpumpe einmal ausfallen.

Mehr als eine halbe Million Euro hat die Stadt in das Gebäude investiert, das niemand sieht. Das ist angesichts der Finanzkraft der Stadt ein ziemlicher Brocken. Die 40 Jahre alten Schaltschränke mit den Skalen und Anzeigen sind weggerissen worden. Sämtliche Kennwerte des Pumpwerks werden in Zukunft in das Internet übertragen und können mit dem Smartphone oder dem Tablet-PC überwacht und gesteuert werden.

Ein vergrabener Wasserturm

Das kleine oberirdische Gebäude steht seit dem Jahr 1970 direkt neben dem Plochinger Hafenbecken. Nur der neue Außenanstrich deutet auf die Renovierung hin. Joachim Kohler ist bei der Stadt Plochingen für das Projekt zuständig. „Für die 550 000 Euro wurde der Beton saniert, kaputte Kacheln ausgebaut und die ganze Steuerung erneuert“, berichtet er. Außerdem sei der Pumpensumpf abgedichtet worden, damit die Dreckbrühe nicht ins Grundwasser gelangen könne. Nach 40 Jahren war auch das Flachdach des Gebäudes marode geworden und wurde frisch neu gemacht.

Die Gemeinden entfalten im Sommer für gewöhnlich eine rege Bautätigkeit, und Plochingen ist keine Ausnahme. Weil auch hier die Verwaltung die Zeit nutzt, in der die Schulen geschlossen und die Bürger verreist sind. Frank Buß, der Plochinger Bürgermeister, will den Bürgern zeigen, wohin – im wahrsten Sinne des Wortes – ihr Geld fließt. Doch die Investition wird sich bezahlt machen, da ist sich Buß sicher. Nicht nur, weil das Pumpwerk die nächsten 40 Jahre unbeschadet seinen Dienst tun kann, auch der Personaleinsatz werde günstiger. Denn nun steuern Techniker das Pumpwerk Tag und Nacht vom Rechner aus. Damit entfallen die Fahrtkosten. Wenn Joachim Kohler die Tür schließt, wird das Gebäude, zu dem kaum jemand kommt und das niemand kennt, vermutlich bald gar keinen Besuch mehr bekommen.