Die Stadtverwaltung möchte das asbestverseuchte Gebäude abreißen und das Grundstück für die Entwicklung des Schulzentrums nutzen.

Plochingen - Jetzt ist die Katze aus dem Sack. Bei der Bürgerversammlung zur geplanten Sanierung des unteren Schulzentrums in Plochingen erklärte der Bürgermeister Frank Buß am Mittwoch in der Stadthalle vor rund zweihundert Zuhörern, dass sich die Kommune aus finanziellen Gründen weder eine Sanierung noch einen Weiterbetrieb des Stadtbades leisten könne. Dies sei eine „bittere Wahrheit“.

 

Jahrelang war um die Zukunft des maroden und asbestverseuchten Stadtbades gerungen worden. Dabei schien es schon länger klar, dass Plochingen keine vier Millionen Euro zur Sanierung aufbringen kann. Öffentlich sagen wollte das bis Mittwoch aber niemand. Schließlich hängen viele Einwohner an dem Bad. In der Verwaltung und im Gemeinderat sieht aber offenbar kaum jemand Möglichkeiten für einen Erhalt.

Die Idee vom unpopulären Abriss wurde von Bürgermeister Buß in dem Wissen öffentlich gemacht, dass die Mehrheit des Gemeinderates hinter diesen Plänen steht. Den Räten war der Inhalt der Präsentation bereits bekannt. Eine Entscheidung des Gemeinderates zum Abriss des Stadtbades könnte im Dezember fallen.

Plochingen sei ein Unterzentrum mit den finanziellen Möglichkeiten einer Kleinstadt und den Aufgaben einer Großen Kreisstadt, sagte Buß. Man müsse zunächst die Pflichtaufgaben erfüllen. Dazu zählten die teure Kinderbetreuung, die Anschlussunterbringung für Flüchtlinge und vor allem die Sanierung der Schulen. Das Stadtbad sei keine Pflichtaufgabe, betonte Buß. Es kostet die Stadt jährlich 300 000 Euro. Ein Abriss würde mit einer halben Million Euro zu Buche schlagen. Würde das Schulschwimmen nach Wernau oder Altbach verlegt werden, würde das die Stadt jährlich rund 50 000 Euro kosten.

Nach einem Abbruch des Hallenbades soll Fläche für die Weiterentwicklung des unteren Schulzentrums genutzt werden. Die bauliche Ertüchtigung des Schulzentrums sei eine „Mammutaufgabe“, die Plochingen in den kommenden zehn Jahren beschäftigen werde. Die Kosten dafür werden wohl im zweistelligen Millionenbereich liegen. An die Stelle des Stadtbades muss wieder ein Gebäude gebaut werden. Ohne eine Bebauung droht der Hang abzurutschen, erklärte der Verbandsbauamtsleiter Wolfgang Kissling.

Die Pläne für das Schulzentrum stellte Marc Flögerhöfer vom Planungsbüro Drees und Sommer vor. er schlug er vor, dass die Grundschule und die Realschule ihre Räume tauschen. Damit könnten die Platzprobleme der Grundschule vergleichsweise einfach gelöst werden. Das Gymnasium soll saniert werden und einen Anbau bekommen, um die steigenden Schülerzahlen unterbringen zu können.

Die Nebengebäude der Realschule seien in einem so schlechten Zustand, dass sie abgebrochen werden sollten. Auf den freien Flächen zwischen der Realschule und dem Gymnasium könnte dann eine Mensa gebaut werden. Nach einem Abriss des Stadtbades und des DRK-Gebäudes stünde eine große Fläche für weitere Entwicklungsmöglichkeiten bereit.

Beim Publikum, unter das sich viele Vertreter der Schwimmabteilung des TV und des DLRG gemischt hatten, kamen die Pläne nicht gut an. So meinten einige Redner, dass die Stadt den Erhalt des Stadtbades teurer darstelle, als er sei. Es wurde ferner bezweifelt, ob die Stadt alle Fördermöglichkeiten ausgeschöpft habe. Für andere teure Investitionen wie den Ausbau der Eisenbahnstraße und die Sanierung des Rathauses habe Plochingen auch Geld, ärgerten sich einige Redner aus dem Publikum.