Das Land fördert die Musikzentren in Plochingen und in Staufen

Böblingen : Ulrich Stolte (uls)

Esslingen - Der grüne Landtagsabgeordnete Andreas Schwarz verbreitete die Nachricht am Mittwochabend: Die Landesregierung stellt bis zum Jahr 2020 18 Millionen Euro bereit für die badische und die württembergische Blasmusik-Akademie. Damit endet die Zitterpartie um die zwei Blasmusikzentren in Plochingen und in Staufen im Breisgau. Denn noch am Dienstag hatten nur acht Millionen Euro im Stuttgarter Haushaltsplan gestanden. Und damit hätten weder der badische Verband in Staufen noch der württembergische Verband in Plochingen bauen können. Denn benötigt werden 20 Millionen Euro.

 

Besonders der württembergische Blasmusikverband wäre dann ins Hintertreffen geraten, denn er hatte seine alte Blasmusik-Akademie in Kürnbach bei Karlsruhe bereits verkauft. Dort werden, sagt Ralf Krasselt vom Blasmusikverband Esslingen, zur Zeit Flüchtlinge untergebracht. Krasselt, der für die CDU im Plochinger Gemeinderat sitzt, war es auch, der die Idee hatte, die Akademie auf ein Grundstück neben dem Plochinger Bahnhof zu holen. Die guten Standortfaktoren, der ÖPNV-Anschluss und die Nähe zu Stuttgart schienen ideal zu sein für eine Akademie, in der man nicht nur musizieren, sondern auch übernachten kann. Die Akademie in Kürnbach lag weit weg und hätte teuer saniert werden müssen wegen des Brandschutzes. Also schien den Bläsern ein Neubau sinnvoller, zumal auch die Geschäftsstelle in Cannstatt nach Plochingen umziehen kann.

Dass es anlässlich der Haushaltsdebatte mit der Finanzierung noch einmal spannend würde, hätte keiner der Beteiligten gedacht. Besonders der württembergische Blasmusiker-Präsident Rudolf Köberle, selbst Landtagsmitglied und ehemaliger Landwirtschaftsminister, ging auf die Barrikaden. Angesichts von 300 000 passiven und 96 000 aktiven Mitgliedern, darunter 44 000 Jugendliche allein in Württemberg, hätten die Blasmusiker einen hohen gesellschaftlichen und kulturellen Auftrag. „Eigentlich müsste das Land uns fragen, was es tun könnte, um unsere wichtige Arbeit zu unterstützen“, sagte Köberle. „Für uns ist das eine Herzensangelegenheit“, sagte auch sein Kirchheimer Fraktionskollege Karl Zimmermann. Köberle wie auch Andreas Schwarz zogen Vergleiche zum Sport. Das Land würde mit Millionenbeträgen die Stadien des SC Freiburg und des Karlsruher SC ausbauen, aber bei der Musik mache man einen Rückzieher. Andreas Schwarz begründet die zögerliche Finanzierungszusage aus Stuttgart damit, dass der Bau von Blasmusik-Akademien nun mal nicht zu den Kernaufgaben des Landes gehöre, sondern eine freiwillige Leistung sei. Doch die beiden Fraktionen hätten sich angesichts der anerkannt wichtigen Jugendarbeit der Blasmusiker noch einmal besonnen.

Konkret werden nach den bereits bewilligten zwei Millionen Euro für das laufende Jahr im kommenden Jahr sechs Millionen eingestellt, 2019 sind es fünf Millionen und 2020 noch einmal fünf Millionen Euro. Damit hätten die Musiker insgesamt 18 Millionen Euro auf dem Konto, die fehlenden zwei Millionen Euro wollen sie durch Kredite absichern, sagt Harald Eßig, der Geschäftsführer des baden-württembergischen Blasmusikerverbandes.

Jetzt wo die Finanziers ihre Arbeit getan haben, kommen wieder die Architekten zum Zuge. Die Musiker hoffen, dass sie in diesem Jahr noch den Grundstein zur Akademie legen können. Auf alle Fälle wird es im nächsten Jahr losgehen.