Die Kunststipendiaten des Landkreises haben zur Eröffnungsvorstellung geladen. Die nächsten drei Jahre rocken sie die ehemalige Steingießerei in Plochingen.

Plochingen - Zurück zu den Wurzeln: Mehr als 100 Jahre lang sind in der ehemaligen Mühlstein-Fabrik Dettinger in Plochingen Steine bearbeitet worden, ehe im Jahr 1988 die Produktion eingestellt worden ist. Seit jetzt 25 Jahren kommt das ehemals schwergewichtige Unternehmen Dettinger leichtfüßig als Dettinger-Park daher. Künstler, Stipendiaten des Landkreises Esslingen, füllen seither regelmäßig die ehemaligen Produktionsgebäude mit Leben – und erneut mit Stein.

 

Die Arbeit, die Shinroku Shimokawa bei der Antrittsausstellung des aktuellen Stipendiaten-Jahrgangs präsentiert, schlägt die Brücke zwischen vergangenem Handwerk und zukunftsweisender Kunst. Auf dem Boden der jetzt zum Ausstellungsraum umfunktionierten ehemaligen Steingießerei liegen symmetrisch angeordnete Basaltwürfel. Pflastersteingroß, hat sie der Künstler mit Hilfe von Holzkeilen auf die Spitze gestellt. Nicht auf die Spitze getrieben, obwohl Shimokawa auch die Kunst des Monumentalen beherrscht. „Ich habe Angst“ lautet der Titel einer Arbeit, bei der ein schwerer Findling unter freiem Himmel auf einer zerbrechlich wirkenden Holzpyramide ruht.

Ausstellung mit Laborcharakter

„Der Stein bestimmt mein Interesse. Ich lote dessen Vielschichtigkeit aus, trage ab, stemme, schleife“, sagt Shimokawa. Das klingt nach Arbeit. In seiner Einführung hat der Kulturredakteur Nikolai B. Forstbauer denn auch auf den Laborcharakter hingewiesen, der sowohl den ehemaligen Fabrikationsräume, als auch dem Atelierstipendium selbst innewohnt. In den Werkräumen würden Arbeiten diskutiert, auf den Prüfstand gestellt und fortgeführt.

„Ein bisschen Kunst geht nicht“, fasste Forstbauer die Stimmung in Worte, die über dem Ort liegt. Zu dieser Stimmung werden neben Shinroku Schimokawa in den kommenden drei Jahren auch Elsa Farbos, Ines Skirde und Valentin Leuschel beitragen. Die 1987 in Paris geborene Elsa Farbos, die zuletzt an der Kunstakademie in Stuttgart studiert hat, hat in der Region schon ihre Spuren hinterlassen. Sie hat das Projekt „Eine Mauer wie eine Frau“ auf dem Stuttgarter Killesberg realisiert und hat sich vorgenommen, weitere skulpturale Wegmarken in und um Stuttgart zu setzen. Ihr dreidimensional angelegtes Arbeiten reagiert dabei auf die sozialen und wirtschaftlichen Aspekten der Industrie am Neckar.

Die 1986 in Wolgast geborene Ines Skirde studierte Kunsterziehung Grafik, Fotografie und Neue Medien an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Mit dem anschließende Studium des intermedialen Gestaltens hat sie ihr künstlerisches Portfolio abgerundet. Ihr Beitrag zu der performativ-alternativen Kunstaktion „18 Stunden zur Anfechtung der Sommersonnwende“ hat zuletzt im Stuttgarter Killesbergpark Akzente gesetzt.

Im Juli wird das Jubiläum gefeiert

Valentin Leuschel, der Vierte im Bunde der Jubiläumsstipendiaten, ist Absolvent der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart mit dem Schwerpunkt Kunsterziehung. Als Meisterschüler bei Birgit Brenner ist er Mitorganisator des Projekts „The Land After The Rainbow” im Württembergischen Kunstverein Stuttgart und dem Projektraum LOTTE.

Mitte Juli feiert der Landkreis gemeinsam mit der Stadt Plochingen das 25-jährige Bestehen des Kulturparks Dettinger und zugleich der Stipendiatenförderung des Landkreises. Den Auftakt macht am Freitag, 14. Juli, die Vernissage einer Jubiläumsausstellung. Aus allen neun Stipendiatengenerationen werden 34 der bisher 42 Stipendiatinnen und Stipendiaten jeweils ein Kunstwerk ihrer aktuellen Schaffensphase präsentieren.