Der ehemalige B.TV-Chef Thomas Hornauer eröffnet eine Edelsteinausstellung. Die Kristalle will er als Einrichtungsgegenstände verkaufen. Außerdem verlangt er eine „Energetisierungsgebühr“ von Besuchern.

Rems-Murr: Phillip Weingand (wei)

Plüderhausen - Seine Exzellenz hat gleich für Sie Zeit“, erklärt der junge Mann im Anzug. Sein Chef Thomas G. Hornauer sitzt, nein, thront noch in ein Gespräch vertieft auf einem der barock anmutenden Sessel. Thomas Hornauer, selbst ernannter König des „Vereinten Heiligen Deutschen Königreichs“, eröffnet eine Edelsteinausstellung. Unter ihm auf dem Boden liegen Bahnen aus rotem Teppich. Bis vor Kurzem hat noch ein Fliesenhersteller seine Produkte in den Räumen der ehemaligen Strickereifabrik am Rande des Plüderhausener Industriegebiets gezeigt. Jetzt kreuzen alle paar Meter geschwungene Linien aus Achatscheiben den Stoff. In der Mitte des Raums steht ein großer, vergoldeter Thron.

 

Meterhoch türmen sich vor allem Amethystdrusen, die der Sammler Hornauer aus Südamerika hat herschaffen lassen. Überall glitzert und funkelt es. Notfalls hat Hornauer mit blinkenden LED-Lichterketten nachgeholfen. Er wolle die Steine nicht einfach in die Gegend stellen, erklärt er: „Was ich hier mache, ist Edelsteinveredelung und Energetisierung.“ Die Rückseiten der Drusen hat Hornauer höchstselbst mit Gold beschichtet, die Ständer zur Präsentation hat er auch entworfen. Einer, mit einem hunderten Kilogramm schweren Stein darauf, wackelt bedenklich, als der König ihn antippt. Das sei gewollt, sagt Thomas Hornauer: „Ich wollte die Sache beweglich halten.“

Hornauer hat eine eigene Religion gegründet

Beweglich – das ist er selbst auch. Nachdem ihn westafrikanische Könige im Jahr 2010 zum Prinzen kürten, verbrannte er die Urkunde wieder. Ein buddhistischer Geistheiler habe ihm erklärt, so ein Adelstitel führe zu schlechtem Karma. „Ich habe den Titel abgegeben, aber den Adel behalten“, sagt er. Und sich zum „König der Herzen“ ernannt. Ganz nebenbei gründete er vor einem knappen Jahr auch noch eine Religion, den „Christ-Buddhismus“.

Wobei man das mit dem Königstitel nicht falsch verstehen dürfe, erklärt Hornauer: „Ich habe keine territorischen Ansprüche. In meinem Königreich geht es auch nicht um Monarchie. Die sehe ich als Unterdrückung. Die Menschen sollen selbst Herrscher über sich und ihre Gefühle werden“, sagt er. Er wünsche sich daher möglichst viele Könige in seinem Reich.

Auf dem Thron einige Räume weiter darf trotzdem nicht jeder sitzen. Ein paar Kameras sind auf das pompöse Möbelstück ausgerichtet, daneben steht der orangefarbene Tisch, an dem Hornauer Sendungen für den „Kanal Telemedial“ produziert – auch wenn es derzeit nur wenige sind. In den vergangenen Jahren ist es stiller um den Mann geworden, den seine 0190-Hotlines angeblich zum Multimillionär gemacht hatten und der für eine Weile den insolventen Regionalsender B.TV übernommen hatte. Derzeit produzieren er und seine Mitarbeiter ab und zu Aufzeichnungen, hin und wieder auch Livestreams. „Um meine königlich-sozialen Aktivitäten zu dokumentieren“, sagt Thomas Hornauer.

Eine Corvette mit dem Logo des Königs

Er hat große Pläne: Die Edelsteine in der Ausstellung sollen auch zum Verkauf stehen. Die Schau soll vor allem Esoteriker anlocken, die statt Eintritt eine „Energetisierungsgebühr“ zahlen. Im Erdgeschoss liegt unter anderem eine mehr als vier Meter lange Amethystdruse. Hornauer nennt sie „eine Gans, die goldene Eier legt“. Wer sich zu Energetisierungszwecken hineinlegen will, muss den ganzen Raum mieten.

Woher das Geld kommt, mit dem er die Tonnen von Edelsteinen und Quarzen erworben hat, will Hornauer nicht verraten. Auch nicht, den wievielten königlichen Geburtstag er am vergangenen Freitag gefeiert hat. Wohl aber, dass er wieder öfter auf den Bildschirmen seiner Fans erscheinen möchte. Diesmal aber nicht mit Regionalnachrichten, sondern mit Teleshopping.

Denn der gelernte Handwerker ist nicht nur König, sondern auch Verkäufer. Die Edelsteine eigneten sich gut zur Wohnungseinrichtung, erklärt er. „Eine kleinere Kristallpyramide kostet etwa 500 Euro. So etwas kann sich doch jeder leisten“, ist Hornauer überzeugt. Aber vielleicht legt er auch zu königliche Maßstäbe an. Draußen hängt ein meterhohes Plakat mit seinem Wappen. Im Hof darunter, neben einem schrottreifen Transporter, stehen eine Corvette, ein Tesla und ein Mercedes – alle mit dem Königsreich-Logo, versteht sich.