Die vier Bewerber um das Amt des Oberbürgermeisters liefern sich vor mehr als 500 Zuschauern beim LKZ-Kandidaten-Talk im Leo-Center einen Schlagabtausch.

Leonberg - Auf den Punkt kommen mussten die vier OB-Kandidaten Martin Kaufmann, Ulrich Vonderheid, Inge Horn und Klaus Brenner bei der Podiumsdiskussion der Leonberger Kreiszeitung, die mehr als 500 Besucher am Mittwochabend im Leo-Center live verfolgten. Jeweils nur 30 oder 45 Sekunden hatten die Bewerber Zeit, um zu vielen Themen Stellung zu nehmen, die ihnen die Moderatoren Thomas K. Slotwinski und Elisa Wedekind, Redaktionsleiter und Stellvertreterin der Leonberger Kreiszeitung, vorgaben.

 

Medizinische Kompetenz ansiedeln

Einig waren sich die Kandidaten beim Thema Krankenhaus: Dieses müsse in Leonberg erhalten und gestärkt werden, auch wenn die geplante Flugfeldklinik in Böblingen im Jahr 2024 eröffnet wird. Inge Horn warb für einen medizinischen Campus, mit dem das Krankenhaus von anderen Angeboten wie einer Strahlentherapie und medizinischen Versorgungszentren umwoben werde. „Wir müssen so viel medizinische Kompetenz ansiedeln, dass das Krankenhaus gar nicht herausgelöst werden kann“, erklärte sie. Man dürfe nicht allein auf Kreistagsbeschlüsse hoffen. Sie würde sich als Oberbürgermeisterin auch für den Kreistag aufstellen lassen. Derzeit sei sie in Gesprächen „mit verschiedenen medizinischen Anbietern und habe den Eindruck, dass der Standort Leonberg positiv besetzt sei. „Am Ende wird nur die Wirtschaftlichkeit zählen, daher müssen wir die medizinische Versorgung und die wirtschaftlichen Zahlen nach oben bringen.“

Auch Martin Kaufmann argumentierte, man müsse das bestehende starke Angebot im Krankenhaus „festigen, sodass wir es gar nicht mehr loswerden können“. Die für die Flugfeldklinik anvisierte Investitionssumme von 440 Millionen Euro werde nicht ausreichen. Daher werde sich das dortige Krankenhaus neue Patienten und Aufgabenfelder suchen: „Wenn die Grund- und Regelversorgung einmal in Böblingen stattfindet, werden viele Patienten nicht dorthin gehen, sondern nach Stuttgart.“

Es sei normal, dass ein neues Krankenhaus nach einigen Jahren hinterfragt werde. „Wir müssen eine Bestandszusage haben, die es derzeit nicht gibt“, forderte Kaufmann. Derzeit gebe es nur ein Schreiben von 2014 für die nächsten zehn Jahre. „Wenn aber 2024 die Bettenanzahl von 262 auf 164 reduziert wird, glaube ich nicht, dass das Krankenhaus in zehn bis 15 Jahren nicht zur Disposition steht“, befürchtet er.

Unterschiede beim Thema Finanzen

Ulrich Vonderheid sieht im Krankenhaus den „wichtigsten Standortfaktor Leonbergs“, der bestehen bleiben müsse – „egal ob 2024 oder 2044“. Als Kreisrat wolle er sich dafür einsetzen, dass nicht nur die zehn Kollegen aus Leonberg dafür stimmten, sondern auch die übrigen 74 Kreisräte. Vonderheid warnte aber davor, dass zu viel Protest kontraproduktiv sein könnte. „Außerhalb von Leonberg kam das nicht gut an“, sagte er. Man müsse den Standort Leonberg stärken, aber auch den Standort Böblingen akzeptieren, um eine gute Krankenhauslandschaft im Kreis zu haben.

An drittletzter Stelle im Land

Klaus Brenner will das Krankenhaus ebenso durch die Einbindung anderer Angebote stärken („nicht nur ein Strahlentherapiezentrum“), aber gleichzeitig auch das Gebiet drumherum. „Die ganze Gartenstadt muss davon profitieren, wenn beispielsweise ein Park am Krankenhaus entsteht“, erklärte er. Im Gegensatz zum jetzigen OB wolle er dabei nicht auf Konfrontationskurs gehen, sondern mit dem Landrat, den Ärzten und anderen sprechen. „Je besser unser Krankenhaus wird, desto schwieriger wird es zu schließen.“

Unterschiede offenbarten die Bewerber beim Thema Finanzen: Während Ulrich Vonderheid Projekte bis 2020 mit Krediten finanzieren will, da die Kommunen danach keine Schulden mehr aufnehmen dürften, setzt Brenner auf Gewinnoptimierung und Erlöse aus Grundstücksgeschäften. Inge Horn will hingegen eine intensivere Kostenkontrolle einführen und mehr Fördermittel in die Stadt bringen.

Keiner der Bewerber zeigte sich als Anhänger von Steuererhöhungen: Ulrich Vonderheid bemerkte, die Grund- und Gewerbesteuer seien schon sehr hoch. Man müsse die Ausgaben optimieren. Kaufmann befürwortete eine Ausgabenkritik für den Haushalt und eine Einnahmeoptimierung durch einen guten Gewerbestandort. Inge Horn würde nicht die Steuersätze erhöhen, sondern setzt auf mehr Betriebe und Einwohner. Brenner würde auf der Einnahmeseite ansetzen und die Wirtschaft mehr fördern. „In Baden-Württemberg liegen wir da an drittletzter Stelle“, kritisierte er.