Lars Ruppel ist deutscher Meister im Poetry Slam. Zwölf Schülern der Körschtalschule hat der 30-Jährige gezeigt, wie sich Sprache kreativ einsetzen lässt. Und er hat ihnen erklärt, wie der Pinguin es mit der Motivation hält.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

Plieningen - Auf den ersten Blick verbindet Lars Ruppel und einen Pinguin nichts. Doch das täuscht. In Sachen Motivation hat der Pinguin dem Poetry Slammer schon oft geholfen. Wie, das erklärt Ruppel in der Stadtteilbücherei Plieningen vor zwölf Schülern der Körschtalschule.

 

Zum Einstieg präsentiert Ruppel den Siebtklässlern und deren Deutschlehrer Benjamin Utke ein leichtes Gedicht. „Damit euch nicht gleich der Kopf platzt“, erklärt er. Es geht um Steigerungsformen von Adjektiven. Die letzten Zeilen lauten: „Rauschgift ist giftig, Öl ist giftiger, Gift ist am giftigsten“ – „die wahrscheinlich besten Zeilen meines Lebens“, wie der 30-jährige Poetry Slammer sagt. Die Schüler quittieren das mit schallendem Gelächter. Ruppel sieht das gelassen und erklärt: „Poesie fängt oft genau dann an, wenn der Lehrer sagt, ‚das ist falsch’ oder wenn euer Kopf sagt ‚das geht nicht’. Durch Ausprobieren und Fehler entstehen die besten Sachen.“

Punk entdeckt Poesie

Sprache sei schon von Klein auf ein wichtiger Bestandteil des Lebens. Sie beruhige weinende Kinder, schaffe Beziehungen, mache Spaß – man denke nur an Kinderreime wie „Bei Müllers hats gebrannt, brannt, brannt...“. Als Kind habe man noch ein völlig ungezwungenes Verhältnis zur Sprache, denkt sich etwa Wortspiele aus. Das gehe mit dem Alter verloren, sagt Ruppel. „Man verliert irgendwann das Interesse an Sprache.“

Ihm sei es nicht anders gegangen, bis er mit 16 zu seinem ersten Poetry Slam ging. Damals sei er ein Punk gewesen, mit blauem Irokesenschnitt und Nietenjacke. Der größte Gag für ihn und seine Freunde sei es gewesen, einfach so in Gebüsche zu springen. „Wir wollten so sein wie die Typen von ‚Jackass’. Auf diesem intellektuellen Niveau war ich, als ich den Poetry Slam für mich entdeckte.“ Er sei fasziniert gewesen, dass es tatsächlich Menschen gab, die hören wollten, was er zu sagen hatte. Sein erstes Gedicht war eine „Hassrede auf Menschen, die selten gehasst werden – Kinder“. Beim Poetry Slam gehe es nicht darum, Regeln einzuhalten und Erwartungen zu erfüllen. „Es geht einzig und allein darum, dass man sagt, was man will – es gibt keine Vorgaben“, sagt Ruppel.

Von Katzen und Schlabbermonstern

Das Spiel mit der Sprache kann man üben. Deswegen startet Ruppel mit den zwölf Körschtalschülern in der Stadtteilbibliothek ein kleines „Synonyme-Battle“. So schnell wie möglich sollen die Schüler drei Synonyme zu den Worten „essen“, „sprechen“ und „Katze“ finden. Die Siebtklässler zeigen sich äußerst kreativ: „Schnurrer“, „Schlabbermonster“ und „Regenrinnenkletterer“ sind nur drei von unzähligen guten Vorschlägen für die „Katze“. Viel Spaß haben die Schüler auch beim Ausdenken einer Geschichte, bei der jeder der Reihe nach nur ein Wort sagen darf.

Weil es beim Vortragen auch auf das richtige Präsentieren ankommt, zeigt der Poetry Slam-Meister den Jugendlichen noch ein paar Tricks und Kniffe. Es kommt auf die richtige Körper- und Handhaltung an. Wer etwa die offene Hand zur Faust ballt, während er sie von Kopf- auf Brusthöhe hinunterzieht, der verleiht seinen Worten mehr Ausdruck. Auch der Sprechrhythmus sei wichtig, vor allem natürlich beim Poetry Slam.

Motivation eines Pinguins

Zu guter Letzt gab Ruppel den Schülern noch einen Motivationsspruch mit auf den Weg: „Ich bin müde, ich bin ein Pinguin, ich kann gar nichts“ – „Den kann man in jeder Situation anwenden, beim Referat vortragen, beim Vorstellungsgespräch und so weiter“, sagt der 30-Jährige. Ihn habe „der einzig wahre Motivationsspruch“ schon oft weitergebracht. Schließlich habe er es geschafft, von seiner Kunst, dem Poetry Slam, leben zu können. Er verdiene „irgendwas zwischen Straßenmusiker und Justin Bieber“. Trotz – oder gerade wegen – der Motivation eines Pinguins.