Ein flotter Polit-Talk zur baldigen Kommunalwahl fand im Vereinsheim des TV Feuerbach statt. Moderator Michael Zeiss, Chefredakteur des SWW, war zwischendurch auch mal „fiese Bälle“ ins Spiel, um so die Akteure von der Grundlinie zu locken.

Feuerbach - Dass die Bälle auf dem Terrain der Tennisfreunde immer hübsch auf dem Feld blieben, dabei aber nicht nur artig hin- und hergespielt, sondern auch mal knallend zurückgehauen oder mit einem Volley gekontert werden konnten, dafür sorgte ein elastisch agierender Moderator: Michael Zeiss, Chefredakteur des SWR. Und zwischendurch warf er auch mal „fiese Bälle“ ins Spiel, um so die Akteure von der Grundlinie zu locken. Gleichwohl behielt der Austausch der Positionen den Charakter eines Freundschaftsspiels, bei dem sich folgende Bewerber um ein Mandat für den Gemeinderat zeigten: Markus Bott (CDU), Silvia Fischer (Grüne), Jochen Heidenwag und Jürgen Zeeb (Freie Wähler), Suse Kletzin (SPD) sowie Bernd Klingler (FDP).

 

„Probleme, die in Feuerbach vor der Haustüre liegen“

Zum Aufwärmen klopfte Zeiss ein wenig die Motivation fürs Engagement in der Kommunalpolitik ab, und förderte dabei durchweg Leidenschaft fürs Politische zutage. „Immer noch Bock drauf?“ ließ bei Zeeb „einige der wenigen Gemeinsamkeiten mit Fischer“ erkennen, die sogleich das aus ihrer Sicht wichtigste Ergebnis der ablaufenden Wahlperiode nannte: „Dass wir den Wohnungsmangel auf die Agenda gebracht haben“. Klingler räumte ein, dass die Liberalen auch im Lokalen „gegen den Bundestrend anzukämpfen“ hätten, gab sich aber als am Tennis geschulter, „verbissener Kämpfer“.

Danach konzentrierte sich das Match ganz auf „Probleme, die in Feuerbach vor der Haustüre liegen“: Asylantenunterkunft etwa, Schoch- und Fahrion-Gelände, Windkrafträder, Schul-Campus.

Eintracht quer durch die Fraktionen herrschte beim Bekenntnis, dass die Stadt in Sachen Flüchtlingsheim „eine Aufgabe zu erfüllen habe“ (Zeeb). Dann aber schieden sich die Geister. Die Vertreter von CDU, Freie Wähler und FDP plädierten für das Fahrion-Areal, das von SPD und „Grün“ nur als Notlösung betrachtet wurde: „Wir wollen eine Willkommenskultur für Menschen, die viel durchgemacht haben“, betonte Fischer, und Kletzin hob hervor: „Flüchtlinge sollen mitten unter uns, also auch in Wohngebieten leben.“ Sie erinnerte an ihre „Erfahrung mit dem Heim in der Leitzstraße“: „Ich habe mich geschämt, wie die Leute untergebracht waren. Jetzt droht wieder dasselbe.“ Bott nannte Fahrion „die beste Lösung“, Klinger diese „auch die günstigste“.

Thema Windräder im Tauschwald

Eine „wunderbare Kontroverse und eine super-gute Basis für die Wahlentscheidung“, befand der Moderator, was sich dann nahtlos „auf einen weiteren Aufreger“, auf das Thema Windräder im Tauschwald münzen ließ: „Die Energiewende muss kommen. Wenn die Messergebnisse das Projekt als wirtschaftlich sinnvoll zeigen, müssen wir den Bau akzeptieren,“ meinte Fischer.

Zeeb nannte das „eine hanebüchene Aktion“ und ein „reines Prestigeobjekt“, was Kletzin so konterte: „So wird dein Ja zur Energiewende ein bloßes Lippenbekenntnis. Das Eine wollen, vor der Haustüre das Nötige aber ablehnen, das geht nicht.“ Klingler sprang Zeeb bei, Bott verwies auf EU-Kommissar Günther Oettinger: „Windräder sind von gestern. Auf EU-Ebene wird längst an anderen Dingen zur Energiegewinnung geforscht.“

Eine Kontroverse, die kurz auf einen Nebenplatz führte mit der Frage, ob die Stadt eigene Stadtwerke brauche. Klingler sprach von einem „unternehmerischen Risiko“ für den Steuerzahler und nannte die neue Konstruktion ein „Loch ohne Boden“. Fischer plädierte für „die große Chance, bei der Energie-Wende selbst zu agieren“ und führte als Argument für den privaten Anbieterwechsel auch „Lokalpatriotismus“ ins Feld: „Ich kaufe lieber vor Ort.“

Einigkeit in Sachen Schulcampus

Beim Schulcampus herrschte weitgehend Einigkeit, mehr Schulsozialarbeit inklusive. Divergierende Ansätze dann in Sachen Verkehr, wo Kletzin für „die Gleichberechtigung aller Verkehrsteilnehmer“ sprach, Bott sich als „Fan von Kreisverkehren“ outete.

Sanft kontrovers dann die schnellen, finalen Ballwechsel, etwa beim Thema Wirtschaftsförderung. „Ist Stuttgart eine reiche Stadt und hat trotzdem einen Investitionsstau?“, wollte Zeiss wissen. Zeeb monierte „die hohe Neuverschuldung“, Fischer verteidigte: „Es ist unser Verdienst, dass in die Schulen, bei denen fast die Decken heruntergefallen sind, nun wieder investiert wird“. Dito die Kinderbetreuung, wo wir „ein Wahnsinnsdefizit hatten.“ Heidenwag und Klingler wollen einen eigenen „Wirtschaftsbürgermeister“, Kletzin mahnte eine „zukunftsfähige Stadtentwicklung“ an, zu der auch solidarisches Handeln gehöre.

Klingler kritisierte, der grüne OB wolle „der Stadt seinen Stempel aufdrücken“, was ihm einen Volley von Fischer bescherte: „OBs anderer Couleur haben das auch getan. Und im Gemeinderat gibt es auch wechselnde Mehrheiten. Je nach Thema.“ Dass es bei diesem Polit-Talk doch nicht nur um freundliche Ballwechsel ging, daran erinnerte Klinglers Satz: „In zwei Wochen haben wir vielleicht eine andere Mehrheit.“ Denn dann geht es auf Satz und Sieg. Für wen auch immer.