Bier ist „kein Suchtmittel“, sagt Volker Kauder, CDU-Fraktionschef im Bundestag und Bierbotschafter - und macht sogar Werbung für den Gerstensaft.

Wurmlingen - Hopfen und Malz, Gott erhalt's! Der Wahlspruch aller Biertrinker wird von keinem Politiker so überzeugend verkörpert wie von Volker Kauder. Der CDU-Fraktionschef in Bundestag ist erst im April von deutschen Brauern zum "Botschafter des Bieres" ernannt worden. Nun darf er ein weiteres Jahr für der Deutschen liebstes Gesöff werben - gemeinsam mit der Entertainerin Ina Müller.

 

Als Kauder dieser Tage in den Hirschen nach Wurmlingen in seinen Wahlkreis Tuttlingen kam, um dem Wirt Roland Schmid zu seinem 25-jährigen Jubiläum gratulieren, war die Freude beiderseits überschäumend. Der hohe Gast berichtete launig von seinen Versuchen, Bier in den Stand eines Weltkulturerbes zu heben. Dann aber fuhr er bierernst jenen in die Parade, die ein Werbeverbot für den Gerstensaft durchsetzen wollen. "Bier ist kein Suchtmittel", konterte Kauder trocken, "Bier ist und bleibt ein Nahrungsmittel, das lassen wir uns nicht nehmen."

Erinnerung an Beckstein

Süffige Bonmots wie diesen kennt man von dem Vertrauten Angela Merkels. Als er 2010 zum obersten Bierrepräsentanten gekrönt wurde, gab er den 2700 Festgästen einen Einblick in seinen täglichen Flüssigkeitsbedarf: "Wenn ich ein Achtel Wein im Jahr trinke, dann ist das viel. Aber zwei, drei Weizenbier am Tag - die müssen einfach sein." Mancher fühlte sich da an Bayerns Ex-Ministerpräsident Günter Beckstein (CSU) erinnert, der erklärt hatte, für ein gestandenes bayerisches Mannsbild sei Autofahren auch dann noch möglich, wenn es auf dem Oktoberfest zwei Maß Bier intus habe. Es hagelte Proteste von Verkehrs- und Suchtexperten. Alkohol ist Gift für den Körper, lautet der nüchterne Befund führender Suchtforscher wie Falk Kiefer von der Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) in Mannheim. Ein Glas Wein oder Bier wirke auf das Suchtzentrum im Gehirn wie eine Dosis Heroin.

Kauder könnte in diesen Dingen mal bei seinem Fraktionsvize Andreas Schockenhoff nachfragen. Der CDU-Abgeordnete aus Ravensburg hat seine Alkoholsucht lang verheimlicht. Nach einem Bagatellunfall und anschließender Fahrerflucht bekannte er sich zu seiner Sucht. 1,3 Millionen Menschen in Deutschland gelten als alkoholabhängig. 9,5 Millionen trinken mehr, als ihnen guttut. Politikern wird oft nachgesagt, für Alkohol und Drogen anfällig zu sein.

Schon als Student für das Bier gejobbt

Schockenhoff hat viel Zuspruch erfahren - gerade aus Unionskreisen. Bei Kauder aber scheint die Durststrecke verbaler Selbstverleugnung beendet zu sein. Als Student hatte er schon als Bierkutscher bei der Brauerei Bilger in Gottmadingen gejobbt. Der Deutsche Brauer-Bund weiß, was er an ihm hat. Man sei sicher, "dass es Herrn Kauder mit seiner Ausstrahlung gelingen wird, für das deutsche Bier zu werben".