Die Suche nach Plagiatoren ist längst ein Geschäft. Sie könnte auch im Wahlkampf eine Rolle spielen. Und es gibt jetzt mit dem von Martin Heidingsfelder eingerichteten PolitPlag eine Plattform, mit der auch die Doktorarbeiten von Abgeordneten geprüft werden können.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Armin Käfer (kä)

Berlin - Manche Politiker treibt nicht nur die Angst vor der Fünfprozenthürde oder dem wetterwendischen Wählerwillen um – sondern die vor Leuten wie Martin Heidingsfelder. So heißt der erste Plagiatorenjäger, der die Suche nach falschen Doktorarbeiten geschäftsmäßig betreibt. Heidingsfelder, früher Mitglied der SPD, jetzt bei den Piraten, hat dazu eine Internetplattform mit dem Namen Politplag eingerichtet.

 

Auf der Homepage unter dieser Adresse findet sich eine Art Steckbrief: eine Liste mit 83 Namen von Bundes- und Landtagskandidaten, bevorzugt aus der FDP, von der Union und den Grünen. „Politiker sollten Vorbilder sein, insbesondere, was Ehrlichkeit anbelangt“, heißt es dort. Leider habe sich gezeigt, dass es gerade unter Politikern immer wieder Einzelne gebe, „die es mit der Aufrichtigkeit nicht ganz so ernst nehmen, wie sie es selbst von den Bürgern verlangen“. In solchen Fällen sei es „besser, gar nicht erst zur Wahl anzutreten, als später zurückzutreten“.

Peter Ramsauer im Visier

Heidingsfelder offeriert seinen „Plagiometer“ als eine Art Ehrlichkeitskontrolle für Kandidaten. Der selbst ernannte Schummeldetektiv finanziert sich angeblich durch Spenden. Auf seiner Website ruft er dazu auf, sich mit „einem Beitrag ab 20 Euro“ an den Prüfungskosten zu beteiligen. Die Überprüfung verlange nämlich einen „erheblichen Aufwand“. Wer gezielt nachforschen lassen will, findet auch eine differenzierte Preisliste für solche heiklen Dienste. Das Beschaffen verdächtiger Arbeiten kostet 50 Euro, ein erster Check mittels Computerprogrammen das Gleiche. „Teuer wird es, wenn man tatsächlich etwas findet“, sagt Heidingsfelder. Für detailliertere Nachforschungen verlangt er 500 Euro pro Arbeitstag.

Das eröffnet Schmutzkampagnen im Wahlkampf Tür und Tor. Vom Gerangel mit harten Bandagen versteht Heidingsfelder etwas. Er hat früher für die „Ansbach Grizz-lies“ American Football gespielt und war in dieser Sportart mit der deutschen Nationalmannschaft sogar schon Vizeeuropameister. Vor dem Franken, der einen Abschluss als Diplomkaufmann hat und seinen Politplag als „Einmannfirma“ betreibt, muss sich nun zum Beispiel Verkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) fürchten. Dessen Doktorarbeit wird bereits durchleuchtet. Laut Politplag ist die „Voruntersuchung abgeschlossen“.