Hongkong kommt nicht zur Ruhe. Demonstranten werden ungeduldig. Die Regierung lässt sich auch nach drei Wochen auf keine Forderung ein. Radikale drängen zu aggressiveren Protesten. Regierungschef Leung sieht die Bewegung „außer Kontrolle“.

Hongkong - Nach schweren Zusammenstößen in Hongkong hat die Polizei prodemokratischen Demonstranten wachsende Gewalttätigkeit vorgeworfen. „Einige Protestierende agieren immer gewaltsamer“, kritisierte die Polizei am Montag in einer Mitteilung. Im Geschäftsviertel Mong Kok auf der Halbinsel Kowloon waren die Spannungen zwischen Demonstranten und Polizisten während des Wochenendes eskaliert. Die Polizei setzte Pfefferspray ein, und es gab mehr als zwei Dutzend Festnahmen. Am Montag hielten sich Aktivisten und Polizisten zunächst zurück.

 

Mehrfach hatten Demonstranten versucht, die Straßen in Mong Kok zu besetzen. Tage zuvor hatten Polizisten ein Lager der Demonstranten in dem Viertel geräumt. Die Beamten warfen Eltern vor, ihre Kinder mit zu den Demonstrationen in Mong Kok gebracht zu haben. „Die Polizei verurteilt diese extrem unverantwortliche und gefährliche Handlung“, hieß es in der Mitteilung.

Für Regierungschef Leung Chun-ying geraten die Demonstrationen außer Kontrolle. „Ausländische Kräfte mischen sich ein“, sagte Leung in einem Fernsehinterview. „Das ist keine reine inländische Bewegung, und sie gerät außer Kontrolle.“

Protestführer wiesen Leungs Äußerungen scharf zurück. Sie seien unverantwortlich, kritisierte Alex Chow laut lokalen Medien. Der Regierungschef habe keine Beweise vorgebracht, um seine Theorie von ausländischen Kräften zu belegen. Leung versuche, mit seiner Darstellung die Bewegung gezielt zu diskreditieren. Die Proteste in Hongkong dauern seit drei Wochen an. Die kommunistische Führung in Peking will zwar 2017 erstmals direkte Wahlen in der früheren britischen Kronkolonie zulassen. Sie verweigert aber eine freie Nominierung der Kandidaten.

Die Protestführer haben zunehmend Probleme, die prodemokratische Bewegung unter Kontrolle zu halten. Trotz dreiwöchiger Besetzung zentraler Straßen in der Finanzmetropole konnten die Demonstranten ihre Forderungen gegenüber der Regierung nicht durchsetzen.

Mehrfach hatten Wortführer ihrer Anhänger dazu aufgerufen, keine weiteren Stadtteile zu blockieren, und die Sicherheitskräfte nicht unnötig zu provozieren. Doch immer wieder wurden ihre Bitten von radikaleren Demonstranten unterlaufen. Die jüngsten Zusammenstöße überschatten die Aussichten für den Dialog zwischen Regierung und Demonstranten in den kommenden Tagen.