Im Kampf gegen Schleuserbanden ist der Bundespolizei ein weiterer Schlag gelungen. Die Gruppe soll syrische Flüchtlinge unter erbärmlichen Bedingungen nach Deutschland gebracht und Kasse gemacht haben. Im Visier stehen auch drei Syrer im Landkreis Böblingen.

Lokales: Wolf-Dieter Obst (wdo)

Böblingen - Der Bundespolizei ist ein Schlag gegen eine bundesweit agierende Schleuserbande gelungen. Der Tätergruppierung wird vorgeworfen, in mindestens 15 Fällen insgesamt 348 vorwiegend syrische Staatsangehörige unter teilweise menschenunwürdigen Bedingungen nach Deutschland geschleust zu haben. Die Schleuser sollen dabei mindestens 150 000 Euro umgesetzt haben. Drei Verdächtige sind im Landkreis Böblingen gemeldet.

 

Wie die Bundespolizei mitteilte, wurden am Dienstag sechs Wohn- und Geschäftsräume in Baden-Württemberg, in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Berlin durchsucht. Die zentralen Ermittlungen werden von der Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung Halle in Sachsen-Anhalt und der Staatsanwaltschaft Dresden als Ermittlungsverfahren „Flamme“ geführt. Hintergrund für die Namensgebung ist ein entsprechendes Tattoo bei einem der Tatverdächtigen.

Die Razzia fand dabei in den Gemeinden Aidlingen und Altdorf statt. In Aidlingen sind zwei 25 und 30 Jahre alte Syrer, in Altdorf ein 25-jähriger Landsmann ins Visier der Ermittler geraten. „Welche Rolle die Beschuldigten innerhalb des Netzwerks gespielt haben, ist aber unklar“, sagt Bundespolizeisprecher Christian Meinhold. Die drei Verdächtigen sind weiterhin auf freiem Fuß.

Ein Verdächtiger hat sich abgesetzt

Bei den Einsatzmaßnahmen wurde ein 35-jähriger ägyptischer Staatsangehöriger in Berlin wegen des Verdachts der banden- und gewerbsmäßigen Einschleusung von Ausländern festgenommen. Gegen einen weiteren Hauptbeschuldigten der Bande gibt es einen internationalen Haftbefehl. „Der Gesuchte soll sich im nordafrikanischen Raum aufhalten“, sagt Meinhold. Bereits Anfang November war ein syrischer Tatverdächtiger durch Ermittler der Bundespolizei in Deutschland festgenommen worden.

Bei den Durchsuchungsmaßnahmen wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt, das in den kommenden Tagen und Wochen ausgewertet werden muss. Jörg Baumbach, Präsident der Bundespolizeidirektion Pirna, zeigte sich nach dem Einsatz zufrieden: „Skrupellose Schleuser nutzen die Hilflosigkeit schutzbedürftiger Menschen aus, um auf menschenverachtende Weise Kasse zu machen.“