Zwei Tage nach der Eröffnungsparty hat die Polizei das neue Lokal Netzer geschlossen – auf Veranlassung des städtischen Gewerbeamtes. Ein übertriebener Schritt? Es liegt keine Konzession vor, weshalb die Betreiber mit einem Bußgeld rechnen müssen.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Rappelvoll war es am vergangenen Samstag, als das Netzer im früheren Café Heller an der Herzogstraße den Anstoß feierte. Die Mischung aus Café, Bar und Restaurant, so ist allenthalben gejubelt worden, dürfte ein Treffer in Stuttgarts Gastroszene werden. Doch schon zwei Tage später gab’s die Rote Karte für das Lokal, das nur rein zufällig so heißt wie ein Fußball-Weltmeister der 1970er Jahre. Denn der grüne Punkt fehlt – der grüne Punkt des Gewerbeamtes, der die Konzession bedeutet.

 

„Liebe Gäste, leider mussten wir aufgrund von Unstimmigkeiten mit dem Gewerbeamt Stuttgart unseren Betrieb vorerst wieder einstellen“, so steht’s auf der Tafel am Lokal, von „Carlo & Fanjo“ unterschrieben, den beiden Netzer-Machern, die keineswegs Neulinge in der Gastrobranche sind.

Am Montagabend war die Polizei gekommen und hatte zur späten Stunde die letzten Gäste vor die Tür gesetzt. Das Netzer bleibt vorerst zu. Die städtische Behörde hatte die Schließung veranlasst, weil keine Konzession existiert. Offensichtlich stimmen die Pläne vom Lokal, die beim Gewerbeamt vorliegen, nicht mit der tatsächlichen Bebauung überein. Wie es heißt, gibt es Streit um die Quadratmeterzahl.

Den Wirbel, den die Wirte mit ihrem Facebook-Post („Netzer: stinksauer“) am Montagabend ausgelöst haben, bedauern diese inzwischen. Am Dienstagvormittag löschten sie ihn bereits aus ihrer Chronik. „Wir wollen lieber den Ball flach halten“, sagte Betreiber Carlo Spanu unserer Zeitung. Ganz verstehen können die Netzer-Macher den Streit freilich nicht: Bereits vor sechs Wochen habe das Baurechtsamt grünes Licht für den aufwendigen Umbau im früheren Heller gegeben. Aber sie räumen auch Fehler ein. Offensichtlich haben sie ihre Eröffnung gefeiert, obwohl noch nicht alle notwendigen Papiere vorlagen. Was die Wirte als „Formsache“ sehen, ist für das Gewerbeamt wohl ein Delikt, das für den Auftrag an die Polizei sorgte, das Lokal zu schließen.

„Es liegt keine Konzession für Alkohol vor“, erklärte Jana Braun vom Presseamt der Stadt Stuttgart am Dienstagnachmittag. „Wirtschaften ohne Erlaubnis“, so lautet der Vorwurf, weshalb man gegen die Betreiber eine Anzeige wegen Ordnungswidrigkeit gestellt habe. Die beiden müssten mit einem Bußgeld rechnen. Der Gastraum, erklärte Stadt-Sprecherin Braun weiter, sei erheblich erweitert worden, ohne dass dies von Baurechtsamt genehmigt worden sei.

„Liebe Gäste, wir arbeiten daran, bald wieder für euch da zu sein“, haben die Netzer-Macher am Nachmittag auf ihrer Facebook-Seite gepostet. Am Dienstag stand noch nicht fest, wann das sein wird.

Im Netz hat das Netzer große Wellen geschlagen. Ein Facebook-Kommentar wirft der Stadtverwaltung „mangelndes Feingefühl“ vor.