Unter heftigem Protest sind in der Nacht zum Dienstag in der Landeserstaufnahmestelle in Karlsruhe Flüchtlinge abgeholt worden, um in den Kosovo abgeschoben zu werden.

Karlsruhe - Die Abschiebung von 98 abgelehnten Asylbewerbern ist am Dienstag auf den gewaltfreien Widerstand von Flüchtlingsaktivisten gestoßen. Sowohl vor der Landeserstaufnahmeeinrichtung (Lea) in Karlsruhe als auch auf dem Regionalflughafen Karlsruhe/Baden-Baden protestierten Aktivisten mit Sitzblockaden gegen das Vorgehen der Behörden.

 

Rund 60 Demonstranten versammelten sich nach Mitternacht vor dem Eingang der Lea im Karlsruher Osten. Die Teilnehmer schlugen den Beamten laut einer Mitteilung auf Twitter vor, „die Abschiebung mangels Durchführbarkeit abzubrechen, wie in Magdeburg“. Dort hatten etwa 70 Demonstranten vor einer Woche die Abschiebung eines Flüchtlings aus Eritrea nach Italien verhindert. In Karlsruhe trugen Beamte die Unterstützer zur Seite, wie ein Polizeisprecher mitteilte.

Rund 150 Flüchtlinge hätten wegen abgelehnter Asylanträge abgeschoben werden sollen, sagte der Polizeisprecher. Aber nicht alle seien auch anwesend gewesen. Ein Sprecher des Regierungspräsidiums Karlsruhe sagte, das Charterflugzeug mit Ziel Pristina sei um 9.34 Uhr gestartet. Die Versuche, die angeordnete Rückführung zu verhindern, seien noch massiver gewesen als vor einer Woche.

Seit Beginn des Jahres wurden rund 900 Flüchtlinge vom Flughafen Karlsruhe/Baden-Baden aus abgeschoben, die meisten von ihnen nach Serbien und ins Kosovo. Bei Flüchtlingen aus dem Kosovo soll das Asylverfahren bereits während des Aufenthalts in Einrichtungen der Erstaufnahme abgeschlossen werden, also schon vor einer Verlegung in Unterkünfte der Stadt- und Landkreise. Zurzeit gebe es 1100 Kosovaren in den Einrichtungen der Lea, deren Anträge vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) vorrangig bearbeitet würden.