Ein junger Mann mit einem Luftgewehr hat am Donnerstag einen Großeinsatz der Polizei in der Innenstadt ausgelöst. Was hat der 20-Jährige auf dem Dach gemacht? Und wer bezahlt den Polizeieinsatz?

Stuttgart - Nach dem Großeinsatz der Polizei am Donnerstagabend ist der Mann, der mit einem Gewehr auf dem Dach eines Hauses nahe des Charlottenplatzes gesehen wurde, noch am selben Tag von der Polizei befragt worden. Er befindet sich auf freiem Fuß. Nach den bisherigen Ermittlungen geht die Polizei davon aus, dass der 20-Jährige von einer Wohnung an der Esslinger Straße aus mit seinem Luftgewehr auf das Dach des Hauses gestiegen war. Die Ermittler fanden auf dem Dach mehrere verformte Geschosse, wie sie in Luftdruckwaffen verwendet werden.

 

Der 20-Jährige dürfte auf dem Dach auf die dort vorhandene Blechbeplankung geschossen haben – ob er auch in Richtung anderer Häuser oder Menschen geschossen oder gezielt hat, steht noch nicht fest.

Die Polizei war am Donnerstag mit 250 Mann im Einsatz. Das Bohnenviertel wurde weiträumig abgesperrt. „Wenn ein Bewaffneter in der Stadt gesichtet wird, müssen wir davon ausgehen, dass es sich ein schlimmes Verbrechen handelt“, erklärt der Pressesprecher der Polizei, Stefan Keilbach, das Großaufgebot. Ein Schuss aus dem Luftgewehr sei auf eine Distanz von 20 oder 30 Meter sicher nicht tödlich, so Keilbach. „Doch wir wussten ja zu Beginn des Einsatzes nicht, um welche Art von Waffe es sich handelt“, sagt er.

Das Luftgewehr hat der Mann legal in seinem Besitz. Für dieses Gewehr wird keine Waffenbesitzkarte benötigt. Allerdings ist das Schießen nur im sogenannten befriedeten Besitztum gestattet. Das bedeutet in einem gesicherten Bereich, wo niemand gefährdet wird. Gegen den 20-Jährigen, der bisher bei der Polizei nicht in Erscheinung getreten ist, wird wegen des Verdachts auf einen Verstoß gegen das Waffengesetz ermittelt. Ob ihm die Kosten für den Einsatz von mehr als 20 000 Euro in Rechnung gestellt werden, wird derzeit geprüft.

Wer bezahlt den Großeinsatz?

Am Donnerstagabend war es durch den Einsatz zu erheblichen Verkehrsproblemen in der Innenstadt gekommen. Zudem grassierten in den sozialen Onlinenetzwerken schnell Meldungen, die von einem Amoklauf oder einem Scharfschützen sprachen. „Wir können nicht auf jede Quelle im Internet reagieren“, sagt Keilbach. Man habe jedoch auf der Facebook-Seite der Polizei aktuell und nüchtern über die Bedrohungslage berichtet. Auf die erste Meldung der Polizei habe es mehr als 300 000 Zugriffe gegeben, sagt der Pressesprecher.

Dass sich der 20-Jährige während des Einsatzes selbst in Gefahr befand, will Keilbach nicht in Abrede stellen. „Unsere Spezialkräfte wollen niemanden verletzen. Doch unsere erste Pflicht ist es, die Bürger zu schützen“, sagt er. Die Polizisten müssten dabei innerhalb von Sekundenbruchteilen Entscheidungen treffen.