Die letzte Veranstaltung in einer Böblinger Discothek eskaliert. Die Polizei rückt mit einem Großaufgebot an. Fast 200 Besucher stellen sich den Ordnungshütern zunächst in den Weg.
Böblingen - Mit einer Massenschlägerei und dem Einsatz eines Großaufgebots von Polizeikräften ist in der Nacht zum Sonntag die Ära der Discothek Enjoy unrühmlich zu Ende gegangen. 600 Gäste hatten die Abschiedsparty des beliebten Jugendtreffs an der Bahnhofstraße gefeiert. Doch die Polizei wurde um 2.50 Uhr wegen einer Massenschlägerei mit etwa 30 beteiligten Personen zu der Discothek gerufen. Der Auslöser der Auseinandersetzung ist offenbar der Streit unter jungen Männern um eine Frau gewesen.
Als die Ordnungshüter eintrafen, standen sie aber einer Menschenmenge von fast 200 Partybesuchern gegenüber, die ihnen den Weg versperrte. „Es herrschte eine sehr aggressive Stimmung, zu der sicherlich auch der Alkohol beigetragen hatte“, erklärt Michael Rommel von der Böblinger Polizeidirektion. Unter anderem flogen Flaschen in Richtung der Beamten, außerdem hätten einige junge Leute versucht, auf die Dienstfahrzeuge einzuschlagen, so Rommel.
Polizei tritt zunächst den Rückzug an
Wegen der Übermacht der randalierenden Partybesucher zogen sich die Ordnungshüter zunächst zurück und forderten Verstärkung an, die dann auch aus der Einsatzhundertschaft Stuttgart und 13 weiteren Streifenwagenbesatzungen der Direktionen Ludwigsburg, Esslingen und Waiblingen bestand. Insgesamt waren 72 Polizeibeamte im Einsatz. Laut der Polizei herrschten „fast chaotische Zustände“. Während die Ordnungshüter nach und nach in die Discothek vordrangen, wurden sie immer wieder von Hitzköpfen aufgehalten und bedrängt. Die Polizei versichert, dass keine Schlagstöcke zum Einsatz kamen. Viele der randalierenden Partybesucher machten sich in dem Durcheinander aus dem Staub. Erst kurz nach 4.30 Uhr herrschte Ruhe.
Dennoch wurden in der Nacht mindestens fünf Personen verletzt. Zwei junge Männer, die zu Beginn offenbar an der Massenschlägerei beteiligt gewesen waren, erlitten durch Schläge mit einer Flasche und einem Getränkekühler schwere Kopfwunden. Auch drei Polizeibeamte wurden bei dem Großeinsatz leicht verletzt. Ob weitere Partybesucher Blessuren erlitten, ist nicht bekannt. Denn laut der Polizei suchten viele in dem Durcheinander schließlich das Weite.
Zwei Krawallmacher werden festgenommen
Zwei 26 und 33 Jahre alte Männer wurden aber vorläufig festgenommen. Der jüngere soll versucht haben, einen von der Polizei in Gewahrsam genommenen randalierenden Freund, zu befreien. Beim Älteren wurde ein gefährliches Messer entdeckt. Die Polizei richtete zudem noch in den frühen Morgenstunden eine sechsköpfige Ermittlungsgruppe ein, die Delikten wie Landfriedensbruch, Körperverletzung, versuchter Gefangenenbefreiung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte nachgeht. Zeugen werden gebeten, sich unter der Telefonnummer 0 70 31/13 25 00 bei der Polizei zu melden.
Bereits seit den 60er Jahren wird das Barackengebäude an der Bahnhofstraße als Discothek genutzt. Doch erst in den vergangenen Jahren fiel der Jugendtreff häufiger unangenehm auf. Immer wieder gab es Schlägereien. Das Böblinger Ordnungsamt entzog früheren Discothekenbetreibern vor vier Jahren wegen Verstößen gegen den Jugendschutz die Lizenz. Schon damals hatte die Polizei immer wieder wegen Schlägereien anrücken müssen.
„Albanische Nächte“ haben in Böblingen ein Ende
Vor zwei Jahren übernahm Besmir Dautay die Discothek und bot dort samstags „Albanische Nächte“ mit Auftritten von Sängern und Gruppen vom Balkan an. Dautay bedauert das unrühmliche Ende des Clubs. „Wir haben bei der Schlägerei sofort die Polizei gerufen“, sagt er und ist auch Stunden nach der Eskalation noch sichtlich schockiert. „Wir haben versucht, die Leute zu beruhigen. Aber die Randalierer waren kaum zu bändigen“, sagt Dautay.
Wegen des Baus des geplanten Einkaufszentrums in unmittelbarer Nachbarschaft wird das Discogebäude bald abgerissen. In der Bahnhofstraße herrscht dann Ruhe. Die albanischen Nächte sollen laut Dautay vom Herbst an in einem Club in Filderstadt (Kreis Esslingen) gefeiert werden.