Die geplante Polizeireform beunruhigt die Beamten landauf, landab. In Böblingen steht auch die dortige Polizeischule, eine von fünf im Land, zur Disposition.

Böblingen - Offiziell will das Innenministerium noch keine Details über die geplante Polizeireform im Land bekannt geben. Doch intern rumort es gewaltig bei den Ordnungshütern. Denn es stehen für fast alle Beschäftigten große Veränderungen an. Diese betreffen nicht nur die Polizeidirektionen, die es momentan noch in fast jedem Landkreis gibt und die von 37 auf zwölf reduziert werden sollen, sondern auch die fünf Direktionen der Bereitschaftspolizei im Land.

 

Die Bereitschaftspolizei steht – wie schon ihre Bezeichnung ausdrückt – bereit, wenn sie gebraucht wird. Zum Einsatz kommen die Beamten bei Großeinsätzen wie Demonstrationen, Stuttgart 21-Aktionen oder rund um Fußballstadien bei brisanten Bundesligaspielen. Aber auch die einzelnen Polizeidirektionen können Beamte zu Schwerpunktaktionen wie Verkehrskontrollen oder bei der Verbrecherjagd anfordern. Fünf Standorte gibt es momentan: Göppingen, Bruchsal, Biberach, Lahr und Böblingen. Diese Standorte sollen erhalten bleiben, die Arbeitsbereiche aber konzentriert werden.

Wie dies aussehen könnte, darüber gibt es ganz verschieden Szenarien. Am Böblinger Standort fürchtet man momentan vor allem um die Polizeischule. Rund 350 junge Menschen werden dort jährlich ausgebildet. 30 Monate dauert die Ausbildung für den mittleren Dienst, den die Polizeianwärter teilweise in der Schule und zum anderen Teil in verschiedenen Praxisstellen verbringen. Momentan verfügen noch alle fünf Standorte über eine Schule. Künftig jedoch soll die Ausbildung auf zwei, maximal drei Standorte konzentriert werden. Lahr und Biberach als künftige Ausbildungsorte stehen schon fest – dafür sollen die dort stationierten Einsatzkräfte abgezogen und nach Bruchsal und Göppingen verschoben werden. Die dortigen Schulen sollen dicht gemacht werden.

Die Zukunft Böblingens liegt noch im Dunkeln. Im Gespräch ist, die dortige Schule zu erhalten und die Einsatzkräfte abzuziehen. Andere Szenarien sehen die Schließung der Schule und den Erhalt als Einsatzstelle vor. Denkbar wäre auch, beides zu be- halten: Schule und Einsatzstelle, aber in kleinerer Form.

Erschwert wird die zentrale Planung durch die örtlichen Gegebenheiten. Der Standort der Böblinger Bereitschaftspolizei auf dem Gelände der Wildermuthkaserne, das sich die Bereitschafts- mit der Bundespolizei teilt, liegt eingezwängt zwischen Autobahn und Bahngleisen. Wenn in ein paar Jahren der anvisierte Ausbau der A 81 und der Bau der Querspange kommt, dann muss die Polizei einen Teil ihres Geländes abtreten. Das spreche eher dafür, dass die Einsatzkräfte samt ihrem Fuhrpark und der Technik aus Böblingen abgezogen werden und dafür die Schule erhalten wird, meinen Insider.

In Konkurrenz steht die Böblinger Bereitschaftspolizei nun auch mit den Kollegen der Polizeidirektion in der Talstraße. Denn auch dort weiß man noch nicht, wie es weitergeht. Wird es in zwei Jahren noch das Böblinger Präsidium geben, oder wird dann die Polizeiarbeit von Reutlingen oder Ludwigsburg aus organisiert. Wenig wahrscheinlich scheint es, dass das Innenministerium ein Polizeipräsidium und eine Bereitschaftspolizei mit Schule und Einsatzzentrale in einem Kreis ermöglicht.

Die Unruhe unter den Kollegen sei groß, sagt Hans-Joachim Rérat, ein Sprecher der Böblinger Bereitschaftspolizei. Die geplanten Umstrukturierungen würden aber vor allem die zivilen Angestellten treffen. „Wir Beamte wissen, dass wir irgendwo unterkommen, für die Zivilen wird es hingegen schwierig.“