Ermittlungen im Prekariat: Der „Polizeiruf 110: Endstation“ aus Magdeburg ist weniger ein Krimis als vielmehr ein düsteres Sozialdrama.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Stuttgart - „Ich bin’s einfach leid. Jeden Tag diese Scheiße, dieser kranke Müll. Ich habe einfach keinen Bock, noch kaputter zu enden als Drexler.“ Zuletzt war dieser kaputte Drexler (Sylvester Groth) desertiert, jetzt macht auch noch Kriminalobermeister Mautz (Steve Windolf) die Biege und schickt sich an, den Dienst zu quittieren. Geburtstagslaune kommt beim Jubiläums-Polizeiruf „Endstation“ – gefeiert werden beim MDR runde 45 Jahre – nicht auf. Tief hängt der Nebel über Magdeburg, weit unten im Keller ist die Stimmung im Kommissariat. Der Tod eines Zwölfjährigen bringt für den frustrierten Mautz das Fass zum Überlaufen: Marco bricht auf der Straße tot zusammen, nachdem er auf dem Weg zur Schule brutal zusammen geschlagen wurde.

 

„Wer macht so was?“ fragt Mautz erschüttert. Es ist eine der beiden beherrschenden Fragen des Krimis. Sie führt in den schwer zu ergründenden Kosmos der Schilchows, die eine Wäscherei betreiben und neben ihrer leiblichen Tochter Bella drei schwierige Pflegekinder haben.

Denkbar unterkühlt

Die zweite Frage, die sich der Drehbuchautor Stefan Rogall und der Regisseur Matthias Tiefenbacher für „Endstation“ zurecht gelegt haben, lautet: Wie werden sich Hauptkommissarin Brasch (Claudia Michelsen) und der neue Kollege Dirk Köhler (Matthias Matschke), Drexlers Nachfolger, arrangieren? Die erste Begegnung fällt denkbar unterkühlt aus. „Tach“ ist das einzige Wort, das Brasch für den freundlichen und kommunikativen Familienvater erübrigen kann, später folgt ein genervtes „Können Sie einfach mal die Klappe halten?“ Kollegiale Zusammenarbeit? Nicht mit der Solistin Brasch, die daheim ihren aus der Haft entlassenen Sohn auf der Couch sitzen hat.

„Endstation“ ist mehr düsteres Sozialdrama als Krimi und zeigt die Familie nicht als Hort der Geborgenheit, von dem aus der Aufbruch ins Leben gelingt, sondern als Ort des Scheiterns, als böse Falle.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr