Zumindest die Schauspieler im zweiten Teil der Doppelfolge von „Polizeiruf 110“ überzeugen – zum Beispiel wie Valerie Koch diese rückgrat- und hirnlose Dumm-Tussi spielt, ist ein echtes Glanzlicht.

Stuttgart - Aus der Routine ausscheren, ein Wagnis eingehen: all das haben MDR und NDR mit der Cross-over-Folge „Wendemanöver“ in der „Polizeiruf“-Reihe getan, in der die Magdeburger und Rostocker Ermittler zweimal neunzig Minuten einem komplexen Fall von sogenannter Vereinigungskriminalität auf der Spur waren. Dafür gebührt der ARD ein Lob. Es wäre allerdings schön gewesen, wenn der Mut zum Wagnis noch ein bisschen größer gewesen wäre – und dafür gereicht hätte, beide Teile hintereinanderweg zu senden.

 

So aber lag zwischen beiden Folgen eine ganze Woche, und man hatte als Zuschauer sieben Tage lang Zeit, die ganze komplizierte Geschichte mit all ihren Verwicklungen zu vergessen. Auch wenn der Regisseur und Autor Eoin Moore einigermaßen geschickt, etwa ohne langatmige Rückblende zu Beginn, den Inhalt des ersten Teil rekapituliert: Die Fortsetzung will erst mal nicht mehr so richtig zünden.

Gut, Bukow, der Bullen-Chaot (Charly Hübner), kriegt einen dann doch noch am Wickel, und Drexler wird noch so richtig ausfällig, was man dem schweigsamen Graubrot-Kauer ja nie zugetraut hätte: „Sie sind ein dummes, kaputtes Stück Dreck“, darf er, völlig zu Recht, der Frau (Valerie Koch) an den Kopf werfen, die seinen Geliebten Ferdinand Frey mit einer vorgetäuschten Vergewaltigung für 16 Jahre hinter Gitter gebracht hatte. Und wie Valerie Koch diese rückgrat- und hirnlose Dumm-Tussi spielt, ist ein echtes Glanzlicht. Koch ist in Nebenrollen schon in einigen „Tatort“-Folgen sehr positiv aufgefallen, etwa in dem Stuttgart-Krimi „Freigang“ oder in „Hydra“ aus Dortmund. Nun hat die 1974 in Kirchheim/Teck geborene Schauspielerin, die übrigens derzeit in der ARD-Vorabendserie „Huck“ zu sehen ist, abermals bewiesen, dass sie zu Höherem bestimmt ist.